Hinweise aus dem Labor: Impfungen wohl weniger effektiv gegen Omikron

<p>Hinweise aus dem Labor: Impfungen wohl weniger effektiv gegen Omikron</p>
Illustrationsbild: dpa

Mehrere Forscherteams haben in ersten Labortests festgestellt, dass Antikörper von Geimpften vergleichsweise schlecht auf die neue Omikron-Variante des Coronavirus ansprechen. Es gehe um ein Ausmaß wie bisher bei keiner anderen Corona-Variante. Dazu Fragen und Antworten:


Wie hoch ist die Aussagekraft solcher Untersuchungen?


Inwieweit Omikron die Wirksamkeit der derzeit verfügbaren Impfstoffe tatsächlich beeinflusst, werden erst Studien zu Infektionen bei einer Vielzahl von Menschen oder Auswertungen des laufenden Infektionsgeschehens liefern. Denn zwischen wahrem Leben und Reagenzglas gibt es große Unterschiede. Das komplexe menschliche Immunsystem setzt nicht nur auf bestimmte Antikörper, die man sich als schnelle Eingreiftruppe bei Kontakt mit Krankheitserregern vorstellen kann, sondern auch auf den zweiten Arm der Immunantwort: die sogenannten T-Zellen. Einige davon zerstören körpereigene Zellen, die vom Virus infiziert wurden. Auch sie werden nach der Impfung gebildet und gelten als wichtig für den Schutz vor schwerer Erkrankung. Es sei kaum vorstellbar, dass eine Variante beide Schutzmechanismen aushebeln könnte, hatte Biontech-Gründer Ugur Sahin kürzlich gesagt.


Was bedeuten die bisherigen Ergebnisse für Geimpfte und Genesene?


Auch bei verringerter Wirksamkeit bleibe die Impfung die beste Option, das betonten mehrere Fachleute. Zudem ist das akute Problem noch die Delta-Variante. Nach einer Auffrischimpfung (Booster) oder nach einer Kombination aus Impfung und Infektion hat man deutlich mehr Antikörper und ist besser geschützt. Der Impfschutz vor einer Omikron-Infektion sollte zwar deutlich geringer ausfallen, jedoch gibt sie immer noch den Schutz vor schwerer Erkrankung. Darauf deutet auch eine am Mittwoch veröffentlichte Untersuchung der Impfstoffhersteller Biontech/Pfizer hin.


Was sind die Folgen für Ungeimpfte?


Zwar gibt es aus Südafrika auch Berichte über milde Verläufe. Experten gehen aber nicht davon aus, dass es sich bei Omikron um ein harmloses Virus für jene Menschen handelt, deren Immunsystem weder durch Impfung noch durch Infektion auf Sars-CoV-2 vorbereitet ist. Denn in Südafrika gilt ein hoher Anteil der Menschen bereits als genesen. Ungeimpfte gelten als gefährdet.


Brauchen wir jetzt neue Impfstoffe?


Biontech/Pfizer und Moderna haben nach dem Bekanntwerden von Omikron Arbeiten an einem angepassten Vakzin angekündigt. Man gehe davon aus, den Impfstoff bis März bereitstellen zu können, sofern eine Anpassung für einen höheren sowie langanhaltenderen Schutz notwendig sein sollte, hieß es am Mittwoch von Biontech/Pfizer. Schon lange sagten Fachleute: Impfstoffe, die auf der mRNA-Technologie basieren, könnten relativ schnell an neue Varianten angepasst werden.


Was bringt die Auffrischimpfung jetzt noch?


Biontech/Pfizer betonten am Mittwoch unter Berufung auf vorläufige Ergebnisse von Labortests, dass drei Impfstoffdosen die Omikron-Variante neutralisierten. „Diese ersten Daten lassen darauf schließen, dass eine Auffrischungsimpfung immer noch einen ausreichenden Schutz gegen eine durch die Omikron-Variante ausgelöste Erkrankung jeglicher Schwere bieten kann“, teilte Sahin mit.


Was ist an Omikron so besonders?


Omikron sei die am stärksten von anderen Varianten abweichende Corona-Form, die in der Pandemie in signifikanter Zahl nachgewiesen wurde, hielt die EU-Seuchenschutzbehörde ECDC Anfang Dezember fest. Bei der Entdeckung waren im Virus-Stammbaum keine direkten Vorläufer bekannt. Einige kritische Mutationen von Omikron sind jedoch von anderen besorgniserregenden Varianten bekannt. Mit über 30 Mutationen ist besonders das sogenannte Spike-Protein stark verändert, mit dem das Virus menschliche Zellen entert. Die bisherigen Impfstoffe sind jedoch auf das Spike-Protein des ursprünglichen Coronavirus ausgerichtet. Fachleute sprechen bei dem Phänomen von Immunescape (Immunflucht). Den Effekt gibt es auch bei der Delta-Variante, aber nicht so stark ausgeprägt.

(dpa/jod)

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