Armin Laschet: Wer zu spät geht, auch den bestraft das Leben

<p>Seine Selbstüberschätzung hat die CDU in eine gefährliche Schieflage gebracht: Armin Laschet. Die Union rüstet sich für das große Reinemachen.</p>
Seine Selbstüberschätzung hat die CDU in eine gefährliche Schieflage gebracht: Armin Laschet. Die Union rüstet sich für das große Reinemachen. | Foto: dpa

Steherqualitäten hat man ihm schon öfter attestiert, dem Sohn eines Steigers, dessen Großvater, noch im heute belgischen Hergenrath beheimatet, beim Kaiserlichen Telegraphenamt arbeitete. Doch die haben nicht gereicht, um genügend Wähler zu überzeugen, dass er der Richtige sei, um Deutschland den so bitter nötigen Modernisierungsschub zu geben. Hätte er seinem Konkurrenten als Kanzlerkandidat der Union, Markus Söder, den Vortritt gelassen, als sowohl die CDU-Fraktion im Bundestag als auch die Basis seiner Partei nach diesem Schritt riefen, hätte er der Union und vor allem der CDU einen großen Dienst erwiesen.

Er hat den anderen Weg gewählt und sich gegen sämtliche Umfragewerte und selbst gegen die Vernunft dafür entschieden, als die Nummer eins der Union in den Wahlkampf zu ziehen. Gescheitert ist er nicht – auch wenn das auf den ersten Blick so aussieht – an seinem Kichern während einer Rede des Bundespräsidenten an die Adresse der Flutopfer von Mitte Juli. Ihm ist auch nicht zum Verhängnis geworden, dass er in einem früheren Buch gewisse Passagen ganz offensichtlich „abgekupfert“ hatte, ohne dass das gekennzeichnet gewesen wäre.

Armin Laschet ist an sich selbst gescheitert: Die Wähler, selbst solche, die in ihrem Leben noch nie an einer anderen Stelle als bei der CDU ihr Kreuzchen gemacht hatten, haben der Union und ihrem Kanzlerkandidaten auf Biegen und Brechen die Gefolgschaft verweigert.

Die jüngste Wahl zum deutschen Bundestag vom 26. September hat vieles gezeigt, aber vor allem eines: Der Wähler lässt sich nicht für dumm verkaufen. Auch nicht von einem Kandidaten, der das Sympathische eines Rheinländers hat, der sich mit viel Empathie in andere hineinversetzen kann und kompromissbereit ist. Der Wähler hat lieber dem Verzweiflungskandidaten einer SPD, die viele näher an der Fünf-Prozent-Hürde als am Status einer Volkspartei wähnten, den Vorzug gegeben.

Der darf nun, trotz eines eindeutigen Linksrucks der SPD-Fraktion, mit Grünen und FDP das Zukunftsprojekt (der Mitte) schnüren, das Deutschland so dringend braucht. Armin Laschet mag nun endlich bereit sein, Platz für einen anderen an der Spitze der Union machen. Für ihn gilt aber auch, was einst Gorbatschow so oder ähnlich formulierte: „Wer zu spät geht, den bestraft das Leben“.

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