GAIA: „Verfassung soll auch Tierrechte schützen“

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GAIA kritisiert unter anderem die Massentierhaltung. | Foto: dpa

„Wir knuddeln sie, bürsten ihr Fell, gehen mit ihnen spazieren und lieben sie wie ein Familienmitglied. In belgischen Haushalten leben rund 1,2 Millionen Hunde und fast 2 Millionen Katzen. Kaum schätzen lässt sich die Zahl der vielen anderen Haustiere wie Fische, Kaninchen oder Meerschweinchen, die sich unsere Landsleute in ihren Wohnungen halten. Tierliebe ist typisch belgisch und nahezu jeder empört sich über Tierquälerei, Tierversuche und Massentierhaltung. Allerdings – diese Liebe ist begrenzt, zumindest widerspricht sie den Essgewohnheiten vieler Belgier eklatant. Der Fleischkonsum ist zwar gesunken und der Anteil der Vegetarier/Veganer gestiegen, dennoch essen 85 Prozent der Belgier fast täglich Fleisch und bringen es so auf rund 60 kg pro Jahr“, heißt es in der GAIA-Stellungnahme.

Tiere: Welche rechtlichen Regeln gelten für sie?

„Im Zivilrecht galten juristisch gesehen Tiere lange Zeit nur als ‚Gegenstände‘. Zwar verabschiedete das Parlament am 30. Januar 2020 einen Artikel in das Zivilgesetzbuch, wonach ‚Tiere Empfindungen und biologische Bedürfnisse haben‘; der Tierschutz als Staatsziel hingegen wurde bisher noch nicht in die Verfassung verankert. Andere europäische Länder wie Deutschland, Österreich, die Schweiz, Luxemburg und Slowenien sind da schon weiter. Auch Ägypten, Brasilien und Indien. In der Hierarchie der belgischen Rechtsnormen steht die Verfassung an erster Stelle. Dies bedeutet, dass die nachgeordneten Behörden diese respektieren müssen“, so GAIA weiter.

GAIA: „Höchste Zeit für einen Mentalitätswandel“

In vielen Bereichen sei das Gesetz in Sachen Tierschutz immer noch zu vage, und erlaubt immer noch zu viel Tiermissbrauch. Besonders, wenn es um viel Geld gehe und in großem Stil geschehe. In Hundefarmen zum Beispiel werde mehr Wert auf die Einhaltung der vorgeschriebenen Anzahl Feuerlöscher gelegt als auf die Pflege der Hunde selbst.

„Wir müssen aufhören, Tiere danach zu behandeln, wie sie uns dienen können. Sie sind Individuen mit eigenen Bedürfnissen und eigener Würde“, sagt GAIA-Präsident Michel Vandenbosch. „Der verfassungsrechtliche Schutz von Tieren müsste eine Selbstverständlichkeit sein“. Indem man Tiere als grundsätzlich schützenswerte Individuen und als fühlende Wesen betrachte, würde ihre Bedeutung unterstrichen. „So würde es beispielsweise für Richter künftig schwieriger, Tierquälerei zu verharmlosen. Die Aufnahme der Tierrechte in die Verfassung würde dazu beitragen, dass eine zivilisierte Gesellschaft, die diesen Namen verdient, dafür sorgt, dass auch die Tiere in Würde leben können“, argumentiert GAIA.

Die Organisation ist überzeugt, dass „unsere Gesellschaft dafür bereit ist“. Inzwischen gebe es eine breite Basis für mehr Tierrechte. Tatsächlich habe sich in den letzten zehn Jahren das Bewusstsein hierfür stark verändert. „Die dramatischen Nachrichten über das menschengemachte Artensterben in wertvollen Ökosystemen haben immer größere Ausmaße angenommen. Die Bilder von dem schockierenden Delfinmassaker auf den Färöer-Inseln haben viele Menschen erschüttert. Und durch den Klimawandet könnte fast die Hälfte der Tierarten verschwinden. Eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts IPSOS ergab, dass 86 % der Bevölkerung der Ansicht sind, dass die Tierrechte in das Grundgesetz gehören“, stellt GAIA fest.

„Jedes Tier ist ein emotionales Wesen“

Der Begriff der Tiermisshandlung gehe weit über körperliche Gewalt und Vernachlässigung hinaus. „Ein Kaninchen, das sein ganzes Leben allein in einem kleinen Käfig verbringen muss, gilt ebenfalls als Misshandlung“, sagt Michel Vandenbosch. „Darüber hinaus gibt es so etwas wie organisierte Misshandlung“, fügt der GAIA-Präsident hinzu. Leider sei das das bedauernswerte Schicksal der meisten Tiere. In der Massentierhaltung seien die Lebensbedingungen von Millionen von Tieren schlecht: Legehennen sind in kleinen Käfigen eingesperrt und dürfen kaum mehr tun als Eier legen; Geflügel und Mastschweine werden zusammengepfercht und müssen für möglichst billiges Fleisch so schnell und so viel wie möglich dick werden. Kühe sind zu Melkmaschinen geworden. Ihnen werde so ziemlich alles genommen, was sie zu einem Tier mache und was sie für ein anständiges Leben brauchten. Tiere würden auf eine Funktion reduziert: Eier legen oder so viel Fleisch und Milch wie möglich produzieren. „Was sie wirklich brauchen, um ein würdiges Leben zu führen, wird ihnen nicht gegeben. Und seltsamerweise sind Situationen wie diese immer noch völlig legal. Das muss sich ändern“, so die Forderung von GAIA. Tiere seien keine Dinge, die man auf immer extremere Weise für seine eigenen Interessen ausbeuten kann. Die gesamte Gesellschaft müsse sich dessen bewusst sein. Ghandi habe einmal gesagt: „Den Grad der Zivilisation kann man daran messen, wie ein Volk seine Tiere behandelt“. Auch in Belgien habe man noch einen langen Weg vor sich. „Die Aufnahme von Tieren in die Verfassung wäre deshalb ein erster Schritt in die richtige Richtung, um ihre Rechte auf ein würdiges Leben anzuerkennen. Wir müssen unserer Verantwortung gegenüber unseren Mitgeschöpfen gerecht werden“, so GAIA abschließend. (red/svm)

Weitere Infos: gaia.be

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