Der unwiderstehliche Robert Lewandowski schwärmte von einem „perfekten Tag“, Barca-Schreck Thomas Müller von einem „ganz wichtigen Signal“ an Europas Fußball-Adel. Doch Julian Nagelsmann wollte es nach dem Traum-Start in die Champions League nicht übertreiben. „Das sind Spiele, die in Erinnerung bleiben“, sagte der Trainer von Bayern München zwar sichtlich stolz über das beeindruckende 3:0 beim erschreckend seelenlosen FC Barcelona. Mehr als „ein kleines Schlückchen“ wollte er sich darauf aber nicht „genehmigen“.
Dabei hatten die Nagelsmänner die internationale Konkurrenz an ihrem Rekord-Abend durchaus aufgeschreckt. „Wir haben ein Ausrufezeichen gesetzt“, sagte Kapitän Manuel Neuer. Auch Vorstandschef Oliver Kahn ließ sich nach einem „großen Abend“ von der kollektiven Euphorie anstecken. Der Auftritt, schrieb er bei Twitter, unterstreiche „unsere hohen Ziele und ist ein deutliches Signal“. Sein Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge forderte im Hochgefühl dieses „Meilensteins“ schon den vermeintlichen Top-Anwärter auf den Henkelpott heraus. Er hätte gerne eine Revanche gegen Paris St. Germain, wo im Vorjahr im Viertelfinale Endstation war, sagte er und fügte genüsslich an: „Mal sehen, wer da gewinnt.“
Bald machte in den Katakomben des ehrwürdigen Camp Nou die Frage die Runde, wer diese Mannschaft überhaupt schlagen soll. Mal langsam, sagte Joshua Kimmich, nach dem 5:0 gegen Hertha BSC sei dies erst „unser zweiter souveräner Sieg“ gewesen: „Wir hatten ein paar wilde Spiele.“
Allein der Ort, an dem die Münchner 1999 gegen Manchester United die „Mutter aller Niederlagen“ erlebt hatten, gemahnte zur Demut. Nagelsmann forderte trotz des Gala-Auftritts eine Weiterentwicklung: Nur dann „sind wir einer der Favoriten – wenn nicht, nicht“. Bei Müller traf er damit den Ton. „Wir wissen, dass wir schon noch was zu arbeiten haben“, sagte er.
Vieles aber klappt in dieser frühen Saisonphase schon erstaunlich gut. Das Traum-Duo Müller/Lewandowski sucht in Europa seinesgleichen. Müller legte mit dem siebten Treffer (33.) gegen seinen Lieblingsgegner den Grundstein – kein Spieler war im Europacup gegen die Katalanen erfolgreicher. „Gegen Barca treffe ich gerne“, scherzte Müller. Lewandowski machte mit seinen Toren Nummer 74 und 75 in der Königsklasse den Deckel drauf auf den 18. Auftaktsieg und das 19. Auswärtsduell ohne Pleite nacheinander.
„Ich bin unglaublich froh, sie zu haben“, sagte Nagelsmann über „Müllerowski“.
Auch die Defensive verdiente sich ein Sonderlob. Barcas „Kindergarten“ (Marca) brachte keinen einzigen Schuss aufs Tor – das gab es seit 18 Jahren nicht. Mit dem Abgang von Weltstar Lionel Messi zu PSG sei den Katalanen „die Seele herausgerissen“ worden, sagte Rummenigge, den kümmerlichen Rest des einst stolzen Klubs verteidigten die Bayern ohne Probleme.
„Es ist wichtig, die Gier zu haben, die Stürmer des Gegners aufzufressen und der Berufsbezeichnung Innenverteidiger gerecht zu werden“, sagte Nagelsmann. Das hätten seine Stars um den starken Dayot Upamecano geschafft. Rummenigge würdigte den Neuzugang als „Gewinn für Bayern“ und „ganz wichtigen Transfer“. (sid/tf)
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