Ciao, Belgien: De Bruyne & Co. scheitern bei der EM an Italien

<p>War nach dem Spiel bedient: Kevin De Bryune.</p>
War nach dem Spiel bedient: Kevin De Bryune. | Foto: belga

Die Fußball-Fans schnalzten mit den Zungen. Im zweiten EM-Viertelfinale kam es in der Münchner Allianz Arena zum Duell der beiden Topfavoriten Italien und Belgien. Bei den Roten Teufeln waren vor dem Anpfiff alle Blicke auf Kevin De Bruyne (Knöchelprobleme) und Eden Hazard (Oberschenkel) gerichtet. Dabei oder nicht dabei, das war hier die Frage. Und knapp eineinhalb Stunden vor dem Beginn wurde sie in Person von Cheftrainer Roberto Martinez beantwortet: De Bruyne wurde rechtzeitig fit und wurde in der Startelf beordert. Für Eden Hazard reichte es indes nicht. Der Superstar von Real Madrid war zum Zuschauen verdammt, und das von der Tribüne. Für den Kapitän rotierte Martinez überraschend den erst 19-jährigen Doku in die Anfangsformation.

Die Italiener konnten im EM-Viertelfinale wieder auf Kapitän Giorgio Chiellini zurückgreifen. Der 36-Jährige stand beim Duell der Favoriten in der Startelf von Trainer Roberto Mancini. Chiellini hatte das abschließende Gruppenspiel gegen Wales (1:0) und das Achtelfinale gegen Österreich (2:1 n.V.) wegen einer Oberschenkelverletzung verpasst. Was die taktische Aufstellung anging, starteten die Belgier im 3-4-3-System, die Squadra Azzurra bevorzugte das 4-3-3.

Und das Spiel hielt von Beginn an, was es auf dem Papier versprach: Hüben wie drüben kreierten die Mannschaften, die das Spielgeschehen auf einem hohen Niveau hielten, eine Chance nach der anderen. Auffällig: Fast alle Angriffe der Belgier liefen über Lukaku. Der Angreifer wurde immer wieder vorne gesucht – mit gewissem Erfolg. „Big Rom“ konnte in den ersten zehn Minuten gleich zweimal gefährlich vor dem Gehäuse der Italiener auftauchen (1., 4.).

<p>Zeigte gegen Italien eine gute Leistung: Jungstar Jérémy Doku - hier im Duell mit Nicolo Barella.</p>
Zeigte gegen Italien eine gute Leistung: Jungstar Jérémy Doku - hier im Duell mit Nicolo Barella. | Foto: belga

In der 13. Minute herrschte hinter dem Tor von Donnarumma – dort hatten sich die rund 2.000 anwesenden belgischen Fans versammelt und während des Spiels mächtig Lärm gemacht – Totenstille. Bonucci hatte nach einem Freistoß am langen Pfosten zum 1:0 für Italien abgestaubt. Einige Sekunden später brach plötzlich unter den Belgiern Jubel aus. Der Treffer wurde vom VAR gecheckt, denn ein Italiener stand bei der Hereingabe im Abseits. Kurz darauf wurde das Tor zurecht aberkannt. Es blieb beim 0:0.

In der Anfangsviertelstunde entwickelte sich ein klasse Spiel der beiden Topmannschaften. Belgien war spielerisch einen Tick besser als Italien. Die Squadra Azzurra aber mit viel Einsatz und Herz auf dem Platz. In der 23. Minute hatte Belgien in Person von dem so wichtigen De Bruyne eine Riesenchance. Der Man-City-Profi prüfte Donnarumma mit einem Hammerschuss aus 25 Metern. „Air“-Donnarumma hebte an und kratzte die Kugel aus dem Angel raus. Drei Minuten später hatten die Roten Teufel die nächste klare Möglichkeit. Lukaku ging über rechts in den Strafraum. Der bullige Angreifer schoss – sein Schuss wurde noch leicht abgefälscht. Doch wieder war Donnarumma zur Stelle. Italien konnte sich zu diesem Zeitpunkt bei seinem Keeper bedanken, dass es hier nicht 1:0 für Belgien gestanden hatte.

<p>Ließ sich nach seinem sehenswerten Treffer zum 2:0 von seinen Kollegen feiern: Insigne.</p>
Ließ sich nach seinem sehenswerten Treffer zum 2:0 von seinen Kollegen feiern: Insigne. | Foto: belga

Und mitten in die Drangphase der Belgier hinein fiel das 1:0 für die Italiener (31.) – und diesmal zählte der Treffer! Barella brachte Italien mit 1:0 in Führung. Die Belgier bekamen den Ball nicht aus dem eigenen Strafraum heraus. Italien setzte nach – und die Kugel kam zu Barella, der einen weiteren Gegenspieler stehen ließ und von der rechten Seite einnetzte. Keine Chance für Courtois. Das Tor gab den Italienern mächtig Rückenwind. Bei den Roten Teufel war kurzweilig die Luft raus. Die italienischen Fans in der Allianz Arena waren auf einmal komplett aus dem Häuschen. Von den belgischen Fans auf der Südtribüne war kaum mehr was zu hören. Durch die Unterstützung des zwölften Manns schraubte Insigne in der 44. Minute mit einem schönen Schlenzer in die rechte Ecke den Spielstand auf 2:0 hoch. Auch dieses Mal gab es für Courtois nichts zu halten.

<p>Konnte vom Punkt aus auf 1:2 verkürzen: Romelu Lukaku.</p>
Konnte vom Punkt aus auf 1:2 verkürzen: Romelu Lukaku. | Foto: belga

Kurz vor der Pause keimte aus Sicht der Roten Teufel noch einmal Hoffnung auf. Der Unparteiische hatte einen auf den ersten Blick fragwürdigen Elfmeter für Belgien gepfiffen. Di Lorenzo drückte Doku mit der Schulter weg. Ein klarer Elfmeter war das nicht, aber der Schiedsrichter gab ihn. Lukaku trat an – wer sonst – und verkürzte vor dem Gang in die Kabine mit einem Schuss in die Mitte auf 1:2 (45.). Nach 45. Minuten waren sich alle Zuschauer und Experten einig: Das war das bislang beste Spiel der EM.

In den zweiten 45. Minuten machten die 22 Profis auf dem Feld damit weiter, wo sie vor dem Halbzeitpfiff aufgehört haben: Beide Mannschaften spielten weiter ohne Handbremse. Immer Vollgas nach vorne. Kampf, Leidenschaft und Torraumszenen: Es war alles dabei, was das Fußball-Herz begehrt. In den ersten zehn Minuten des zweiten Durchgangs versuchten die Belgier, kontrolliert nach vorne zu spielen. Aber die Italiener waren bissig und gingen in den Zweikämpfen konsequent dazwischen. Belgien wirkte etwas ratlos. In der 62. Minute wurden die Roten Teufel dann richtig gefährlich: Lukaku verpasste den Ausgleichstreffer nur um Zentimeter. De Bruyne flankte gefährlich in den Strafraum, wo Lukaku am langen Pfosten wartete. Spinazzola ging im letzten Moment dazwischen und verhinderte mit seinem Oberschenkel den Ausgleich. Kurz darauf kreierten die Belgier die nächst Großchance. Mertens spielte den Ball auf Chadli – beide waren kurz zuvor reingekommen – aber Donnarumma war wieder mit den Fingerspitzen dran (70.).

In den letzten 20 Minuten warfen die Roten Teufel alles nach vorne, um den dringend notwendigen Ausgleichstreffer zu erzielen. Aber Italien stand kompakt in der eigenen Hälfte und konnte den heißen Ritt überstehen.

Durch die 1:2-Niederlage ist die EM für die Belgier vorbei. Für die Squadra Azzurra geht das Turnier derweil weiter. Im Halbfinale müssen sich die Italiener am kommenden Dienstag (6. Juli) mit Spanien messen.

Namen · Fakten

Belgien: Courtois - Alderweireld, Vermaelen, Vertonghen - Meunier (59. Chadli (73. Praet), Tielemans (69. Mertens), Witsel, T. Hazard, De Bruyne - Doku, Lukaku

Italien: Donnarumma - Di Lorenzo, Bonucci, Chiellini, Spinazzola (79. Emerson) - Barella, Jorginho, Verrati (74. Cristante), Chiesa (90. Toloi) - Immobile (74. Belotti), Insigne (79. Berardi)

Schiedsrichter: Slavko Vincic

Gelbe Karten: Tielemans – Verratti, Berardi

Tore: 0:1 Barella (30.), 0:2 Insigne (44.), 1:2 Lukaku (Elfmeter, 45.+2)

Zuschauer: 15.000

<p>Zeigte in München eine solide Leistung: Thibaut Courtois.</p>
Zeigte in München eine solide Leistung: Thibaut Courtois. | Foto: belga

Kommentare

  • Trotzdem ein taktisch kluges Spiel von Hazard!

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