Rob Page: Der „EM-Coach“ mit Herz

<p>Der unverhoffte Emotional-Leader der Waliser: Rob Page</p>
Der unverhoffte Emotional-Leader der Waliser: Rob Page | Foto: Photo News

Rob Page ist ein allwetterfester Knochen aus dem südwalisischen Dorf Llwynypia, auf Kohle geboren. Er war Kapitän und Torschütze in allen vier englischen Top-Ligen, ein eisenharter Verteidiger, sein rechter Unterarm ist auffällig tätowiert. Doch nicht nur beim Thema Ryan Giggs wird der „EM-Teammanager“ von Wales ziemlich emotional.

„Er ist ein Freund“, sagt Page, „vergesst das alles mit Cheftrainer und Assistent, mit Interimstrainer. Er ist ein Freund. Wie jeder andere, der uns von zu Hause zusieht, ist er auch ein Fan.“ Auch beim Achtelfinale gegen Dänemark am Samstag (18 Uhr) in Amsterdam.

Weil Ryan Giggs, die Legende des walisischen Fußballs, sich wegen des Vorwurfs häuslicher Gewalt gegen zwei Frauen vor Gericht verantworten muss, steht Page nun im Rampenlicht. Er löst das mit Stolz, Leidenschaft und Hingabe, die Fans lieben ihn. „Unterschätze niemals den Charakter eines Walisers“, sagte der 46-Jährige, nachdem die Drachen es trotz einer Niederlage gegen Italien in die K.o.-Runde geschafft hatten.

<p>Ryan Giggs (rechts, neben Page) muss sich derzeit vor Gericht wegen häuslicher Gewalt verantworten.</p>
Ryan Giggs (rechts, neben Page) muss sich derzeit vor Gericht wegen häuslicher Gewalt verantworten. | Foto: Photo News

Via Baku und Rom nach Amsterdam zu reisen, sei beileibe nicht einfach: „Auf dem Papier sieht das nach einer tollen Idee aus, eine EM in ganz Europa. Aber logistisch ist es ein absoluter Albtraum.“ Und dann, fügte er hinzu, sei da ja auch noch Corona.

Dennoch würde Page selbstverständlich nur zu gerne die erneute Ochsentour nach Aserbaidschan auf sich nehmen. Der Gewinner des Spiels reist zurück nach Baku, um dort am 3. Juli die Niederlande oder Tschechien zu fordern - im Kampf um einen Halbfinalplatz, den sich Wales ja auch als Überraschungsmannschaft bei der EM 2016 geschnappt hatte.

„Wir haben unsere Widerstandsfähigkeit gezeigt. Wir sind zäh.“

Zunächst allerdings ist der Gegner Dänemark, das nach dem Christian-Eriksen-Drama auf einer Welle der Emotionen reitet. Page setzt auf den „phänomenalen Zusammenhalt“ in der walisischen Kabine, in der Superstar Gareth Bale das Wort hat. Rob Page wiederholt: „Unterschätze niemals den Charakter eines Walisers. Ich bin sehr stolz auf mein Team.“

Wales wird nicht rausgehen und die Dänen dominieren, das weiß auch Page, der selbst 41 Länderspiele absolviert hat. Aber: „Wir haben unsere Widerstandsfähigkeit gezeigt. Wir sind zäh.“ Und: „Beim Konter haben wir die besten Spieler Europas.“ Eine mit Blick auf Belgien oder Frankreich recht optimistische Einschätzung.

Aber Rob Page ist auch kein Taktikdozent, er kommt über das Gefühl. Seinen Spielern hat er die Nationalhymne „Hen Wlad Fy Nhadau“ (Altes Land meiner Väter) von 1856, die nur in walisischer Sprache gesungen wird, ins Englische übersetzen lassen. „Ian Hughes aus der Medien-Abteilung hat eine Rede über unsere Hymne gehalten“, berichtete Page: „Sie ist sehr kraftvoll, das war ein emotionales Meeting.“

Ohnehin, sagt Page, „überstimmt mein Herz manchmal meinen Kopf“. Auch beim Thema Ryan Giggs? Das ist offen. Giggs hat auf unschuldig plädiert. (sid/tf)

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment