Miesen: Gehen in Belgien bald die Lichter aus?

<p>Die Zahlen der föderalen Energieministerin zeigen unter anderem, dass Belgien immer noch auf Atomstrom angewiesen ist, um den Strombedarf zu sichern. Hier ein Blick auf das Atomkraftwerk von Tihange bei Huy.</p>
Die Zahlen der föderalen Energieministerin zeigen unter anderem, dass Belgien immer noch auf Atomstrom angewiesen ist, um den Strombedarf zu sichern. Hier ein Blick auf das Atomkraftwerk von Tihange bei Huy. | Foto: belga

Diese Berichte habe er zum Anlass genommen, der föderalen Energieministerin Tinne Van der Straeten (Groen) generelle Fragen zum Stand der Energiewende und der Stromproduktion zu stellen. Die Antworten der Ministerin lieferten interessantes Zahlenmaterial, welches Vergleiche über mehrere Jahre hinweg erlaube. „So führt sie an, dass die Netto-Stromproduktion in den letzten Jahren, sprich zwischen 2016 und 2020, immer bei rund 86 Terrawattstunden (TWh) lag – mit einer Ausnahme: 2018. In diesem Jahr lag eine signifikante Unverfügbarkeit der Kernzentralen vor, sodass die Stromproduktion um circa 12 TWh zum Vorjahr einbrach.“ Dazu Alexander Miesen: „Die Zahlen zeigen uns, dass die Atomstromproduktion in Belgien einen nicht ganz unerhebliche Rolle in der allgemeinen Stromproduktion spielt. Das ist ein Fakt, den wir zur Kenntnis nehmen müssen, wenn wir über die Energiewende und Stromversorgung sprechen.“

Er verweist allerdings auch auf die Einfuhrzahlen, die die föderale Ministerin ihm geliefert habe. Demnach sei in den letzten Jahren Strom aus mehreren Ländern eingeführt worden, darunter Deutschland, die Niederlande, Großbritannien und Frankreich. Deutschland sei erst seit 2020 zu einem Stromlieferanten Belgiens geworden, Großbritannien bereits 2018. „Ich stelle fest, dass wir vermehrt Strom einführen, denn zwei Länder wurden erst kürzlich zu Lieferanten. Das ist nicht weiter dramatisch, jedoch teilte uns die Ministerin mit, dass sie nicht über die genaue Herkunft des importierten Stroms Bescheid wisse. Wenn wir also nun in eine Situation kommen, in der wir die Atommeiler abschalten, aber dann vermehrt Atomstrom aus anderen Ländern importieren, dann betreiben wir Augenwischerei“, so der Senator.

Diese Zweifel seien berechtigt, denn aus den Zahlen des föderalen Wirtschaftsministeriums (FÖD Wirtschaft) gehe hervor, dass die Atomkraftwerke im Jahr 2020 schätzungsweise für gut 39 Prozent der totalen Stromproduktion unseres Landes verantwortlich waren. Demgegenüber ständen 28 Prozent aus erneuerbaren Energien, wovon nur 14 Prozent durch Windenergie geliefert wurde. Positiv bewertet der Gemeinschaftssenator, dass es mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien vorangeht, denn ihr Anteil sei zwischen 2019 und 2020 von 22 auf geschätzt 28 Prozent gestiegen.

„Dieser Ausbau ist bitter nötig, denn die Ministerin hat in ihrem Schreiben den Ausstieg aus der Kernenergie im Jahr 2025 nochmals bekräftigt. Deshalb begrüße ich ausdrücklich ihren Einsatz, die Folgen des Ausstiegs abfedern zu wollen.“

Neben dem Aspekt der Stromversorgung spiele auch die Bezahlbarkeit des Stroms eine wichtige Rolle in den Augen des PFF-Politikers. „Es freut mich, dass auch die Ministerin der Meinung ist, dass eine bezahlbare Stromrechnung das A und O ihrer Arbeit sein muss. Diese Bezahlbarkeit soll durch eine genaue Beobachtung der Entwicklung des Strompreises gesichert werden“, denkt er.

Die Ministerin komme auch auf seine Frage bezüglich der Stromversorgung für die E-Mobilität zurück, berichtet Alexander Miesen. Sie gehe dabei auf den nationalen Energie- und Klimaplan ein, der unter anderem eine Einführung der E-Mobilität beschreibt. Diese soll dazu beitragen, die Ziele der EU und Belgiens in Bezug auf Energie und Klima zu erreichen. So sollen im Jahr 2030 1,5 Millionen E-Autos auf belgischen Straßen fahren – mit einem Gesamtstrombedarf von 3,6 TWh.

Dazu Miesen: „Diese 1,5 Millionen E-Autos sind aber nur die Spitze des Eisbergs des föderalen Energieplans. Der Plan zeigt deutlich, dass wir noch viel vor uns haben, denn 1,5 Millionen Autos decken nicht den belgischen Automobilmarkt ab. Entsprechend wird der Strombedarf weiter steigen. E-Autos einzuführen, ist schön und gut, aber sie sind erst dann als grün zu bezeichnen, wenn deren Produktion und Stromversorgung auch grün und sauber ist. Hier ist ein Kraftakt vonnöten, wenn wir das alles bis 2030 bewerkstelligen möchten. Eins kann uns aber alle beruhigen: In Belgien gehen nicht so schnell die Lichter aus – auch mit Dank an unsere direkten Nachbarn.“ (red/sc)

Kommentare

  • Miesen scheint in der Tat der einzige Politiker Belgiens zu sein, der den Irrsinn einer "Energiewende" ins nichts, kritisch hinterfragt. Ohne jeglichen Grund, allein aus einer religiös fanatisch geprägten Klimarettungsparanoia, wird ein funktionierendes System an die Wand gefahren. Eine Ministerin, die ihre absolute Inkompetenz auch noch zugibt, darf weiterhin die Energiegeschicke eines Landes lenken und an- und abschalten, so wie es gerade in den Kram passt. Wer "glaubt" volative AE's würden da etwas bewirken, strotzt nur so vor Realitätsverweigerung.

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