Kiel gegen Köln: Was bewirkt der Faktor Zuschauer?

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Wer macht das Rennen, Köln oder Kiel? | Bild: picture alliance/dpa/AFP Pool

Nach dem Hinspielerfolg ist der Optimismus rund die Kieler Förde gewaltig. Die euphorischen Fans von Fußball-Zweitligist Holstein Kiel sind kaum zu bremsen. Auch die Mannschaft ist zuversichtlich, dass es mit dem erstmaligen Aufstieg eines schleswig-holsteinischen Vereins in die Bundesliga klappt. Dagegen musste der 1. FC Köln in den vergangenen drei Tagen aus dem mentalen Loch nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel finden. „Der Druck liegt bei Köln“, sagt Holstein-Trainer Ole Werner.

ZUSCHAUER: Erstmals seit dem 24. Oktober 2020 dürfen wieder Zuschauer ins Holstein-Stadion. Vor sechs Monaten sahen 2239 Fans die 1:3-Niederlage gegen Greuther Fürth. Als ein schlechtes Omen sehen die Fans das aber nicht an. Diesmal dürfen 2334 Holstein-Anhänger in die 15 034 Plätze bietende Arena, um in der wichtigsten Partie der Norddeutschen in dieser Saison ihr Team zu unterstützen. Das Ganze firmiert als Modellprojekt unter strengen Corona-Regeln und wissenschaftlicher Begleitung.

ERFAHRUNG: Geht es um Kenntnis von Atmosphäre und Anspannung in der Relegation, hat Kiel die Nase vorn. Die Norddeutschen bestreiten zum dritten Mal Aufstiegsduelle. 2018 scheiterten sie im Rennen um den Bundesliga-Aufstieg am VfL Wolfsburg mit zwei Niederlagen (1:3, 0:1). 2015 verpassten sie als Drittligist gegen 1860 München (0:0, 1:2) den Einzug in die 2. Bundesliga. Für die Kölner ist der Nervenkitzel Relegation neu.

TRADITION: Holstein Kiel baut auf die Tradition in der Relegation. Wer nach dem Hinspiel gewinnt, schafft meist auch den Gesamtsieg. 14 Mal war das in 22 Duellen so. Sechs Partien waren im Hinspiel unentschieden ausgegangen. Nur zwei Teams widerfuhr das bittere Aus nach siegreichem Hinspiel. Das ist allerdings lange her: 1986 erwischte es Fortuna Köln, 1988 Darmstadt 98. Und die hatten im Rückspiel kein Heimrecht.

TORE: Das Toreschießen ist Kölns Sache nicht. In der Bundesliga traf der FC lediglich 34 Mal. Nur zwei Teams waren schlechter (Schalke 25, Bielefeld 26). Die Kieler geben einen anderen Takt vor: Sie erzielten in der Zweitliga-Saison 55 Treffer. Auch in der Abwehr präsentierten sich die Norddeutschen stabil: Sie kassierten als beste Defensive der 2. Liga lediglich 35 Gegentreffer, die Kölner mussten als zweitschlechteste Mannschaft in dieser Wertung 60 Gegentore hinnehmen.

HISTORIE: Erstklassigkeit ist im Kieler Fußball eine Vokabel unbekannten Klangs. Ihre größte Zeit hatte die KSV vor dem Ersten Weltkrieg: 1912 wurde der Verein deutscher Meister. Zweimal (1910, 1930) sprang Platz zwei heraus. Seit vier Jahren spielen die Kieler in der 2. Bundesliga. Anders die Kölner: Nach dem Titelgewinn 1961/62 holte das Gründungsmitglied der Bundesliga in den Spielzeiten 1963/64 und 1977/78 die Schale sowie viermal den DFB-Pokal (1967/68, 1977/78, 1976/77, 1982/83). Jetzt droht dem FC der allerdings schon siebte Abstieg in die Zweitklassigkeit. (dpa)

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