Versuchslabor Wembley: Fanrückkehr auf der Insel

<p>Im Februar 2019 fand das englische Ligapokal-Finale im Wembley noch vor 81.775 Zuschauern statt. Damals gewann Manchester City (mit Kevin De Bruyne und Vincent Kompany) gegen Chelsea (mit Eden Hazard) im Elfmeterschießen.</p>
Im Februar 2019 fand das englische Ligapokal-Finale im Wembley noch vor 81.775 Zuschauern statt. Damals gewann Manchester City (mit Kevin De Bruyne und Vincent Kompany) gegen Chelsea (mit Eden Hazard) im Elfmeterschießen. | Foto: dpa

Am 25. Mai steigt in England das Ligapokal-Finale zwischen Manchester City und Tottenham Hotspur. Dann, wenn sich unter anderem Kevin De Bruyne und Toby Alderweireld gegenüberstehen, soll dass Wembleystadion mit 8.000 Zuschauern gefüllt sein und zum größten Versuchslabor auf der Insel werden.

Doch das groß angelegte Pilotprojekt zur Fanrückkehr startet schon an diesem Wochenende: Das FA-Cup-Halbfinale zwischen Leicester City um Youri Tielemans, Denis Praet und Timothy Castagne und Southampton mit 4.000 Anhängern ebenfalls im englischen Nationalheiligtum ist das erste von neun Testevents bis Mitte Mai in Sport und Kultur mit Zuschauern.

Das ambitionierte Ziel: Vollbesetzte Ränge noch 2021 – am liebsten schon bei der EM im Sommer. Dann finden in Wembley neben den drei englischen Gruppenspielen und einem Achtelfinale auch die beiden Halbfinals und das Endspiel statt. Am 21. Juni sollen auf der Insel alle sozialen Beschränkungen fallen – einen Tag vor dem dritten EM-Gruppenspiel der Three Lions gegen Tschechien in London.

Weit über 32 Millionen Menschen haben auf der Insel bereits ihre erste Impfdosis erhalten.

Auch zur Snooker-WM in Sheffield sollen ab Samstag sukzessive mehr Fans zugelassen werden, bis das Crucible Theatre zum Finale am 2./3. Mai mit rund 1.000 Zuschauern voll ausgelastet sein soll. Beim FA-Cup-Finale am 15. Mai erneut in Wembley sind 21.000 Anhänger vorgesehen. Die Premier League plant spätestens in der darauffolgenden Woche erstmals seit Dezember wieder mit Publikum in den Stadien; in der neuen Saison ab Mitte August will Ligaboss Richard Masters volle Tribünen sehen.

Möglich macht dies das atemberaubende Impftempo auf der Insel, wo schon weit über 32 Millionen Menschen ihre erste Dosis erhalten haben. Eine entsprechende Bescheinigung könnte künftig als Eintrittskarte für Sport- und Kulturveranstaltungen dienen.

Beim League-Cup-Finale sieht der Plan noch anders aus. Wer eines der begehrten Tickets ergattert hat – Personen unter 18 sind ebenso ausgeschlossen wie Schwangere oder Risikopatienten –, muss sich einem Schnelltest unterziehen. Beim Einlass sollen Einbahnstraßen-Systeme den Andrang entzerren, außerdem ist ein PCR-Test vor und fünf Tage nach dem Spiel erforderlich. Mit den gewonnenen Daten will die Regierung im Rahmen ihres Events Research Programme (ERP) herausfinden, wie hoch die Ansteckungsgefahr ist.

„Meilenstein“, „Lernerfahrung“ oder „verfrüht“

Rick Parry, Chef der English Football League, die den Wettbewerb organisiert, spricht von einem „Meilenstein“. Für Sportstaatssekretär Nigel Huddleston ist es schlicht „eine Lernerfahrung“; Premierminister Boris Johnson erwartet seinen Report bis Ende Mai.

Auch andere Sportarten erwarten ihn gespannt: Wimbledon hofft nach der Absage 2020 ab 28. Juni auf Tennis vor Fans, die Formel 1 soll am 18. Juli in Silverstone nicht vor verwaisten Tribünen Gas geben. Und die Veranstalter des London-Marathons planen mit Zehntausenden Teilnehmern auf wie neben der Strecke im Oktober.

Kritiker halten die Rückkehr der Massen jedoch für verfrüht. Sie verweisen auf das Frühjahr 2020 mit Corona-Hotspots beim Champions-League-Spiel zwischen Liverpool und Atletico Madrid oder beim Pferderennen-Festival in Cheltenham. (sid/tf)

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