Corona-Impfungen starten in Europa – Belgien beginnt am Montag

<p>Die 100-jährige Ruth Heller (l) wird im Pflegeheim Agaplesion Bethanien Sophienhaus von Impfarzt Fatmir Dalladaku (r) gegen das Coronavirus geimpft. Am Sonntag haben die Corona-Impfungen mit dem Covid-19 Impfstoff von Biontech/Pfizer in Deutschland begonnen.</p>
Die 100-jährige Ruth Heller (l) wird im Pflegeheim Agaplesion Bethanien Sophienhaus von Impfarzt Fatmir Dalladaku (r) gegen das Coronavirus geimpft. Am Sonntag haben die Corona-Impfungen mit dem Covid-19 Impfstoff von Biontech/Pfizer in Deutschland begonnen. | Foto: dpa

Eine erste Lieferung von 9.750 Impfstoffen von Pfizer/Biontech traf am Samstagmorgen im Verteilungszentrum in Löwen ein. Sie werden am Sonntag aufgetaut, sodass die ersten Impfungen Belgiens am Montag in drei Pflegeheimen vorgenommen werden können: im Zentrum Sint-Pieters in Puurs-Sint-Amands, im Zentrum Notre Dame de Stockel in Woluwe-St-Pierre und im La Bonne Maison de Bouzanton in Mons. Etwa 500 der am Samstag ausgelieferten Impfstoffe sind für diese Zentren reserviert.

Wenn sich ein Bewohner eines Pflegeheims entscheidet, sich nicht impfen zu lassen, kann er dies tun, da die Impfung nicht verpflichtend ist. „Es ist ein freiwilliger Akt“, betonen die belgischen Experten. „Jeder Bewohner wird seine Wahl treffen können. Die Frage wurde bereits für die ausgewählten Heime gestellt, und die überwiegende Mehrheit der Bewohner möchte geimpft werden. Einige wenige weigern sich, aber natürlich können sie das tun“, erklärte Dirk Ramaekers, medizinischer Leiter des Jessa-Krankenhauses in Hasselt, der Nachrichtenagentur Belga.

Manche Menschen haben Angst vor möglichen Nebenwirkungen wie allergischen Reaktionen, doch Impfarzt Pierre Van Damme klärt auf: „Allergien auf Nahrungsmittel, Latex, Penicillin oder Heuschnupfen sind keine Kontraindikationen. Was wir genau beobachten, sind Menschen, die allergisch auf die Bestandteile des Impfstoffs reagieren. Das gilt auch für jemanden, der in der Vergangenheit eine anaphylaktische Reaktion auf einen anderen Impfstoff hatte.“ Ein Arzt in jedem Zentrum soll im Falle einer allergischen Reaktion jederzeit eingreifen können, erklärten die Experten weiter.

In Italien sind unterdessen zum Start der Impfkampagne gegen das Coronavirus die ersten Menschen geimpft worden. Wie auf Bildern des Gesundheitsministerium zu sehen war, wurden am Sonntagmorgen mehreren Männern und Frauen die Spritzen verabreicht. Von Rom aus lieferte das Militär noch in der Nacht zu Sonntag erste Pakete mit Corona-Impfstoffen im gesamten Land aus.

„Dieses Datum wird uns für immer in Erinnerung bleiben“, schrieb Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte. Italien beginne mit den Impfungen beim Gesundheitspersonal und den am stärksten gefährdeten Gruppen und erweitere dann nach und nach die Möglichkeit, sich impfen zu lassen, auf die gesamte Bevölkerung, erklärte Conte.

In Berlin haben die Impfungen gegen das Coronavirus ebenfalls begonnen. In einem Pflegeheim in Berlin-Steglitz bekam am Sonntagmorgen eine 101 Jahre alte Seniorin eine Spritze mit dem Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und des US-Pharmariesen Pfizer. Für den Start hat Berlin nach Angaben der Gesundheitsverwaltung zunächst 9.750 Impfdosen erhalten.

In einem Seniorenzentrum in Halberstadt in Sachsen-Anhalt waren bereits am Samstag die ersten Bewohner und Mitarbeiter geimpft. Der Landkreis Harz wollte nicht bis Sonntag warten. Die 101-jährige Edith Kwoizalla wurde als erste Deutsche geimpft, ebenso rund 40 der 59 Bewohnerinnen und Bewohner. Von den rund 40 Mitarbeitern wollten sich zehn spritzen lassen.

Auch in Berlin sollen Mitarbeiter von Pflegeheimen parallel geimpft werden. Dafür geht am Sonntagnachmittag (14 Uhr) das mit 80 Impfkabinen größte der sechs Berliner Impfzentren in Betrieb. Es wurde in der Arena-Halle in Treptow aufgebaut, in der sonst Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden.

Derweil hat sich der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis vor laufenden Fernsehkameras gegen das Coronavirus impfen lassen. Er besuchte am Sonntagmorgen das Zentrale Militärkrankenhaus in Prag und gab damit den Startschuss für das Impfprogramm in seinem Land. Es gehe ihm gut, sagte der 66-Jährige anschließend im öffentlich-rechtlichen Sender CT. „Ich spüre noch nichts.“ Neben Babis wurde auch die 95 Jahre alte Weltkriegsveteranin Emilie Repikova geimpft. „Es hat ein klein wenig gepikst - das war alles“, sagte die Seniorin.

Babis hatte zuvor auf einer Pressekonferenz erklärt, er wolle mit gutem Beispiel vorangehen. Er warnte vor Fake-News-Seiten im Internet. „Die Leute müssen keine Angst haben“, sagte der Multimilliardär und Gründer der populistischen Partei ANO.

Der Impfstoff von Pfizer/Biontech benötigt zwei Injektionen, um gegen das Coronavirus wirksam zu sein. Die zweite Injektion erfolgt nach 21 Tagen mit einer möglichen Differenz von drei Tagen davor oder danach. „Wenn die Impfung verschoben werden muss, z. B. wegen eines hohen Fiebers, wird die Impfung so bald wie möglich nach der Genesung nachgeholt. In diesem Fall kann die 21-Tage-Frist überschritten werden“, erklärte der belgische Impfarzt Pierre Van Damme. (dpa/belga)

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