„Totalitäre“ Demokratie

Sehr geehrter Herr Ortman, dass Sie Ihre Würde nicht beeinträchtigt sehen, liegt wohl daran, dass Sie den Glauben der Regierung an die Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen teilen. Ich spreche von Glauben, da von Gewissheit keine Rede sein kann, denn der Einzelne kann nach bestem Wissen und Gewissen durchaus zu der persönlichen Überzeugung gelangen, dass die Corona-Regeln unverhältnismäßig, nutzlos, oder gar schädlich seien. Nun ist die Gedankenfreiheit, die in den meisten westlichen Verfassungen in Form von Meinungs- und Religionsfreiheit verankert ist, ein wesentliches Merkmal der Würde des Menschen.

Wenn Sie es also nun vertretbar finden, dass ich entgegen meiner Überzeugung gezwungen werde, eine Maske zu tragen oder meine menschlichen Kontakte drastisch einzuschränken, nur weil Sie oder eine Mehrheit von Gleichgesinnten an der diesbezüglichen Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit glauben, vergreifen Sie und Ihre Gleichgesinnten sich an meiner Würde. Wenn dann noch diese Maßnahmen im Hauruckverfahren, ohne parlamentarische Konsensbildung und ohne Prüfung der Verfassungsmäßigkeit von einzelnen Regierenden erlassen werden und darüber hinaus derart brutal die Selbstbestimmung beschneiden, kann man durchaus totalitäre Charakterzüge erkennen. Da hilft es wenig, wenn die Entscheider irgendwann demokratisch gewählt wurden. Stimmrecht alleine schützt vor Diktatur nicht, denn eine Demokratie, welche der Mehrheit erlaubt, die Würde der Minderheit zu missachten, ist eine Diktatur!

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