Reisekrankheiten in Europa

<p>Zeckenschutzmittel sind ein wirksamer Schutz. Sie sollten rechtzeitig aufgetragen werden.</p>
Zeckenschutzmittel sind ein wirksamer Schutz. Sie sollten rechtzeitig aufgetragen werden. | Foto: Silvia Marks/dpa

Steht eine Fernreise an, ist der prophylaktische Besuch beim Arzt für viele Reisende selbstverständlich. Doch auch in europäischen Ländern sollte man nicht völlig unbedarft reisen. Einige Reisekrankheiten, die wir nur in der Ferne vermuten, treten auch in Europa auf. Daher ist vernünftige Körperhygiene, Achtsamkeit bei der Lebensmittelwahl und Schutz vor Mücken und Zecken wichtig. Unter Reisekrankheiten versteht man all die gesundheitlichen Risiken, „mit denen ein Reisender in seiner Heimat eher nichts zu tun hat“, erklärt Christian Schönfeld, der als Arzt für Reise- und Tropenmedizin für die Charité Berlin arbeitet. Abhängig sind diese immer von den Hygienestandards und dem Klima am Reiseziel.

Gründliches Händewaschen ist guter Schutz: So kann eine Durchfallerkrankung sowohl in der Heimat, als auch im europäischen Ausland auftreten. „Von Norden nach Süden gibt es in Europa ein Hygienegefälle“, sagt Schönfeld. Daher sind Infektionskrankheiten in Südeuropa wahrscheinlicher. Auch mit der Grippe beschäftigt sich der Reisemediziner, weil sie zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten an verschiedenen Orten der Welt ausbricht. Um diese Krankheiten zu vermeiden, ist das Wichtigste das regelmäßige und gründliche Händewaschen mit Seife. „Seife entfernt Dreck, Fette, sowie die darunterliegenden Keime und Erreger massiv“, so Schönfeld. Ist die oberste Schmutzschicht von der Haut entfernt, kann im zweiten Schritt ein Desinfektionsmittel verwendet werden.

Leitungswasser besser abkochen: Einen anderen Tipp gibt der Reisemediziner zum Leitungswasser. „Bei uns sind mehrstufige Kläranlagen die Regel. Woanders kann es passieren, dass Wasser direkt aus dem Erdreich abgepumpt wird.“ Und da in jenem Grundwasser mitunter auch Abwässer entsorgt werden, ist Vorsicht geboten. Reisende sollten Trinkwasser im Zweifel lieber abkochen oder in Plastikflaschen kaufen. Das ist zwar schlecht für den Plastikverbrauch, aber in wärmeren Ländern besser für die eigene Gesundheit.

Siedendes Wasser tötet Krankheitserreger ab: Lebensmittel, die in den betroffenen Ländern mit Grundwasser gewässert werden, sollten eher nicht gegessen werden. Dazu zählt beispielsweise roher Salat. Durch die häufige Wässerung könnten sich viele Bakterien und Viren an den Lebensmitteln befinden. Obst sollte lieber geschält, Gemüse vor dem Verzehr gut abgekocht werden. Möchte man nicht auf etwas Frisches verzichten, so kann man etwa Tomaten vor der Zubereitung mit siedendem Wasser übergießen. Das tötet die meisten Krankheitserreger ab. Schönfeld empfiehlt außerdem, vorsichtig zu sein „bei allen Lebensmitteln, die man Zuhause im Kühlschrank lagert“. Ungekühlt geht von diesen Lebensmitteln ebenfalls eine Ansteckungsgefahr aus.

Seife hilft auch nach einem Tierbiss: Es empfiehlt sich außerdem immer etwas Seife dabei zu haben. „Seife ist auch der ideale Tipp, wenn man mal von einem Tier gebissen wurde“, sagt Schönfeld. Wenn man nach einem Biss durch einen Hund die Wunde 10 bis 15 Minuten mit Seife auswäscht, hat man „viele Keime beseitigt und die Entzündungsgefahr drastisch reduziert“, so Schönfeld. Falls sich in der Wunde auch Tollwutviren befinden, würde man sie durch die Seife teilweise zerstören. Denn dabei werden die „Tollwutviren entfettet und sie verlieren ihre Infektiosität“. Tollwut ist in Europa in den letzten Jahren zwar erheblich zurückgegangen. Inzwischen wird die Krankheit in Deutschland nur noch von Fledermäusen übertragen. In Süd- und Osteuropa sind aber Hunde die Hauptüberträger. Tollwut können Reisende vor allem durch vorsichtiges Verhalten vermeiden. Wenn Abstand zu wilden Tieren gehalten wird, reduziert sich die Ansteckungsgefahr erheblich. Daher empfiehlt Schönfeld eine Impfung gegen Tollwut nur Langzeitreisenden.

Impfkalender beachten: „Südlich der Alpen und östlich der Oder sollte man an Hepatitis A denken und impfen“, rät Schönfeld. Gegen Typhus empfiehlt der Experte keine Impfung, da sie „nur zu 60 Prozent Schutz bietet“ und es in Europa in den letzten Jahren nur zu wenigen Typhus-Erkrankungen kam. Auch gegen Typhus ist Hygiene der beste Schutz.

Nicht-heimische Mückenarten breiten sich aus: Um den idealen Schutz geht es auch beim Thema Mücken und Zecken. „Weltweit gibt es etwa 3.500, hierzulande wohl 50 Stechmückenarten“, informiert das Gemeinschaftsprojekt Mückenatlas vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung und vom Friedrich-Loeffler-Institut. Allerdings begünstigen „Klimawandel und Globalisierung die Einschleppung nicht-heimischer Arten“. Generell können Mücken Chikungunya-, Dengue-, Gelbfieber- und West-Nil-Virus übertragen. Da solche Krankheiten in Europa selten vorkommen, ist die Ansteckungsgefahr zwar gering. Dennoch kam es schon in Südeuropa zu Krankheitsfällen von Dengue- und Chikungunya-Fieber.

Lange Kleidung schützt vor Stichen: Gegen Mückenstiche hilft vor allem lange Kleidung. Moskitonetze sind gegen nachtaktive Mücken nützlich. Grundsätzlich sollte man sich Tag und Nacht schützen, da sowohl tag- als auch nachtaktive Mücken Krankheiten übertragen. Wirkungsvoll sind dabei auch Mückenschutzmittel zum Auftragen auf der Haut. Diese Mittel sorgen dafür, dass die Insekten den Geruch des Menschen nicht mehr wahrnehmen. (dpa)

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