Formel 1: Max Verstappen stoppt den Mercedes-Lauf

<p>Max Verstappen (rechts) zog erst in der Endphase an Charles Leclerc vorbei.</p>
Max Verstappen (rechts) zog erst in der Endphase an Charles Leclerc vorbei. | Foto: Isopix

Die Rennkommissare werteten das Überholmanöver des 21 Jahre alten Niederländers am Sonntag in Spielberg als Rennzwischenfall. Das gaben sie über drei Stunden nach der Zieldurchfahrt bekannt.

Drei Runden vor Schluss hatte Verstappen den in Führung liegenden Charles Leclerc attackiert. Verstappens Red-Bull-Rennwagen und Leclercs Ferrari berührten sich dabei, Leclerc musste ausweichen und die Führung abgeben.

Sebastian Vettel dagegen haderte mit Technik-Problemen, einem Startplatz im Mittelfeld und einer schläfrigen Boxencrew - fuhr mit einer starken Aufholjagd aber immerhin auf den vierten Platz.

Mann des Tages war zweifellos Verstappen. Der Niederländer fuhr beim Heimspiel seines Red-Bull-Rennstalls trotz eines schwachen Starts wie entfesselt, Zehntausende Fans in Oranje sahen die vielleicht spannendste Schlussphase der Saison, als er im Duell der Jungstars Leclerc niederrang.

Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes, der sich zuvor alle Siege dieser Saison mit Bottas aufgeteilt hatte, wurde Fünfter. Nico Hülkenberg landete im Renault auf dem 13. Platz. Im WM-Klassement führt Hamilton (197 Punkte) weiter souverän vor Bottas (166) und Verstappen (126). Vettel (123) fiel auf den vierten Gesamtrang zurück.

Das Rennen am Sonntag war Abschluss eines aufreibenden Wochenendes, das die Formel 1 nach dem Langeweiler in Frankreich dringend benötigte. Das wohl wildeste Qualifying in diesem Jahr hatte am Samstag für einen ungewohnten Mix in der Startaufstellung gesorgt. Der Ferrari konnte auf den langen Geraden des Red-Bull-Rings seine Stärken wie erwartet bestens ausspielen, und Leclerc fuhr souverän zur Pole.

Eine defekte Druckluftleitung zum Motor beendete Vettels Qualifying vorzeitig, und vielleicht war der Hesse daran nicht ganz unschuldig. Wie Teamchef Mattia Binotto mitteilte, sei der Schaden vielleicht durch einen zu harten Ritt über die Kerbs entstanden. An der Spitze des Feldes war Leclerc der erste Ferrari-Pilot seit Michael Schumacher im Jahr 2003, der von der Pole Position in einen Großen Preis von Österreich startete. Und der Monegasse machte sich gut in dieser Rolle, kam fehlerfrei weg und behauptete die Führung. Dahinter ging es ähnlich turbulent zu wie im Qualifying. Verstappen hatte große Probleme und fiel gleich weit zurück - er fand sich nach der ersten Kurve sogar hinter Vettel wieder. Der Ferrari-Pilot kam sehr gut weg, machte gleich drei Plätze gut und reihte sich als Sechster ein. „Wir haben eine großartige Geschwindigkeit auf den Geraden, in 71 Runden kann Sebastian einiges bewegen“, hatte Binotto gesagt.

Und in der Tat hatte Vettel zunächst kaum Probleme, sich vorzuarbeiten. Nach sieben Runden lag er auf Rang vier, fünf Sekunden fehlten ihm auf den drittplatzierten Hamilton. Vettel war nun schneller und verkürzte den Rückstand Stück für Stück - dann folgte der nächste Rückschlag: Als Vettel an die Box kam, lagen seine Reifen noch nicht bereit, gut drei Sekunden verlor er damit beim Wechsel, mal wieder schien sein Rennen ruiniert.

Doch wenig später meldete Hamilton Probleme: Sein Frontflügel war beschädigt, der Engländer verlor Abtrieb und musste sich bei seinem Reifenwechsel eine neue Nase holen. Etwa acht Sekunden kostete ihn das, Hamilton kam auf Rang fünf wieder raus. Leclerc, Bottas, Vettel und Verstappen hießen nun die ersten Vier.

Und der schnellste Mann war eindeutig Verstappen. Der Niederländer ging recht locker an Vettel und Bottas vorbei und kam Leclerc immer näher. Der Showdown folgte in den letzten Runden. Zweimal konnte der Ferrari-Youngster die Angriffe abwehren, dann ging Verstappen mit einem aggressiven Manöver vorbei. „Was zur Hölle war das!“, fluchte Leclerc im Boxenfunk, wenig später fuhr Verstappen unter dem Jubel der Oranje-Fans als erster über die Linie. (sid)


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oßer Preis von Österreich, 9. Lauf zur Formel-1-WM, 71 Runden = 306,452 km: 1. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull Honda 1:22:01,822 Stunden, 2. Charles Leclerc (Monaco) Ferrari 0:02,724 Minuten zurück, 3. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes 0:19,125, 4. Sebastian Vettel (Deutschland) Ferrari 0:19,775, 5. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 0:22,970, eine Runde zurück: 6. Lando Norris (Großbritannien) McLaren Renault, 7. Pierre Gasly (Frankreich) Red Bull Honda, 8. Carlos Sainz jr. (Spanien) McLaren Renault, 9. Kimi Räikkönen (Finnland) Alfa Romeo Ferrari, 10. Antonio Giovinazzi (Italien) Alfa Romeo Ferrari, 11. Sergio Perez (Mexiko) Racing Point Mercedes, 12. Daniel Ricciardo (Australien) Renault, 13. Nico Hülkenberg (Deutschland) Renault, 14. Lance Stroll (Kanada) Racing Point Mercedes, 15. Alexander Albon (Thailand) Toro Rosso Honda, 16. Romain Grosjean (Frankreich) Haas Ferrari, 17. Daniil Kwjat (Russland) Toro Rosso Honda, zwei Runden zurück: 18. George Russell (Großbritannien) Williams Mercedes, 19. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas Ferrari, drei Runden zurück: 20. Robert Kubica (Polen) Williams Mercedes

Schnellste Runde: Verstappen (60.) in 1:07,475 Minuten

Fahrerwertung: 1. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 197 Punkte, 2. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes 166, 3. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull Honda 126, 4. Sebastian Vettel (Deutschland) Ferrari 123, 5. Charles Leclerc (Monaco) Ferrari 105, 6. Pierre Gasly (Frankreich) Red Bull Honda 43, 7. Carlos Sainz jr. (Spanien) McLaren Renault 30, 8. Lando Norris (Großbritannien) McLaren Renault 22, 9. Kimi Räikkönen (Finnland) Alfa Romeo Ferrari 21, 10. Daniel Ricciardo (Australien) Renault 16, 11. Nico Hülkenberg (Deutschland) Renault 16, 12. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas Ferrari 14, 13. Sergio Perez (Mexiko) Racing Point Mercedes 13, 14. Daniil Kwjat (Russland) Toro Rosso Honda 10, 15. Alexander Albon (Thailand) Toro Rosso Honda 7, 16. Lance Stroll (Kanada) Racing Point Mercedes 6, 17. Romain Grosjean (Frankreich) Haas Ferrari 2, 18. Antonio Giovinazzi (Italien) Alfa Romeo Ferrari 1

Teamwertung: 1. Mercedes 363 Punkte, 2. Ferrari 228, 3. Red Bull 169, 4. McLaren 52, 5. Renault 32, 6. Alfa Romeo Racing 22, 7. Racing Point 19, 8. Toro Rosso 17, 9. Haas 16 (SID)

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