Vorentscheidung im Titelkampf: Dortmunder sind „keine Träumer“

<p>Lucien Favre steht als Trainer von Borussia Dortmund nahezu immer im Fokus.</p>
Lucien Favre steht als Trainer von Borussia Dortmund nahezu immer im Fokus. | Foto: dpa

Das schwarz-gelbe Handtuch hat Borussia Dortmund zwar noch nicht geworfen, doch an der Säbener Straße in München stieg bereits die vorgezogene Meisterparty. Hunderte Fans feierten am Sonntagmittag bei frostigen drei Grad ihre von Franz Beckenbauer zur „Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft“ herabgewürdigten Stars. Doch diese wollten vom siebten Meisterhimmel (noch) nichts wissen.

„Wir müssen uns auf uns konzentrieren“, forderte Trainer Niko Kovac, „wenn wir beide Spiele gewinnen, ist es egal, was der Rest macht.“ Der „Rest“, also Titelrivale Dortmund, hatte mit dem 2:2 (2:0) am Vorabend in Bremen die Steilvorlage für die verfrühte Feier gegeben. Bayern-Kapitän Thomas Müller twitterte vergnügt den aktuellen Tabellenstand, der den Titelverteidiger zwei Spiele vor Saisonende mit vier Punkten Vorsprung ausweist. Doch trotz dieser komfortablen Lage und der emotionalen Rückkehr von Arjen Robben ist nicht alles eitel Sonnenschein in München.

<p>Die Münchner sind auf dem Weg zum nächsten Meistertitel. Doch Franz Beckenbauer gefällt die Leistung der Bayern in dieser Saison ganz und gar nicht. Entsprechend deutlich ist seine Kritik an den Spielern.</p>
Die Münchner sind auf dem Weg zum nächsten Meistertitel. Doch Franz Beckenbauer gefällt die Leistung der Bayern in dieser Saison ganz und gar nicht. Entsprechend deutlich ist seine Kritik an den Spielern. | Foto: dpa

Das mühevolle 3:1 (2:0) gegen Schlusslicht Hannover 96 hatte „Kaiser“ Beckenbauer in seinem harten Urteil bestätigt. Der deutsche Rekordmeister, hatte der Ehrenpräsident vor der Partie gemosert, trete in dieser Saison „manchmal wie die Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft“ auf. Das Team erlaube sich zu oft „Nachlässigkeiten. Das muss nicht sein - und das darf auch nicht sein“.

„Ich glaube nicht, dass der Franz die richtigen Worte gewählt hat.“

Beckenbauer, das zeigten die Reaktionen, traf einen wunden Punkt. Sportdirektor Hasan Salihamidzic reagierte pikiert. „Die Jungs haben große Teile der Saison sehr gut gespielt“, sagte er, „wir können noch zwei Titel gewinnen. Ich glaube nicht, dass der Franz die richtigen Worte gewählt hat.“

Nationalspieler Joshua Kimmich aber, zuvor bester Bayer, pflichtete dem „Kaiser“ bei. „Herr Beckenbauer war ein Riesen-Spieler und ein Riesen-Trainer. Wenn er das so sieht, ist das eindeutig“, sagte er.

Gegen Hannover agierten die Münchner dominant, gingen nach den Toren von Robert Lewandowski (27.) und Goretzka (40.) aber mal wieder zu fahrlässig mit ihren vielen Chancen um. Nach dem 1:2 durch einen wieder mal umstrittenen Handelfmeter von Jonathas (51.) war von meisterlichem Glanz nichts mehr zu sehen - obwohl die Bayern nach der Gelb-Roten Karte gegen Jonathas (55.) in Überzahl waren. Von einem Team, das zum siebten Mal in Folge Meister werden wolle, müsse man „mehr erwarten“, motzte Kimmich. Auch Trainer Kovac kritisierte trotz des 3:1 durch Franck Ribery (84.) das Tempo.

Aus BVB-Sicht sind das Luxusprobleme. Fünf schwache Minuten kosteten die Dortmunder zwei eminent wichtige Punkte, vor dem Saisonfinale mussten sie sich zum Zweckoptimismus zwingen. „Wir liegen nicht auf dem Boden, aber wir haben eine große Chance verpasst“, klagte Mittelfeldspieler Thomas Delaney.

Nach den Treffern von Christian Pulisic (6.) und Paco Alcacer (41.) gab der BVB das Spiel aufgrund individueller Fehler aus der Hand. Kevin Möhwald (70.) und Claudio Pizarro (75.) glichen aus, am Ende war Bremen dem Sieg näher. Doch Lucien Favre wollte die weiße Flagge kein zweites Mal hissen. „Die Meisterschaft ist noch nicht vorbei, auch wenn wir keine Träumer sind“, sagte der Coach: „Jetzt müssen wir das nächste Spiel gewinnen - und fertig. Weiter brauchen wir nicht zu denken.“ (sid)

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