„Hört auf die Spieler!“: Karabatic und Co. verschärfen den Ton

<p>Spitzenspieler wie Mikkel Hansen, sind der Meinung, dass die Anzahl der Spiele für die Profis (bis zu 80 pro Saison) zu hoch ist.</p>
Spitzenspieler wie Mikkel Hansen, sind der Meinung, dass die Anzahl der Spiele für die Profis (bis zu 80 pro Saison) zu hoch ist. | Foto: Photo News

„Spielt nicht mit den Spielern“: Die Botschaft von Nikola Karabatic, Uwe Gensheimer und Co. ist klar und unmissverständlich - und war in Windeseile um die Welt. Der Video-Protest von etlichen Star-Handballern gegen die Terminhatz in ihrer Sportart, der am Mittwoch unter dem Hashtag #DontPlayThePlayers (Spielt nicht mit den Spielern) über das soziale Netzwerk Twitter verbreitet wurde, hatte innerhalb kürzester Zeit zigtausend Abrufe im Internet.

Die Spieler sind der Meinung, dass die Anzahl der Spiele für die Profis (bis zu 80 pro Saison) zu hoch ist. „Die Folgen sind zahlreich und unverantwortlich für die Gesundheit der Spieler und sie sind am Ende schlecht für unseren Sport“, sagte Karabatic (Paris Saint-Germain) in dem fast zweiminütigen Film, den die Profis am Mittwoch in den sozialen Netzwerken verbreiteten.

Der deutsche Nationalmannschaftskapitän Gensheimer, wie Karabatic noch bei PSG unter Vertrag, monierte, dass die Spieler „immer mehr“ spielen müssten. Die Gesamtzahl der Spiele in einer Saison oder der Druck auf die Spieler werde dabei nicht berücksichtigt. Der dänische Weltmeister-Torhüter Niklas Landin (THW Kiel) richtet wie viele andere den eindeutigen Appell in die Kamera: „Hört auf die Spieler!“

Das Thema Überbelastung ist zwar nicht neu, doch mit der konzertierten Aktion von etlichen Top-Spielern, zu denen auch die Welthandballer Mikkel Hansen und Cristina Neagu gehören, hat der Protest der Spieler eine neue Dimension erreicht. Es dürfte für die Verbände ein ernstzunehmender und vielleicht letzter Warnschuss sein. „In dem wir die Ruhetage respektieren, stellen wir sicher, dass die Spieler bereit sind und das Maximum auf dem Spielfeld geben können“, sagte Dänemarks Ausnahmekönner Hansen.

Der Film geht auf eine Initiative der Europäischen Handballspieler-Union (EHPU) zurück, der unter dem Hashtag „#DontPlayThePlayers“ veröffentlicht wurde. Neben diversen männlichen Profis sind auch etliche weibliche Protagonisten zu sehen. „Entscheidungen werden getroffen, ohne die Arbeitsbelastung der Spieler und ihre Auswirkungen auf ihre körperliche und geistige Integrität zu berücksichtigen“, sagt etwa der kroatische Nationalspieler Luka Stepancic.

Immer wieder beschweren sich Spitzenspieler über die vielen Spiele und engen Zeitpläne im Handball. Bei der zurückliegenden WM in Deutschland und Dänemark im Januar hatten die Halbfinalisten beispielsweise zehn Spiele in 17 Tagen in vier verschiedenen Städten absolviert. Auch der frühere deutsche und jetzige japanische Nationaltrainer Dagur Sigurdsson (“Gefahr eines Burnouts“) und Frankreichs Nationalcoach Guillaume Gille (“schlimmste Zeiten“) hatten während des Turniers den straffen Zeitplan kritisiert.

Doch ein Ende ist nicht abzusehen - im Gegenteil. Denn statt seitens der Verbände gegenzusteuern, wird es künftig noch schlimmer. Durch die EM-Aufstockung von 16 auf 24 Teams kommt der Europameister im kommenden Jahr, einem Turnier, das wegen der Austragung in Schweden, Norwegen und Österreich ohnehin von zusätzlichen Reisestrapazen erschwert wird, am Ende auf neun statt acht Spiele. Die nächste WM 2021 in Ägypten findet erstmals mit 32 statt 24 Teilnehmern statt.

Zum Vergleich: Bei der Fußball-WM in Russland haben die Mannschaften im Schnitt alle vier Tage ein Spiel bestritten. Ein Traum für die Handballer, der unerfüllt bleiben wird. (sid)

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