Mit drei Belgiern vor der Scheibe: Die Britische Darts-Sause steigt

<p>Ohne Limits, ohne Einschränkungen: Diesmal kann die Party im Ally Pally wieder wie gewohnt steigen.</p>
Ohne Limits, ohne Einschränkungen: Diesmal kann die Party im Ally Pally wieder wie gewohnt steigen. | Foto: dpa

Diesmal soll nichts mehr stören. Nach zwei massiv durch die Corona-Pandemie beeinflussten Weltmeisterschaften bereitet sich die feierwütige Darts-Welt auf eine Rückkehr zur Normalität vor. Normalität, das bedeutet ab Donnerstag (20 Uhr/Sport1) im Alexandra Palace von London eher Wahnsinn: Teletubby trifft Queen Mom, Superman trinkt mit Grinch und bis zu 3.000 Fans feiern mit reichlich Alkohol, Gesängen und Gegröle. Die pandemiebedingten Einschränkungen in den vergangenen beiden Jahren passten kaum zu einem Event, das oft mindestens so viel Show und Inszenierung ist wie Sport.

Die Stars der Szene sind froh, dass im Jahr 2022 endgültig wieder Normalität eingekehrt ist. So auch Weltmeister Peter Wright, der mit seinem bunten Look sinnbildlich für das verrückte Spektakel an der Scheibe steht. „Wir sind alle super dankbar, Darts spielen und wieder durch die Welt reisen zu können. Als ich vor zwei Jahren die EM gewann, waren 150 Leute da. Die waren atemberaubend, aber es waren nur 150“, sagte der Schotte der Deutschen Presse-Agentur vor der WM, die bis 3. Januar dauert.

Den WM-Titel 2021 holte der Waliser Gerwyn Price vor Geisterkulisse, weil die britische Regierung harte Corona-Maßnahmen verhängt hatte. Ein Jahr später war dann für das Publikum schon vieles gelockert, dafür erwischte es Spieler um Spieler mit positiven Tests. Topfavorit Michael van Gerwen (Niederlande) und der Engländer Dave Chinsall verloren ihre Titelchance, weil das Hygienekonzept nur unzureichend griff. Der Weltverband PDC verschanzte sich und kommunizierte in der Krise kaum. „Es hat alle sprachlos gemacht, was da passiert ist“, beschreibt Max Hopp die Zustände aus dem Vorjahr.

Diesmal dürfte es wieder um den Sport gehen, den Deutschlands Gabriel Clemens in der „Süddeutschen Zeitung“ als „permanentes Elfmeterschießen“ bezeichnete. „Es geht hin und her, eins gegen eins, das macht den Reiz aus“, sagte Clemens.

In den Fokus der großen Öffentlichkeit dürften wieder einmal die Frauen rücken, die sich bei der WM in direkten Duellen mit Männern messen. Vor drei Jahren sicherte sich Fallon Sherrock zwei Siege und schrieb damit Geschichte. Diesmal dürfte es auch um die erst 18 Jahre junge Beau Greaves gehen, die auf der Frauen-Tour überragt und nun schon in Runde zwei auf den deutschen Primus Clemens treffen könnte. „Ich fürchte niemanden, denn allein schon dabei zu sein, ist ein Bonus“, sagte Greaves.

Weitere Einzelsiege für Greaves, Sherrock und Lisa Ashton scheinen möglich, die großen Titelanwärter sind aber andere. Titelverteidiger Wright, Primus Price und der langjährige Dominator van Gerwen werden allen voran genannt, wenn es um die 25 Kilogramm schwere Sid Waddell Trophy geht. „Ich will die Trophäe und meine Punkte verteidigen, denn ich möchte den ersten Platz behalten“, sagte Price vorab bei Sport1.

Um besinnliche Feiertage zu haben, müssen die Favoriten in London zunächst eine erste Hürde nehmen. Für Wright geht es bereits an diesem Donnerstag los, die weiteren Anwärter starten in der kommenden Woche. „Das Wichtigste ist, das erste Spiel zu überstehen. Das ist das Schwierigste, aber wenn man das überstanden hat, kann man Weihnachten genießen“, fügte Price an.

<p>Gerwyn Price hat laut Weltmeister Peter Wright die größten Chancen auf den Titel.</p>
Gerwyn Price hat laut Weltmeister Peter Wright die größten Chancen auf den Titel. | Foto: dpa

Titelverteidiger Wright sieht Price als Topfavoriten

Titelverteidiger Peter Wright räumt dem Waliser Gerwyn Price die größten Chancen auf den Sieg bei der Darts-WM ein. „Von den Averages her ist Gerwyn der Mann, den es zu schlagen gilt“, sagte der Schotte vor dem Turnierstart im Londoner Alexandra Palace gegenüber Sport1. Price, dem unter anderem in der prestigeträchtigen Premier League zwei Neundarter gelangen, sei „der Mann, auf den man schauen muss“.

Sein eigenes Jahr bezeichnete der Weltranglistenzweite als „bisher ganz offensichtlich furchtbar“ und ging noch weiter: „Es ist wahrscheinlich mein schlechtestes Darts-Jahr, das ich seit vielen Jahren gespielt habe“, sagte Wright, der zuletzt wegen gesundheitlicher Probleme seiner Frau nicht an der Generalprobe bei den Players Championship Finals teilgenommen hatte. Dennoch fühle er sich „immer noch wirklich gut“.

Vor seinem Auftaktmatch am Donnerstagabend (ab 20 Uhr) gegen Mickey Mansell oder Ben Robb verspürt er mehr Druck als im Vorjahr. „Zusätzlich hast du eine große Zielscheibe auf dem Rücken. Jeder will den Weltmeister schlagen“, sagte Wright, der 2020 erstmals beim Saisonhöhepunkt triumphiert hatte.

Neben Price sieht er auch im dreimaligen Weltmeister Michael van Gerwen (Niederlande) einen Hauptkonkurrenten. „Michael hat sich bewiesen, indem er einige Titel geholt hat. Es ist schön zu sehen, dass er wieder zurück ist“, sagte Wright.

Shootingstar Josh Rock, der in seinem ersten Jahr auf der Tour bereits bis auf Rang 47 der Weltrangliste vorstieß, sei „das größte Talent auf der Welt“, sagte Wright: „Ich denke, eines Tages wird er die Nummer 1 sein, aber bis dahin ist es ein weiter Weg.“

Mike De Decker gibt aus belgischer Sicht den Startschuss

Drei Belgier gehen bei der Darts-WM an den Start. Mike De Decker muss sich in der ersten Runde gegen den Kanadier Jeff Smith beweisen (18.12.). Dimitri Van den Bergh steigt einen Tag zuvor in der zweiten Runde gegen den Sieger des Duells zwischen Rowby Rogriguez (Österreich) und Lourence Ilagan (Philippinen) ein. Selbiges gilt für Kim Huybrechts, der auf den Iren Keane Barry oder den Südafrikaner Grant Sampson trifft (16.12.).

Dritte Runde: 27.12 – 29.12.

Achtelfinale: 29.12. – 30.12.

Viertelfinale: 01.01.

Halbfinale: 02.01.

Finale: 03.01. (21 Uhr)

Modus:

1. und 2. Runde: Best of 5

3. Runde: Best of 7

Achtelfinale: Best of 7

Viertelfinale: Best of 9

Halbfinale: Best of 11

Finale: Best of 13

(dpa/sid/tf)

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