Brady und sein Bundesliga-Traum: Der Größte sucht in München nach der Leichtigkeit

<p>Tom Brady</p>
Tom Brady | Foto: Photo News

Tom Brady ist der berühmteste Spieler im größten Sportspektakel des Planeten - doch der Megastar des amerikanischen Footballs hat auch ein großes Herz für den deutschen Fußball. „Diese Arena wird rocken“, sagt der 45-Jährige vor dem historischen Auftritt mit seinen Tampa Bay Buccaneers in München: „Wenn das nur so ähnlich wird wie das, was ich aus diesen Bundesligaspielen kenne, dann wird das eines meiner epischsten Matches - ich bin total aufgeregt.“

Brady ist aufgeregt, München fiebert dem Auftritt des US-Idols entgegen, das Ganze hat schon etwas von Papstbesuch. Am Freitagmorgen um kurz nach halb neun betrat der ewige Quarterback auf dem Flughafen der bayrischen Landeshauptstadt deutschen Boden, danach ging's ins streng abgeschirmte Hotel „Infinity“, wo auch die Spieler des FC Bayern vor großen Spielen absteigen. „Auch ich habe gehört, dass die drei Millionen Tickets für das Spiel hätten verkaufen können“, sagt Brady.

Amazing, wonderful, great, exciting und so weiter - Bradys gesamtes Standard-Vokabular aus zwei Jahrzehnten Profi-Football und Profi-Medienarbeit passt perfekt für das Duell mit den Seattle Seahawks am Sonntag (15.30 Uhr/ProSieben), jenes erste reguläre Saisonspiel der milliardenschweren NFL in Deutschland. Doch für den mutmaßlichen G.O.A.T. ist die weiteste Dienstreise seiner einzigartigen Karriere mehr als nur Folklore und Fanfest.

Sein Karriereende revidiert und damit mutmaßlich die Ehe mit Megamodelgattin Gisele Bündchen an die Wand gefahren zu haben, nur um damit erstmals seit 2002 - als der jetzige Münchner Spielort nicht einmal gebaut war - als Stammspieler die Play-offs zu verpassen. Simply impossible. Eigentlich. Doch gerade bei einer Niederlage gegen die Seahawks beim bayrischen Bohei ein durchaus mögliches Szenario.

„Seattle ist ein wirklich großartiges Team“, sagt Brady: „Und dann über den Ozean zu fliegen, in eine andere Zeitzone - das hat seine ganz eigenen Herausforderungen.“ Herausforderungen sind das, die den siebenmaligen Super-Bowl-Champion und Inhaber nahezu aller signifikanten NFL-Rekorde aus dem im Frühjahr verkündeten Ruhestand getrieben hat. Gelohnt hat sich das bislang nicht: Brady haderte mit sich und vor allem seinen Mitspielern, der halböffentliche Rosenkrieg mit seiner Gisele zehrte, „Tom wirkt nicht, als hätte er noch Spaß an der Sache“, sagt der langjährige Kontrahent Ben Roethlisberger.

Nach acht Saisonspielen hatten die Bucs fünf Niederlagen kassiert - schlechter war Brady in 23 Jahren nie gestartet. Das mühsam erkämpfte 16:13 gegen Meister Los Angeles Rams in Woche neun brachte Tampa Bay zwar wieder halbwegs auf Kurs. Die Leichtigkeit des jungen Brady ließ der junggebliebene Brady aber weiterhin vermissen.

Jene Leichtigkeit hatte er bei seinen ersten beiden Europa-Dienstreisen, jeweils mit den New Patriots England Patriots, jeweils in London zur Schau gestellt. 2009 gegen seine heutigen Buccaneers (35:7, 308 Yards, drei Touchdowns) und 2021 gegen die damaligen St. Louis Rams (45:7, 303 Yards, vier Touchdowns).

Sollte Brady daran nun anknüpfen, würde es den 67.000 Ticketbesitzern und den drei Millionen Interessenten ebenso schmecken wie dem Hauptdarsteller selbst. Denn Brady muss niemandem mehr etwas beweisen außer sich selbst. „When I suck“, was sich nur halbzutreffend mit „dauerhaft versagen“ übersetzen lässt, trete er zurück, sagte er: „I don't plan on sucking for a long time.“ 2014, war das. (sid/tf)

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