Kraut und Rüben aus dem Garten: Die Winterernte jetzt vorbereiten

<p>Zum Wintergemüse gehören viele Rüben und Blattsalate - aber nicht nur.</p>
Zum Wintergemüse gehören viele Rüben und Blattsalate - aber nicht nur. | Foto: Gianna Schade/Westend61/dpa-tmn

Wer jetzt Kraut und Rüben aussät, kann noch im Herbst und Winter das frische Gemüse im Garten und sogar auf dem Balkon ernten. Die Kälte entlockt manchem Klassikern sogar einen intensiveren Geschmack als die Sommerwärme: „Pastinaken sind aromatischer, Karotten süßer und Kohlsprossen nach dem ersten Frost viel zarter“, sagt Doris Kampas, Buchautorin aus dem österreichischen Oberrohrbach. Sie rät, Hochbeete in der kalten Jahreszeit fürs Gemüse zu nutzen. Zwar sind viele dieser Sorten frosthart, aber zum Wachsen brauchen sie dennoch Wärme und Licht. „Je sonniger der Standort an kurzen Tagen ist desto besser“, erklärt die Agrarwissenschaftlerin Kampas. Und ein Hochbeet sei durch den Schichtaufbau und die daraus entstehende Verrottungswärme weniger den Temperaturschwankungen ausgesetzt als ein Kübel oder ein ebenerdiges Beet.

Wie viel von dieser Wärme jedoch die Wurzeln wärmen kann, hängt vom Material des Kastens ab. „Hochbeete aus Holz und Ziegel haben eine geringere Wärmeleitfähigkeit als Metall. Sie kühlen in der Nacht nicht so schnell aus und werden am Tag nicht so heiß“, so Kampas. Im Hochbeet lassen sich Kohlgewächse wie Rosenkohl, Grünkohl, Brokkoli und Kohlrabi sowie Spinat, Mangold, Rucola, Winterkresse und verschiedene Salate ziehen. Auch Kohlrüben, Pastinaken, Petersilien-, Schwarz- und Haferwurzeln, Radieschen, Rettich, Sellerie und Möhren wachsen dort. Und nicht zu vergessen: Asia-Salate wie Pak Choi, Mizuna, die Sorten 'Grün im Schnee' und 'Rouge Red Giant' sowie der Zuckerhut und die italienische Salatmischung Misticanza, ergänzt um Schalotten, Lauch und Winterheckenzwiebel.

Ihre Aussaat- und Pflanzzeiten können sehr unterschiedlich sein - je nachdem, wie lange das Gewächs von der Keimung bis zur Erntereife benötigt. Schalotten und Wurzelpetersilie werden schon ab März gesät. Aber es ist noch nicht zu spät für eine Winterernte in 2021: Die Samen von Spinat und Asia-Salaten können für eine Ernte im Dezember noch bis Ende September ausgebracht werden. Die Mehrzahl der Wintergemüse werden zwischen Juni und August gesät und gepflanzt - praktischerweise zu der Zeit, in der die Sommerernte im Gange ist. Gartenbau-Ingenieurin und Buchautorin Heidi Lorey aus Steinhagen (NRW) empfiehlt, die dabei entstehenden Lücken nach und nach durch Aussaat oder das Setzen von Jungpflanzen zu schließen.

Gerade auf dem urbanen Balkon und der Terrasse lässt sich die Saison erheblich verlängern. „In der Stadt ist es grundsätzlich ein bis zwei Grad wärmer als auf dem Land“, erklärt Lorey. „Außerdem sind Balkonkästen, Töpfe und Kübel mobil, sodass wir sie bei kaltem Ostwind auch verrücken und die Strahlungswärme von Wänden nutzen können. Mit diesem Mikroklima kommt man schon echt weit.“ Lorey empfiehlt für den Mini-Garten auf dem Balkon neben Asia-Salaten, Rucola, Spinat und Feldsalat auch Mangold, Radieschen, Kohlrabi und Rote Bete. Selbst junger Grünkohl kann im Balkonkasten gesät und geerntet werden, wenn er handhoch ist.

Ihr persönlicher Favorit sind Erbsensprossen. „Erbsen keimen bei niedrigen Temperaturen und können - anders als Bohnen - komplett roh verzehrt werden, vom Blatt bis zur Hülse“, sagt die Gartenbau-Ingenieurin. Von ihnen kann man übrigens auch die Blätter essen. „Ihr Grün ist besonders zart und nicht so faserig.“ Ob das Balkongemüse gut durch die kalten Tage und Nächte kommt, hängt auf dem Balkon aber von der Größe des Gefäßes ab. „Je mehr Erdvolumen ein Kübel fasst, desto besser werden die Wurzeln gegen Kälte und Frost isoliert“, erklärt Lorey. Übertreiben sollte man es dennoch nicht. „Der Balkon muss das Gesamtgewicht tragen können - gerade wenn die Gefäße im Winter in eine Ecke gerückt werden.“ Als zusätzlichen Kälteschutz für Balkonkästen, aber auch im Hochbeet, empfiehlt sich eine Mulchschicht. Wenn die Temperaturen sich dem Nullpunkt nähern oder diesen unterschritten haben, kommen Vliese oder ein Frühbeetaufsatz zum Einsatz. „Vlies und Deckel müssen regelmäßig gelüftet werden, damit die Pflanzen keinen Hitzeschock bekommen“, erklärt Kampas. Nicht vergessen: den Schnee von der Haube kehren, damit die Pflanzen Licht bekommen.

Auch an das Gießen gilt es an frostfreien Tagen zu denken. „Die Gefäße dürfen nicht austrocknen“, so Lorey. Düngen ist hingegen nicht notwendig. Im Gegenteil: „Bei Blattgemüsen kann der Nitratgehalt sehr hoch werden, wenn im Herbst noch mal gedüngt wird“, warnt Kampas. Mit den fallenden Temperaturen verschiebt sich der Erntezeitpunkt nach hinten. Kampas empfiehlt, nach Frost das Gemüse erst wieder auftauen zu lassen, bevor es gepflückt, geschnitten oder aus der Erde gezogen wird. „Bei Frost gefriert das Wasser zwischen den Zellen. Berührt man zum Beispiel Salatblätter, brechen die Eiskristalle die Zellwände auf und das Wasser verteilt sich nach dem Auftauen darin. Daher werden die Blätter schlaff und matschig.“ Wie die Ernte ausfällt, hängt letztlich auch vom Mikroklima und dem Wetter ab. „In manchen Regionen ist im Januar nicht mehr viel zu holen“, sagt Lorey. Leerräumen sollte man die Gefäße aber nicht. Einmal eingewurzelt, wachsen Salate, Mangold und Rote Bete weiter, sobald es wieder sonniger und wärmer wird.Und späte Aussaaten können als Samenkorn überwintern, wenn die Vögel sie nicht aus der Erde picken. Gartenbau-Ingenieurin Lorey: „Sobald die Bedingungen wieder stimmen, starten die Pflanzen superschnell durch und bescheren uns im März eine erste Ernte.“ (dpa/sc)

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