Deutschland zittert sich ins Achtelfinale

<p>Es ging durchaus zur Sache am Mittwoch in München: In dieser Szene kämpfen Deutschlands Toni Kroos (l.) und Ungarns Roland Sallai (r.) um den Ball.</p>
Es ging durchaus zur Sache am Mittwoch in München: In dieser Szene kämpfen Deutschlands Toni Kroos (l.) und Ungarns Roland Sallai (r.) um den Ball. | Foto: Photo News

Eine Halbzeit brauchte die sehr uninspirierte deutsche Mannschaft, um den Schock des 0:1 durch Adam Szalai (11.) zu verdauen. Es drohten ein Desater wie bei der WM 2018 und ein peinlicher Abschied für Löw nach 15 Amtsjahren - doch dann die Erlösung: Kai Havertz (66.) und Goretzka (84.) wendeten alles ins Gute. Andras Schäfer (68.) hatte nur 15 Sekunden nach dem 1:1 wieder für Ungarn getroffen.

Deutschland
Ungarn
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Der Regen prasselte schon lange unaufhörlich hernieder, als das erste Pflichtspiel-Duell beider Nationen seit dem legendären WM-Finale von Bern 1954 (3:2) angepfiffen wurde. Thomas Müller fehlte angeschlagen, und zwar sehr schmerzlich, wie sich herausstellen sollte, dafür warf Löw erstmals von Beginn an Leroy Sane ins Spiel.

„Er brennt auf diese Chance. Er hat in der Offensive alle Qualitäten - wenn er die abruft, ist es Weltklasse“, sagte der Bundestrainer. Es war die einzige Änderung im Vergleich zur Startelf gegen Frankreich (0:1) und Portugal (4:2). Somit spielte Deutschland wieder im 3-5-2 mit den hohen Außenverteidigern Robin Gosens (links) und Joshua Kimmich (rechts), die auch gleich Richtung ungarischer Grundlinie strebten. Kimmich hatte die erste Großchance (4.), Sane tat sich schwer.

Ungarn bot weit weniger Räume als Portugal an. Standards, die im Verlauf des Turniers noch wenig Gefahr gebracht hatten, sollten helfen: Antonio Rüdiger verpasste die erste gute Freistoßflanke, später köpfte Hummels nach Eckball von rechts an die Latte (21.).

Löw feuerte seine Mannschaft in weißer Regenjacke an, sah dann aber entsetzt, wie eine perfekte Hereingabe des Gegners den dritten Rückstand im dritten Spiel verursachte: Ungarns Kapitän Szalai von Mainz 05 hatte zwischen Mats Hummels und Matthias Ginter gelauert, dem zuvor ein Ball aus dem Halbfeld verunglückt war.

Der meist rechtslastige Weg in den ungarischen Strafraum blieb steinig. Ginter wurde immer wieder zugestellt, Kai Havertz trat mal in die Tiefe an, was Gosens, Held des Portugal-Spiels, nicht zu nutzen wusste (16.). Gegen Ginter klärte dann Ungarns Leipziger Torhüter Peter Gulacsi (22.) - die DFB-Elf war virtuell Tabellenletzter der Gruppe F.

Der Regen wurde noch schlimmer, erdrückende Dominanz? Fehlanzeige. Auf den Außenpositionen hatte Löw das durchaus so erwartet, doch auch von den Halbpositionen kam viel zu wenig. Ungarn wirkte bissiger, nahm die extrem widrigen Bedingungen deutlich besser an. Löw stand mit Handtuch über dem Arm im Regen, sein Plan A scheiterte. Nach Havertz' Fehlschuss gab es sogar erste Pfiffe: Deutschland kam nicht in die gefährlichen Räume.

Löw zögerte mit Wechseln und Umstellungen, dann brachte er Wucht für Eleganz: Leon Goretzka übernehm im Mittelfeld den Platz von Ilkay Gündogan, Kimmich rückte ins Zentrum in eine Dreierreihe, Sane verteidigte hinten rechts.

Aus Budapest kam gute Kunde, Frankreich drehte sein Spiel gegen Portugal nach Rückstand - in München hingegen das bekannte Bild: Vorne passierte außer halbgaren Flanken wenig, bis Gulacsi sich verschätzte und Havertz zur Stelle war. Der Schock kam nur 15 Sekunden später, als Sane sich auf unbekannter Position düpieren ließ. Das Anrennen auf den Ausgleich begann von vorn. Rund ums Spiel war es nach den erhitzen Diskussionen im Vorfeld recht ruhig. Ein Flitzer mit DFB-Trikot und Regenbogenfahne versuchte, die ungarische Nationalhymne zu stören. (sid/mcfly)

Kommentare

  • Hat man sich sicher von Merkel abgeschaut.

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