Symbol der Coronakrise: Das einsame Ostern des Papstes

<p>Papst Franziskus schaut während des Regina-caeli-Gebetes auf den menschenleeren Petersplatz.</p>
Papst Franziskus schaut während des Regina-caeli-Gebetes auf den menschenleeren Petersplatz. | Foto: dpa

Einsam, traurig und verloren wirkt der 83-jährige Franziskus bei den Feiern zu Jesus' Auferstehung. Fast als entwickle er sich zur Symbolfigur dieser Krise spiegeln seine Auftritte Emotionen, die Menschen weltweit wegen der Ausgangsverbote und der Angst vor Ansteckung erleben.

Franziskus spricht diese Gefühle in seiner Osterbotschaft am Sonntag, die ganz von der Corona-Welle geprägt ist, selbst an: Diese Krankheit habe uns der gegenseitigen Nähe beraubt, sagt er. „In diesen Wochen hat sich das Leben von Millionen von Menschen schlagartig verändert.“

Die Pandemie bewirkt, dass viele vermehrt nach Halt und Sicherheit suchen. „Franziskus hat einen Spürsinn für die öffentliche Meinung. Er hat verstanden, dass er dabei sein sollte“, so beschreibt der Vatikankenner und Buchautor Marco Politi („Das Franziskus-Komplott“) die Lage des Pontifex in den Tagen vor Ostern. Doch wie kann er die Gläubigen erreichen, wenn er im abgeschotteten Vatikanstaat festsitzt?

Dort empfängt er seit Wochen nur wenige Besucher. „Ich bete mehr, weil ich das Gefühl habe, dass ich es sollte“, beschrieb er unlängst sein Leben in der Residenz Santa Marta hinter den dicken Vatikan-Mauern. Er hatte schriftliche Fragen des britischen Papst-Experten Austen Ivereigh beantwortet. Eine schnelle Änderung ist angesichts von rund 20 000 Corona-Toten in Italien auch für ihn nicht absehbar. Seine nächsten Reisen, etwa Ende Mai nach Malta, sind schon abgesagt.

Bei der Abendmesse zur Osternacht saß der Papst jedenfalls teilweise wie versunken in einem Sessel, die Augen zu kleinen Schlitzen zusammengezogen. Man sehe ihm an, dass ihm die Pandemie-Zeit seelisch Schmerzen bereite, sagte eine Sprecherin der Internet-Übertragung der katholischen Medienplattform „Vaticannews“. Bei seiner Predigt mit leiser Stimme konzentrierte er sich am Samstag auf den Mut und die Hoffnung, die man selbst in „dunkelster Stunde“ bewahren solle.

Bei der Osterbotschaft am Sonntag zeigt der Papst am meisten Energie in den sehr politischen Passagen. Etwa als der Argentinier die Verantwortlichen in den Staaten der Europäischen Union zu innerer Solidarität aufruft. Sonst gerate das Einigungsprojekt durch die Pandemie-Krise in Gefahr. Und als er das Schweigen der Waffen in Krisenregionen und Schuldenerleichterungen für die ärmsten Länder fordert.

In anderen Passagen der Zeremonie, auch beim Segen „Urbi et Orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis), bestärkt die monumentale Architektur des Petersdoms die gedrückte Stimmung. Der Bau ist für Zehntausende Gläubige ausgelegt. Nun sitzen dort nur wenige Zuhörer auf den Bänken. Sie halten Abstand voneinander, um jede Ansteckungsgefahr zu vermeiden.

Die Coronakrise stelle die Religionen insgesamt vor harte Prüfungen, auch weil die Ärzte, Wissenschaftler und Politiker so stark an Einfluss gewonnen hätten, sagte der Papst-Experte Politi vor dem Fest. Franziskus gilt jedoch als Mann des direkten Kontakts. Er kann seine Stärken in der Corona-Isolation schwerer zeigen. Im Vorjahr, als er zu Ostern auf Pilger auf dem Petersplatz zuging, strahlte ein breites Lächeln auf seinem Gesicht. (dpa)

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