Papst warnt in Coronakrise vor Populismus - Vergleich zur Nazi-Zeit

<p>Papst Franziskus</p>
Papst Franziskus | Foto: belga

Er mahnte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview, dass man sich nicht an einer „Kultur des Wegwerfens“ von Menschen orientieren solle. In derFinanzwelt erscheine dies normal. Doch es sei wichtig, auch in der Krise an alte Menschen, an Arme und Obdachlose zu denken, erläuterte das katholische Kirchenoberhaupt in seinen Antworten auf Fragen des britischen Autors und Franziskus-Biografen Austen Ivereigh.

Der Text erschien online in einer italienischen Übersetzung auf der Seite der Jesuitenzeitschrift „Civiltà Cattolica“. Franziskus betonte, die Corona-Welle sei Gefahr und Chance zugleich. Mit Blick auf die aktuelle Zeit der Unsicherheiten warb der 83-Jährige dafür, die Lehren der Vergangenheit nicht zu vergessen: „Wir haben ein selektives Gedächtnis.“ Aber: „In dieser Zeit, in der wir in Europa anfangen, populistische Reden zu hören und Zeugen politischer Entscheidungen mit selektivem Charakter zu werden, ist es nicht schwer, sich an die Reden Hitlers von 1933 zu erinnern, die sich nicht so sehr von denen einiger europäischer Politiker heute unterscheiden“, wurde er zitiert. Die Krise biete zugleich die Chance, der Gefahr zu entkommen und alte Muster zu verändern.

Befragt zu seinem Leben in der Residenz Santa Marta mit starken Kontaktbeschränkungen im Vatikan sagte Franziskus: „Jeder arbeitet mit technischer Hilfe in seinem Büro oder von seinen Zimmern aus.“ Gegessen werde aus Sicherheitsgründen in zwei Schichten. Über sich berichtete er: „Ich bete mehr, weil ich das Gefühl habe, dass ich es sollte.“

Für das Interview hatte der Papst-Experte Ivereigh Fragen eingereicht und rund eine Woche später die Antworten erhalten, hieß es. Der Text sei zeitgleich in „The Tablet“ (London) und „Commonweal“ (New York) publiziert worden. (dpa)

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