Wären wir doch nur so konsequent bei anderen Krisen

<p>Kein Unterricht in den Schulen: Auch das ist eine strikte Maßnahme, die vor wenigen Wochen noch undenkbar schien.</p>
Kein Unterricht in den Schulen: Auch das ist eine strikte Maßnahme, die vor wenigen Wochen noch undenkbar schien. | Foto: belga

Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich konsequent und mutig die Politik und die Gesellschaft in Krisenzeiten agieren. Covid-19 zwingt die Menschen zu einschneidenden Beschränkungen ihrer persönlichen Freiheit.

Schulen und Unis werden geschlossen. Die Kinderbetreuung gestaltet sich deshalb äußerst schwierig. Der ersehnte Besuch im Altenheim oder im Krankenhaus ist nicht gestattet. Ein Konzert, auf das man bereits seit Monaten hin gefiebert hat, wird verschoben. Sportveranstaltungen fallen reihenweise ins Wasser. Der Restaurantbesuch muss vorerst warten, die Goldhochzeitsfeierlichkeit wird abgesagt, und der Karneval zu Mittfasten ist erst wieder etwas für 2021.

Dies alles sind Einschnitte, die wehtun. Von ihrer Notwendigkeit sind glücklicherweise aber die meisten (leider nicht alle) Menschen mittlerweile überzeugt.

Nun stelle man sich aber vor, dass Politik und Gesellschaft mit dem gleichen beispielhaften Mut die föderale Regierungsbildungskrise löst – am vergangenen Wochenende konnte man das Trauerspiel wieder aus nächster Nähe betrachten –, das Artensterben beendet, rechten Terror ausmerzt, die Steuerflucht einiger Reicher im Keim erstickt, die Migrationsprobleme angeht oder den Klimawandel bekämpft.

Naja, man wird wohl noch träumen dürfen, nicht wahr? Die traurige Gewissheit ist: Erst wenn Leib und Leben, also die Gesundheit, bedroht sind und ein gemeinsamer Feind – in diesem Fall Covid-19 – auftaucht, gelingt der Schulterschluss, der zu den heftigsten Einschnitten im öffentlichen Leben seit dem Zweiten Weltkrieg führt.

Politische Spielchen in Brüssel, eine ausgestorbene Spezies in Asien, ein feiger Terroranschlag in einer deutschen Kleinstadt, kriminelle CumEx-Geschäfte, bei denen die öffentliche Hand um Milliarden Euro an Steuereinnahmen betrogen wird, notleidende Flüchtlinge an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland oder eine lange Hitzeperiode im Sommer: Das alles reicht für die nötige gesellschaftliche und politische Entschlossenheit nicht aus.

Dies kümmert uns, verglichen mit der Reaktion auf Covid-19, sogar herzlich wenig und veranlasst die Politik und uns nicht dazu, unser Verhalten grundlegend zu ändern. Noch nicht.

Kommentare

  • Ja, das ist aber auch schlecht! Wie schön wäre es für Ökodiktatoren, zu denen Sie offensichtlich eine hohe Affinität entwickeln, man könnte Ihre abstrusen Klima-und Wettereingriffe per Regierungsanordnung durchsetzen. Es hat ja schon Forderungen gegeben, Klimaskeptiker, sofort mit der Todesstrafe zu belegen, oder zumindest ins Zuchthaus zu stecken. Was gäbe es denn Ihrer Meinung nach für Maßnahmen gegen Dürren oder Artensterben? Zwei Wochen Ausgangssperre? Kein Toilettenpapier? Hausarrest? Sie scheinen einer kommunistischen Ideologie nachzueifern, welche in der Vergangenheit unendliches Leid über die Menschheit gebracht hat. Dass das GE Ihnen eine Plattform für solch menschenverachtenden Ansichten bietet, ist mehr als verwunderlich.

  • „Menschenverachtend“ nennen Sie also die Ansichten des GE-Journalisten Mario Vondegracht. Interessant!
    Kann es sein, dass sie mit ihrer Fixierung auf alles und jeden, der sich zum Thema Klimawandel äußert, jegliche Verhältnismäßigkeit in Ihrer Be- und Verurteilung über Bord schmeißen?

    Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Leugner des anthropogenen Klimawandels die Corona-Krise nutzen, um ihr Verschwörungsnetz weiter zu spinnen oder ihren wissenschaftsfeindlichen Obsessionen Raum zu geben. Das Muster stimmt.

    Da fühlt der eine die momentane Situation als „wohltuend“ (!), da er nunmehr von Nachrichten über Greta Thunberg und dem ganzen Klimahype verschont wird. Ein anderer schwelgt in seinen Verschwörungsträumen und auch bei Herrn Wahl brechen alle Dämme von Vernunft und gesundem Menschenverstand.

    Menschenverachtend, Herr Wahl, ist auch die völlige Empathielosigkeit künftiger Generationen oder Menschen gegenüber, die jetzt schon mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben.
    Vielen hat die Corona-Krise die Augen geöffnet, dass beide Krisen sich nur dadurch unterscheiden, dass die eine uns alle kurzfristig und unmittelbar betrifft, die andere schleichend und zeitversetzt.
    Ihnen und ihren wissenschaftsleugnenden Mitstreitern ist wohl der Feind in der Öffentlichkeit abhanden gekommen, den es zu bekämpfen gilt.
    Dennoch schaffen sie es weiter ihr Gift denjenigen gegenüber zu verspritzen, die darauf verweisen, dass es zur Bewältigung von Krisen nicht auf Grabenkriege ankommt, sondern gemeinsames verantwortungsbewusstes Handeln, Solidarität und Empathie für die Betroffenen.
    Beschämend.

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