Aachen weicht von RKI-Empfehlung ab – Kritik auch aus Heinsberg

<p>Ein Fahrzeug des Roten Kreuzes steht vor einer Sporthalle. Der von der Ausbreitung des Coronavirus besonders betroffene Kreis Heinsberg hatte am Montag eine zentrale Anlaufstelle zur Probenentnahme bei Patienten mit Coronavirus-Verdacht in einer Halle in der Nähe von Gangelt eröffnet.</p>
Ein Fahrzeug des Roten Kreuzes steht vor einer Sporthalle. Der von der Ausbreitung des Coronavirus besonders betroffene Kreis Heinsberg hatte am Montag eine zentrale Anlaufstelle zur Probenentnahme bei Patienten mit Coronavirus-Verdacht in einer Halle in der Nähe von Gangelt eröffnet. | Foto: Arnulf Stoffel/dpa

Aachen/Heinsberg

Bei einer Infektion in der Belegschaft auf einer Station werden Mitarbeiter ohne Krankheits-Symptome nicht mehr vorsorglich unter Quarantäne gestellt, wie die Stadt am Dienstag mitteilte. Nach Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) seien dagegen in einem solchen Fall alle Mitarbeiter in Quarantäne zu schicken. Zudem könnten zum Schutz besonders gefährdeter Patientengruppen Besuchsverbote erlassen werden. Über den Beschluss der Krisenstäbe sei das NRW-Gesundheitsministerium informiert, so die Stadt. Die bisherige Regelung könne ganze Stationen lahmlegen und perspektivisch sogar den Betrieb ganzer Krankenhäuser, begründeten die Krisenstäbe die Entscheidung. Nach einer auf das Coronavirus positiv getesteten Pflegekraft auf der Frühgeborenenstation hatte die Uniklinik den Krisenstäben die Folgen deutlich gemacht: Weil die Frau auf der Intensivstation Kontakt mit 45 Kräften hatte, hätten die nach RKI-Empfehlungen 14 Tage lang unter Quarantäne gestellt werden müssen. Damit wäre die Arbeit auf der Intensivstation zum Erliegen kommen, so die Klinik.

Zuvor hatte der Kreis Heinsberg RKI-Empfehlungen für medizinisches Personal kritisiert. Landrat Stephan Pusch hatte Ausnahme-Regeln erwogen, um die medizinische Versorgung sicherzustellen. Die Gewährleistung der Versorgung werde im Kreis derzeit zunehmend schwierig. Er sprach von einer „ernsten“ Situation. Immer mehr Praxen meldeten sich beim Gesundheitsamt ab. Es gehe um Patienten, die zum Beispiel mit Verdacht auf einen Herzinfarkt behandelt werden müssten. „Für den ist erstmal sekundär, ob die abstrakte Gefahr besteht, dass er sich bei diesem Arztbesuch noch mit dem Coronavirus ansteckt“, sagte Pusch.

Schulen und Kindergärten im vom Coronavirus besonders betroffenen Kreis Heinsberg könnten derweil ab dem nächsten Montag (9. März) wieder öffnen. Dahin gehe die Tendenz, teilte der Kreis Heinsberg am Dienstag mit. Eine endgültige Entscheidung wolle der Krisenstab im Laufe der Woche treffen. Einzige Ausnahme wäre der Kindergarten in Gangelt-Breberen, in dem die Frau des Erstinfizierten arbeitet.

Die Quarantänezeit laufe dort noch bis zum 10. März. Vier Kinder dieser Einrichtung hatten sich mit dem Virus infiziert. Zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung sucht der Kreis jetzt ausdrücklich Arzte, die den Kreis in der Ausnahme-Situation unterstützen. (dpa)

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