Experimentelle Musik damals und heute: Frühbarock und elektro-akustische Musik

<p>Paul Pankert in der Eupener St. Nikolauskirche. Frühbarock und elektro-akustische Musik – in diesem Projekt, dessen Inspirationsquelle Porträtfotos der Apostelstatuen waren, treffen zwei musikalische Leidenschaften des Musikers und Komponisten aufeinander.</p>
Paul Pankert in der Eupener St. Nikolauskirche. Frühbarock und elektro-akustische Musik – in diesem Projekt, dessen Inspirationsquelle Porträtfotos der Apostelstatuen waren, treffen zwei musikalische Leidenschaften des Musikers und Komponisten aufeinander. | Foto: David Hagemann

Paul Pankert ist der aktuelle „Künstler Ostbelgiens“ und hat sich als Komponist vor allem der experimentellen, elektro-akustischen Musik verschrieben. Als Violonist ist eine von Pankerts Leidenschaften die Musik des Frühbarocks. Und diese beiden Schwerpunkte seines kreativen Schaffens treffen nun bei einem Konzert aufeinander.

Als Paul Pankert bei einer Ausstellung die Doppelporträts der Lütticher Fotografin Sophie Langhor entdeckte, die in der Serie „Glorious Bodies“ zwei Epochen gegenüberstellt, gab dies den Anstoß zu neuen Kompositionen: So wie die Fotografin die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Heiligenstatuen der Eupener St. Nikolauskirche mit aktuellen Werbe- und Modefotografien kontrastiert, so stellt Pankert die Musik des 17. Jahrhunderts zeitgenössischer Musik gegenüber. Dazu komponierte er zu virtuosen Frühbarockwerken von Girolamo Frescobaldi (1583-1643) und Jacob van Eyck (1590-1657) neue Solowerke für Flöte und Cembalo mit Live-Elektronik, um eine entsprechende Wechselwirkung auch auf musikalischer Ebene zu erzielen. „Der Frühbarock war in der Musik ein experimentelle Epoche; noch vor Bach’s ‘Wohltemperiertem Klavier’ suchte man nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten und Formen – genau wie wir zeitgenössische Komponisten das heute tun“, sagt der 53-Jährige.

„Basso Continuo“ mit Loops, Samples und Sequenzern

Pankert hat während rund zehn Jahren intensiv Barock-Musik aufgeführt und interpretiert und fühlt sich ihr weiterhin verbunden. Er ergänzt und erneuert diese elektronisch mit Verzerrungen oder dem Rap verwandten Elementen und verwendet Samples, Loops, Sequenzer oder andere Elemente, die aus Programmen des DJ-Bereichs stammen. Der Begriff des „Basso Continuo“ beispielsweise erhält vor diesem Hintergrund eine völlig neue und interessante Interpretation.

<p>Eine Heiligenstatue von Gérémie Geisselbrunn aus dem 17. Jahrhundert und ein aktuelles Modefoto. Doppelporträt von Sophie Langhor aus der Reihe „Glorious Bodies“, 2013-2014.</p>
Eine Heiligenstatue von Gérémie Geisselbrunn aus dem 17. Jahrhundert und ein aktuelles Modefoto. Doppelporträt von Sophie Langhor aus der Reihe „Glorious Bodies“, 2013-2014.
Ein Glücksfall war für ihn die Begegnung mit dem jungen Brüsseler Blockflötisten und Komponisten Gregory d'Hoop, der ebenfalls in diesen beiden Epochen zu Hause ist. Auch von ihm steht mit Variationen auf eine englische Folk-Ballade ein interessantes Werk auf dem Programm des Konzertes im IKOB.

Bei dem Konzert im IKOB werden einige Doppelporträts aus der Serie von Sophie Langohr zu sehen sein und damit eine visuelle Ergänzung der dargebotenen Klänge bieten.

Aufführende sind Musiker des Kl-Ex-Ensembles: neben Paul Pankert (Violine) Claire Lecoq (Cembalo) und Gregory d’Hoop (Blockflöte). IKOB-Direktor Frank-Thorsten Moll führt die Besucher um 18 Uhr durch die aktuelle Ausstellung. Konzertbeginn ist um 19 Uhr.

www.obf.be

Pankert meets Frescobaldi

Das Konzertprogrammm sieht am 16. Juni wie folgt aus:


Jacob van Eyck (1590 – 1657): Pavane lachrymae (Blockflöte)


Paul Pankert
: Pavane (Blockflöte & live-electronics) – Uraufführung


Gregory d’Hoop: Three Ravens, Variationen einer englischen Folk-Ballade (1611), Altblockflöte


Girolamo Frescobaldi (1583 – 1643): Il secondo libro di Toccate: Toccata Prima (Cembalo)


Paul Pankert
: Toccata (Cembalo & live-electronics) – Uraufführung 


Heinrich Ignaz Franz Biber: Sonate I für Violine und Basso Continuo – „Die Verkündigung“ – aus den Mysterien-Sonaten oder „Rosenkranzsonaten“

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