Neue Gästeführungsformate im Umfeld der Abtei Mariawald

Exkursionen in das geheimnisumwitterte Reich der schweigenden Mönche und Blicke hinter dicke Klostermauern. Interessante Gästeführungen in der Abtei Mariawald. | Maria Schöller

Schöller Seniors Patenonkel, der Schreiner Peter Lehnen aus Heimbach, gestaltete nach dem Krieg das Beichtgestühl der Abteikirche Mariawalds.

„Auch wenn Führungen im Kircheninnern nicht möglich sind, bietet das Umfeld des Klosters eine solche Fülle und Vielfalt an Themen, dass sie bei einer einzigen Gästeführung kaum abbildbar wären“, erläutert Konrad Schöller das neue Gästeführungsformat. Bei ihren Exkursionen in das geheimnisumwitterte Reich der schweigenden Mönche wagen die Schöllers den Blick hinter dicke Klostermauern weit zurück bis in die Anfänge des Trappistenordens. Was bewegt eine Klostergemeinschaft dazu, wie in Mariawald streng asketisch und weltabgewandt zu leben?

Als „Erfinder“ des Trappistenordens gilt gemeinhin Armand-Jean le Bouthillier de Rancé, Patenkind des französischen Aristokraten, Kirchenfürsten und Staatsmannes Armand-Jean du Plessis, Premier Duc de Richelieu, besser bekannt als „Kardinal Richelieu“. „Den exzessiven Lebensstil am französischen Hof genießend, wird de Rancé im Jahre 1657 vom plötzlichen Tode seiner hochverehrten Dame, der Herzogin von Montbazon, Marie d’Avaugour de Bretagne, duchesse de Montbazon, tief erschüttert. Er bekehrt sich radikal und erkennt seine wahre Berufung. Fortan widmet de Rancé seine gesamte Kraft und Energie dem Aufbau einer eigenen Klostergemeinschaft. Die verfallende Abtei La Trappe baut er wieder auf und fordert von den Klosterinsassen strengste Schweige- und Enthaltsamkeitsdisziplin ein. Nur jeder zehnte der Mitbrüder soll durchgehalten haben“, zieht K. Schöller gewisse Parallelen zur jüngsten Entwicklung Mariawalds.

Bei den Gästeführungen ist es nicht so schweigsam, wie es die Trappistenregel vorschreibt.

Ganz so schweigsam, wie es die Trappistenregel vorschreibt, geht es bei den Gästeführungen nicht zu. Ein lebhafter Meinungsaustausch ist ausdrücklich erwünscht. Auch profanere Themen sorgen für Unterhaltung, wie die herausragende Bedeutung des Kinnbartes für Konversen (Laienbrüder/„fratres barbarti“) oder die viel gepriesene Heilkraft des gelben Klosterlikörs bei hartnäckigsten Erkrankungen. Man erfährt, welche Maßnahmen Abt Otto ergriff, um sich aus einer nicht enden wollenden Umklammerung eines abgelehnten Postulanten zu befreien, und was aus einem Insassen im Gästehaus des Klosters wurde, der seinen Vater und andere Zeitgenossen ermordet hatte. Gelöst wird auch das Rätsel, warum die Schweigemönche einen proppenvoll mit Weinkisten beladenen Heuwagen während der Nazizeit nach Gut Weimert beordern mussten.

Die Rolle der Abtei Mariawald im Dritten Reich ist Gegenstand separater Führungen. Für den Frontabschnitt zwischen Monschau und Schmidt hatte die deutsche Wehrmacht im Jahre 1944 auf dem Klostergelände einen Hauptverbandsplatz eingerichtet. Dort wunderte sich damals ein Oberfeldarzt über das Verhalten im Kloster verbliebener Mönche bei ankommenden Verwundetentransporten.

Auf einer Kriegsgräberstätte nahe der Klosteranlage fanden Wehrmachtssoldaten ihre letzte Ruhestätte. Bestattet wurden hier auch Angehörige von SS und US-Army, sowjetische Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Westwallarbeiter und Kriegsopfer aus der Zivilbevölkerung. Teilnehmer an der Sonderführung lernen schicksalhafte Lebensgeschichten dieser Menschen kennen. Treffpunkt für alle Führungen ist der große Parkplatz an der Klosteranlage. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich.

Auskünfte: Regio Oratio, Nideggener Str. 110, D-52385 Nideggen-Schmidt, Tel. 0049/2474/99180, E-Mail: schoeller110@t-online.de, Web: www.regio-oratio.com.