»Das Pensionat war mein Zuhause«

Die Geschichte des Heidbergklosters geht zurück auf das Jahr 1698, als der damalige Bürgermeister von Lüttich, Jacques Thomas de Goer de Herve, König Karl II. von Spanien um die Gründung eines Klosters für die Schwestern des Rekollektinnenordens in Eupen bat. Der König genehmigte den Bau, jedoch unter der Bedingung, dass dort eine öffentliche Schule für Mädchen eingerichtet werde. Zwei Jahre später kaufte die Ordensgemeinschaft der Rekollektinnen das Grundstück auf dem Heidberg, um dort Kloster und Kirche errichten zu lassen. Da die Schwestern in größter Armut lebten, ging der Bau nur schleppend voran. Im Laufe des 18. Jahrhunderts entstand der Gebäudekomplex in vier Bauphasen: Der Nordflügel wurde 1701 erbaut. An seinem westlichen Ausläufer wurde erst knapp 50 Jahre später ein blausteinerner Pavillon errichtet. In einer zweiten und dritten Phase wurden der Ostflügel 1722 und der Westflügel 1724 erbaut.

Unter der Leitung von Schwester Antonia in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte das Pensionat der Schwestern einen großen Aufschwung. 1849 wurde das Nachbarhaus von Theo Losen angekauft und die Zahl der Pensionärinnen stieg auf 75 Zöglinge. Dadurch floss ein größeres Einkommen in das Kloster, was den Rekollektinnen den Bau einer Kapelle ermöglichte. Die Kapelle bildete den abschließenden Südflügel des Gebäudekomplexes.

Die Heidbergkapelle, die vergangene Woche bis auf die Grundmauern niederbrannte, wurde von dem englischen Architekten und Goldschmied G. Philp aus Lüttich geplant. Die Kirche aus Blaubruchstein gilt als erste neugotische Kapelle im Kreis Eupen. Besonders ungewöhnlich sei das breite Kirchenschiff gewesen, meint Alfred Minke vom Staatsarchiv Eupen, dies habe der Kapelle äußerlich den Charakter einer englischen Dorfkirche verliehen und im Innern ihre Multifunktionalität gesteigert. Doch bei der Planung des Engländers verlief nicht alles reibungslos und Kreisbaumeister Kirchhoff aus Monschau übernahm die Bauleitung. Der ursprüngliche Kostenanschlag Philps lag bei 8000 Talern, schlussendlich sollte der Bau der Kapelle doppelt soviel kosten. Die Kirche wurde am 26. Mai 1856 durch Pfarrer Pauls eingesegnet und am 9. Juli 1868 durch den Erzbischof von Köln feierlich konsekriert. Das Gotteshaus ist dem Heiligen Herzen Jesu geweiht und wird auch »Herz-Jesu-Kirche« genannt. Das dornengekrönte Herz mit Kreuz ist ein wiederkehrendes Motiv im gesamten Gebäude. Die Grabplatte der Gründerin und Oberschwester des Hauses ist in die Wand des Klostergangs eingelassen.

Einen besonderen Wert hatte das einheitliche Mobiliar der Kirche, das 1856 von der Werkstatt Küsters in Roermond angefertigt wurde. Es wurde in den 60er Jahren im Zuge verschiedener Modernisierungsmaßnahmen aus der Kapelle herausgerissen, was in der Eupener Bevölkerung Empörung hervorrief.

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