Land unter in etlichen Orten: Schuhe aus und durch die Fluten



Schuhe aus und durch die Fluten: So wie ein Autofahrer nahe des Schlachthofes Pegri in St.Vith dürften es am Freitagmorgen einige gemacht haben. An der Autobahnauffahrt Hünningen musste ein Pkw-Fahrer sich auf das Dach seines Fahrzeugs flüchten, bis die Feuerwehr ihn rettete. Hier stand die Straße komplett unter Wasser.

Besonders heftig waren das Zentrum von St.Vith, aber auch die Talsohle in Wiesenbach betroffen. „Ich bin überall hingekommen, musste aber manches Mal einen Umweg in Kauf nehmen“, berichtete unser Mitarbeiter Robert Frauenkron, im Hauptberuf Briefträger. Seine Kollegen, die am Morgen die Zeitung austrugen, hatte es besonders heftig erwischt. „Sie waren durch und durch nass“, so Robert Frauenkron. In den frühen Morgenstunden war das Unwetter über die Eifel gezogen. Auch im Norden der Deutschsprachigen Gemeinschaft und in weiten Teilen des Umlandes gab es ein heftiges Gewitter und starke Regenfälle (siehe auch Seite 9). In und um Vielsalm mussten mehrere Häuser evakuiert werden. Auch der Zugverkehr war unterbrochen. Auch in der deutschen Eifel lief zeitweise nichts mehr – außer Wasser. In Bleialf wurde eine kleine Brücke weggeschwemmt. Zahlreiche Straßen waren nicht befahrbar, die Feuerwehren wie auch in Ostbelgien im Dauereinsatz. Alleine in St.Vith wurden bis zum Mittag über 50 Einsätze gezählt. Alle verfügbaren Kräfte waren auf den Beinen, wobei aus der Feuerwehrzentrale selbst ein größerer Wasserschaden zu vermelden war.

Aus dem Eifelzoo Lünebach brachen gefährliche Wildtiere aus. Die Gehege der Tiere waren durch das Unwetter beschädigt worden, sodass ein Bär, zwei Löwen, ein Tiger und ein Jaguar ausbüxen konnten.

Komplettes Ausmaß wird erst in ein paar Tagen erkennbar sein.

Die Polizei rief die Bevölkerung zu besonderer Vorsicht auf. Der Bär wurde erschossen, die übrigen Tiere konnten im frühen Nachmittag wieder eingefangen werden. In der Gemeinde Burg-Reuland waren sowohl die Ulf als auch die Our über die Ufer getreten. Ein Campingplatz am Ufer der Our musste evakuiert werden.

„Hier sind keine Felder mehr zu sehen, alles steht unter Wasser“, berichtete Bürgermeisterin Marion Dhur, die sich selbst vor Ort ein Bild machte. Auch vom Fußballplatz in Weweler war nicht mehr viel erkennen. Da wo sonst der Ball rollt, stand eine einzige große braune Wassermasse. Das komplette Ausmaß des Schadens wird wohl erst zu erkennen sein, wenn die Überschwemmung zurückgeht. Besonders die Landwirte befürchten das Schlimmste.

Auch wenn der Sachschaden mancherorts erheblich ist, kamen Personen glücklicherweise nicht zu Schaden.

In Born trat die ansonsten eher „harmlose“ Emmels über die Ufer. Die Burgstraße stand quasi komplett unter Wasser. Aus dem Garten der Kunstgalerie wurden einige Skulpturen weggespült und zudem der Keller überflutet.

In St.Vith waren große Teile der Stadt für Stunden von der Stromversorgung abgeschnitten, da die Wassermassen Schalt- und Trafostationen des Elektrizitätsnetzes überflutet hatten. Die Ores-Techniker waren seit dem frühen Morgen im Einsatz, um so schnell wie möglich wieder Licht ins Dunkel zu bringen. Im frühen Nachmittag wurden Notstromaggregate eingesetzt. Im Bauunternehmen Leufgen in Schönberg stand eine Halle unter Wasser, auch im Ortszentrum lief zeitweise im Kreisverkehr nichts mehr und waren zahlreiche Gebäude betroffen. „Wir haben alles wieder im Griff“, konnte Firmenchef Günther Leufgen im späten Vormittag melden. Auch hier war der Strom zeitweise weg. „Wegen Wasserschaden geschlossen“ musste das Restaurant „Zur Alten Mühle“ in Wiesenbach melden und auch in der Niederlassung der Roten-Kreuz-Sektion St.Vith richtete das Wasser großen Schaden an. Im Seniorenheim St. Elisabeth in St.Vith musste der eintreffende Frühdienst am Morgen feststellen, dass Wasser vom Flachdach in die Zimmer der zweiten Etage lief.

Die betroffenen Bewohner wurden kurzerhand im Nachbarzimmer untergebracht und werden nun für einige Zeit ein Doppelzimmer statt ihres Einzelzimmers bewohnen. Eine kurzzeitige Aufnahme musste ins Seniorenheim Bütgenbach verlegt werden. „Die meisten haben es ganz cool genommen und gesagt: ‚Es ist doch nur ein bisschen Wasser‘“, berichtete Heimleiterin Isabelle Heinrichs. Wenn man es so sehen kann… (belga/dpa/arco/pf)