DG blieb bei Verteilungsplan außen vor

Die Verteilung der Jodtabletten in Apotheken war letzte Woche initiiert worden. | Photo News

Für den Ecolo-Abgeordneten Freddy Mockel stellte sich nun aber die Frage, inwieweit die DG in die Pläne der Föderalregierung eingeweiht war, und ob Jodtablettenvorräte in ostbelgischen Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser und Heime, aber auch in Schulen angelegt wurden.

„Jodtabletten schützen nicht vor einer atomaren Katastrophe. Sie können lediglich zur Vorbeugung gegen Schilddrüsenkrebs beitragen. Das Überleben und die Gesundheit der Menschen in einem nuklearen Ernstfall sind also keineswegs von den Jodtabletten abhängig“, machte Gesundheitsminister Antonios Antoniadis (SP) zunächst deutlich.

Wenn allerdings die Möglichkeit bestehe, das Risiko einer Erkrankung zu mindern, sollte man von dieser auch Gebrauch machen, findet er. „Viel wichtiger ist es meiner Meinung nach jedoch, für hohe Sicherheitsstandards in den Kernkraftwerken zu sorgen, damit es erst gar nicht zu einem solchen Ernstfall kommen kann.“

Die Verteilung von Jodtabletten sei ursprünglich nur in einem Radius von 20 Kilometern um einen der belgischen Kernkraftreaktoren vorgesehen gewesen. Dann hatte der Hohe Rat für Gesundheit im Jahr 2015 eine Ausdehnung des Sicherheitsradius auf hundert Kilometer empfohlen – und das bedeutete, praktisch jeder in Belgien wäre davon betroffen. Diesen Standpunkt habe er geteilt und sich in diesem Sinne eingesetzt, so Antoniadis. Nach einigem Hin und Her wurde der föderale Notfallplan inzwischen überarbeitet, sodass nun ein Sicherheitsradius von hundert Kilometern als Vorgabe gilt.

Der Notfallplan umfasse übrigens nicht nur die Verteilung von Jodtabletten, sondern sämtliche Vorkehrungen, die in einem nuklearen Ernstfall zu treffen sind. „Dabei organisiert das Innenministerium die Maßnahmen, die auf föderaler, provinzialer und kommunaler Ebene getroffen werden. Also auf Ebene der Behörden, die im Bereich der Sicherheit zuständig sind.“

Die DG sei bei der Erarbeitung dieses Notfallplans nicht einbezogen worden. „Das liegt daran, dass wir keine Zuständigkeit in puncto Sicherheitspolitik haben. Dennoch hätten wir unsere Meinung bei der Erarbeitung dieses Notfallplans gerne eingebracht. Es ist bedauerlich, dass wir nicht einbezogen wurden.“ Der eigentliche Plan als solcher sei erst kürzlich vorgestellt worden. Und ein Schreiben mit genaueren Informationen seitens der Föderalregierung sei ihm erst am Tag der Veröffentlichung im Staatsblatt zugestellt worden, fügte der DG-Gesundheitsminister hinzu.

Demnach obliege es den Privatpersonen und den Einrichtungen, dafür zu sorgen, dass ausreichend Jodtabletten für die jeweilige Zielgruppe zur Verfügung stehen. „Demzufolge liegt es in der Verantwortung des Trägers, diese in einer Apotheke anzufragen, anschließend aufzubewahren und im Falle eines nuklearen Vorfalls auszuteilen.“ Auf der Internetseite www.nuklearrisiko.be könnten die Einrichtungen sich ausrechnen lassen, wie viele Tabletten sie vorrätig haben sollten. Das sei aber nur eine Empfehlung – eine Verpflichtung gibt es nicht.

Auf Nachfrage habe die Föderalregierung bestätigt, dass es kein System zur Erfassung der Vergabe von Jodtabletten gibt. „Aus diesem Grund kann ich in der Kürze der Zeit nicht mitteilen, wie viele ostbelgische Einrichtungen sich Jodtabletten abgeholt haben“, erläuterte der Minister.

Da es seitens der föderalen Stellen keine gesonderte Information an die Einrichtungen geben wird, möchte Antoniadis die Initiative ergreifen und selbst eine Reihe von Einrichtungen anschreiben. Dazu zählen Seniorenwohnheime, Schulen, Krankenhäuser und die Kinderbetreuungsstrukturen, da sich dort viele Menschen unter 40 Jahren aufhalten. (sc)