Pädophile teilen Urlaubsbilder belgischer Kinder auf russischer Internetseite



Die russische Internetseite Image Search, die jeden Monat von mehr als 17 Millionen Menschen besucht wird, scheint auf den ersten Blick harmlos. Doch neben idyllischen Bildern von Städten und Naturschutzgebieten findet man auf der Homepage auch fast drei Millionen Fotos von Kindern. Pädophile nutzen die Seite seit Jahren ungehindert, um Fotos auszutauschen, die in großem Stil aus sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook gestohlen wurden. Die Fotos sind für Jedermann zugänglich.

Es genügt, den Suchbegriff „Belgien“ einzugeben, und sofort erscheinen Fotoserien belgischer Kinder und junger Frauen in Badekleidung. Unter den Fotos platzieren registrierte Nutzer der Seite aus verschiedenen Ländern perverse Kommentare.

„Die meisten Kinderfotos sind harmlos. Oft sind es Urlaubsschnappschüsse von Kindern am Strand, auf dem Spielplatz oder im Schwimmbad, die von den Eltern oder den Kindern selbst online gestellt werden“, sagt der niederländische IT-Sicherheitsexperte Sijmen Ruwhof, der die Seite untersucht. „In der Praxis ist dies aber nur ein Deckmantel für Pädophile, die zum Austausch von Kinderpornographie auf diese Website kommen.“

Nach Angaben des Spezialisten bestehen 73 Prozent der Bilder auf der Website aus Kinderfotos. „Die Besucher dieser Website kommen nicht, um schöne Schnappschüsse der Stadt Brüssel zu sehen“, sagt Ruwhof. „Ihre Kommentare sagen auch genug. Sie kopieren Kinderfotos, die sie in sozialen Netzwerken finden, stellen sie in einen völlig anderen Kontext und laden andere Menschen zu schmutzigen Kommentaren ein.“

Laut Ruwhof gibt es auch viele Alben auf der Seite, die nur mit einem Passwort für Pädophile zugänglich sind. „Da geht es nicht mehr um unschuldige Kinderfotos, sondern um kinderpornographisches Material“, sagt er.

Die Website existiert seit 2005 und wächst jedes Jahr in Bezug auf die Anzahl der Besucher und registrierten Benutzer. Behörden weltweit wissen von den Machenschaften, Ruwhof ist jedoch der Ansicht, dass dagegen kaum etwas unternommen wird. „Niemand greift ein. Das amerikanische FBI nicht, die niederländische Polizei nicht. Es könnte das eigene Kind sein, das man plötzlich auf einer Seite voller Pädophiler entdeckt. Aber es wird nichts unternommen. Vielleicht, weil die Betreiber der Website Russen sind, und das ist diplomatisch schwierig.“

Durchsuchungen und Festnahmen

„Wir kennen diese Website und sind bereits in der Vergangenheit gegen sie vorgegangen“, sagt Yves Goethals, Leiter der Abteilung für Kindesmissbrauch bei der föderalen Polizei. „Im vergangenen Jahr haben wir in diesem Zusammenhang Verhaftungen vorgenommen. Am Anfang war diese Website in erster Linie ein Ort, an dem Bilder ausgetauscht wurden. Aber jetzt wird die Seite mehr und mehr zu einem Ort, an dem erste Kontakte geknüpft werden, wo Pädophile später Bilder an anderen Orten verbreiten.“

Goethals sagt, dass es eine starke internationale Zusammenarbeit gibt, um dem Problem entgegenzuwirken. „Die Informationen, die jetzt auftauchen, können den Beginn einer größeren Untersuchung bedeuten, die später zu Durchsuchungen und Verurteilungen führen könnte.“

Streng genommen handelt es sich nach Angaben der föderalen Polizei nicht um eine kinderpornographische Seite, sondern um ein Forum zum Austausch von Fotos. Der Besuch der Website sei nicht strafbar, aber das Platzieren von kompromittierenden, gestohlenen Bildern oder unangemessenen Kommentaren dagegen schon.

Child Focus: „Schützen Sie Ihre Privatsphäre in sozialen Netzwerken.“

Child Focus hat auch eine Untersuchung der Bilder belgischer Kinder auf der russischen Website eingeleitet. „Es ist ganz klar, dass einige der Fotos auf dieser Website nicht wegen ihrer ästhetischen Qualität darauf platziert sind, sondern zu einem anderen Zweck“, sagt Sprecher Dirk Depover. „Es ist höchst verwerflich, dass diese Fotografien missbraucht werden, um Gefühle von Lust und Macht bei bestimmten Menschen freizusetzen. Ich kann mir vorstellen, dass Eltern, wenn sie das entdecken, sehr schockiert darüber wären. Und das zu Recht.“

Child Focus rät Eltern dazu, besonders darauf zu achten, welche Bilder sie in sozialen Netzwerken mit der Öffentlichkeit teilen. „Passen Sie Ihre Privatsphäre-Einstellungen im Voraus an. Tun Sie das nicht, kann jeder auf der Welt mit diesen Fotos machen, was er will.“