Kjaer gegen Giroud: Es kann nur einen geben

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In Mailand Kollegen, bei der WM Gegner: Simon Kjaer (Nr. 4) trifft auf Olivier Giroud (rechts). | Foto: dpa

Simon Kjaer lächelte etwas gequält, als er nach Olivier Giroud gefragt wurde. Beide gewannen im Sommer die italienische Meisterschaft mit dem AC Mailand. Beide schafften es im Alter von 33 und 36 Jahren trotz ganz unterschiedlicher Leidensgeschichten noch einmal zu dieser WM. Und beide würden unter anderen Umständen vermutlich gern eine launige Geschichte über den jeweils anderen erzählen. Aber da gibt es an diesem Samstag (17 Uhr) im Stadion 974 in Doha ja noch ein pikantes Duell: Frankreich gegen Dänemark. Der Rekordtorschütze des einen Landes (Giroud) gegen den Kapitän des anderen (Kjaer). Gut möglich, dass am Ende nur einer von beiden die Vorrunde dieser Fußball-Weltmeisterschaft übersteht.

Die Dänen stehen nach einem enttäuschenden 0:0 in ihrem ersten Spiel gegen Tunesien deutlich mehr unter Druck. Und wer sollte besser wissen als ihr Abwehrchef Kjaer, wie stark dieser Giroud im Moment gerade ist? „Innerhalb des Strafraums ist er einer der besten Stürmer der Welt“, sagte der Däne. „Wahrscheinlich wurde er immer ein bisschen unterschätzt.“

Und so handelt eine der bemerkenswertesten Entwicklungen dieser WM bislang auch von Giroud. Der frühere Mittelstürmer des FC Arsenal und des FC Chelsea schoss gleich im ersten Spiel der Franzosen zwei Tore beim 4:1 gegen Australien. In der ewigen Torschützenliste des zweimaligen Weltmeisters steht er dadurch jetzt gemeinsam mit Thierry Henry (beide 51) auf Platz eins. Und das alles passierte in einem Spiel, bei dem er eigentlich längst nicht mehr hätte dabei sein sollen.

Denn wirklich wertgeschätzt wurde der 1,93-Meter-Hüne in Frankreich nie. Schon beim WM-Sieg vor vier Jahren brachte er es fertig, als Nummer 9 der besten Mannschaft des Turniers nicht einmal in sieben Spielen aufs Tor zu schießen. Trainer Didier Deschamps legte ihm das als Opferbereitschaft aus, weil Giroud stets Räume für andere Spieler schafft. Andere Beobachter verspotteten ihn eher dafür.

Spätestens nach der Europameisterschaft 2021 schien seine Nationalmannschafts-Karriere endgültig vorbei zu sein. Zu stark die Konkurrenz, zu fortgeschritten sein Alter, zu lang die Liste seiner vermeintlichen Defizite, hieß es gern.

Giroud hat nicht das Tempo eines Kylian Mbappé und nicht die Technik eines Karim Benzema. Von dem Stürmer von Real Madrid stammt sogar das Zitat: Ihn und Giroud zu vergleichen, hieße, „die Formel 1 mit einem Go-Kart zu vergleichen“. Benzema sagte das auch nicht etwa hinter den verschlossenen Türen einer Kabine, sondern postete es gleich bei Instagram.

Seitdem aber ist in nur wenigen Monaten viel passiert. Genau wie bei Simon Kjaer revitalisierte ein Wechsel nach Mailand auch bei Giroud eine vermeintlich schon ausklingende Karriere. Auf dem Weg zur Meisterschaft traf er immer dann, wenn es darauf ankam.

Deschamps holte ihn im Alter von 35 Jahren zurück in die Nationalelf. Und weil sich dort vor der WM unter anderem Benzema verletzte, ist Giroud nun an der Seite von Mbappé (Paris Saint-Germain) und Ousmane Dembele (FC Barcelona) wieder Frankreichs Mittelstürmer Nummer eins. „Respekt“, sagte der Abwehrspieler Benjamin Pavard von Bayern München. „Immer wenn niemand mehr an ihn glaubte, hat er sofort eine Antwort darauf gehabt.“

Kjaers Problem vor dieser WM war ein anderes. Vor elf Monaten riss ihm bei einem Ligaspiel in Genua das Kreuzband. Als Giroud im Mai zwei der drei Tore im entscheidenden Spiel zur Meisterschaft bei Sassuolo Calcio (3:0) schoss, saß der Verteidiger noch mit einem bis auf Schulterlänge angewachsenen Vollbart auf der Tribüne. Er rasierte sich erst an dem Tag, als er wieder fit war.

Im September war er wieder dabei, als die Dänen zum zweiten Mal in dreieinhalb Monaten in der Nations League gegen Frankreich gewannen (2:0). Und mal wieder gab es danach Ärger in der Heimat für Giroud. Er und Kjaer wurden dabei gefilmt, wie sie nach dem Spiel in Kopenhagen zusammen feiern gingen.

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