Archäologen bringen wieder Erstaunliches zum Vorschein

Bekanntlich weiß man, dass bei Aushubarbeiten in Aachen stets etwas Historisches ans Tageslicht gelangt. So wundert es nicht, dass die Archäologie in der Baumgrube am Fischmarkt, unmittelbar am Brunnendenkmal „Fischpüddelchen“, in die eigentlich längst schon eine Linde eingepflanzt werden sollte, fündig geworden ist. Am „Tatort“ im Umfeld von Dom und Rathaus mussten die Archäologie-Fachleute, allen voran Stadtarchäologe Andreas Schaub, erst einmal ran und schauen, was da „Erstaunliches“ zum Vorschein gekommen ist. Ein genauer Blick „nach unten“ ließ das Herz des Archäologen höher schlagen. Dieser Fund bringt neue Erkenntnisse zur Stadtgeschichte, wie Schaub bei einem Pressegespräch vor Ort wissen lässt. Deutlich sichtbar werden Leitungen und Kanäle, Steine verschiedener Art, das alles habe hier Spuren hinterlassen. Raus aus der Römerzeit, rein ins Mittelalter, erklärt der Stadtarchäologe. Und das im Kernbereich der Marienkirche.

Andreas Schaub hat herausgefunden, dass hier einst Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg am Fischmarkt gewohnt, gelebt, gearbeitet haben. Die sichtbaren Schichten deuten auf das 4. bis 5. Jahrhundert hin, die Funde aus der Zeit nach den Römern, 6. bis 7. Jahrhundert. Interessant für Schaub: „Die Steine stecken in der Grube senkrecht, das beweist, sie wurden hingestellt.“ Um was für ein Haus es sich aber gehandelt habe könnte, kann Schaub nicht erklären. Nach den Römern jedenfalls war längst nicht Schluss. Das sei so deutlich wie hier an keiner anderen Stelle in Aachen erkennbar, sagt er.

Schaub spricht vom Anfang des Baus der ersten Marktfläche, des späteren Fischmarkts. Das massive Mauerwerk lasse erkennen, dass hier, in Nähe der Marienkirche, der alte Brunnen am Fischmarkt gewesen sein müsse. Fakt ist: Das „Fischpüddelchen“, 1911 errichtet, hatte bereits vorher schon einige Brunnen-Standorte. Der Ursprung des Fischmarktes liegt in der Zeit der Karolinger. Der älteste Brunnen muss im 13. oder 14. Jahrhundert errichtet worden sein. Sichtbar wurden auch der Rest einer hölzernen Wasserleitung aus dem 16. Jahrhundert sowie Steine als letzte Reste eines Bodenkanals. „Für mich steht fest, der Brunnen am Fischmarkt hat häufig seinen Platz gewechselt“, sagt Schaub. Natürlich wurden auch diesmal wieder Keramikscherben gefunden, Andreas Schaub nennt sie das „Lieblingsspielzeug“ der Archäologen. Kleine Scherben würden oftmals jedoch viel aussagen. Der Stadtarchäologe erwähnte die lobenswerte Unterstützung der „Ehrenamtler“, die an solchen Arbeiten mitwirken, so auch der Fachbereich Umwelt. Der habe lange schon am Fischmarkt die auserwählte Linde in die Erde bringen wollen. Aber neue Erkenntnisse für die Stadtgeschichte hätten in Aachen halt Vorrang, um sie der Nachwelt erhalten zu können. Die Archäologie habe diesbezüglich bewusst die „Gunst der Stunde“ genutzt. Man werde noch drei bis vier Wochen vor Ort im Einsatz sein. Ein paar wichtige Dokumentationen erfassen, dann könne der Baum an Ort und Stelle „endlich“ eingepflanzt werden.

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment