Krankenhäuser ziehen die Reißleine

<p>Auch das Lütticher Klinikum bereitet sich auf einen Ansturm von Covid-Patienten vor.</p>
Auch das Lütticher Klinikum bereitet sich auf einen Ansturm von Covid-Patienten vor. | Illustrationsfoto: Photo News

Kein Tag vergeht ohne neue Hiobsbotschaften angesichts der weiterhin steigenden Fallzahlen in Belgien.

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Kommentare

  • Zu einem Zeitpunkt, wo eine bis dato vermeintlich gelassene Sicht auf die Pandemieentwicklung auch unter Politikern, Virologen und Medizinern mehr und mehr einer sorgenvollen Haltung Platz macht, gibt es nach wie vor Stimmen, die in einer Herdenimmunität das probate „Konzept“ sehen, die Pandemie einzudämmen.

    Diese Stimmen sind nicht nur von Menschen zu hören, die in den bisherigen Maßnahmen zu Bekämpfung der Pandemie unzulässige Eingriffe in die individuellen Grund- und Freiheitsrechte sehen oder (wie Dr. Meyer und Co.) die Pandemie leugnen, sondern kürzlich erst von 3 Epidemiologen aus den USA und GB („Great-Barrington-Erklärung“).
    Die WHO und zahlreiche Virologen und Epidemiologen weltweit haben diesem Ansinnen vehement widersprochen.

    Da es zum jetzigen Zeitpunkt keine gesicherten Erkenntnisse darüber gibt, ob es nach einer Infektion zur Immunität kommt und wie lange diese andauert, lässt sich über Herdenimmunität tatsächlich nur spekulieren.

    "Fangfrage: Wie viele zirkulierende respiratorische Viren kennen Sie, die Herdenimmunität verursacht haben?", fragte vor Kurzem ein Virologe auf Twitter. Der Forscher löst selbst auf: "Keine, sonst würden sie nicht zirkulieren. Viren passen sich an, um der Immunantwort auszuweichen oder sie zu verändern, um zu überdauern." (aus SPON 20.8 - Warum ist Herdenimmunität der falsche Weg)

    Selbst wenn es individuelle Immunität gäbe und Herdenimmunität möglich wäre, wie könnte sie dazu beitragen, die aktuellen Herausforderungen zu meistern, die darin bestehen, eine Überlastung der Gesundheitssysteme zu verhindern und möglichst wenige Opfer zuzulassen?

    Gar nicht! Ohne wirksame Medikamente und/oder einen Impfstoff für die Risikogruppen, die rund 30% der Bevölkerung umfassen, lässt sich ein solches Experiment mit Menschenleben nicht durchführen.
    Es sei denn, man ist bereit diese Menschen zu opfern oder sie weitgehend zu isolieren.
    Eine Antwort auf die Frage, wie letzteres zu bewerkstelligen sein soll, gibt es bisher von den Verfechtern der Herdenimmunität nicht.

    Die bisherigen Krankheitsverläufe haben zudem gezeigt, dass das Virus in geringeren Maße auch für vermeintlich gefeite junge und/oder gesunde Menschen ein Gesundheitsrisiko darstellt. Von möglichen Spätfolgen auch bei einer eher leichten Erkrankung ganz abgesehen.

    Eine Herdenimmunität lässt sich nicht planen und erst recht nicht kurzfristig durchführen, will man, dass die Gesundheitssysteme nicht kollabieren.
    Zu welchen Situationen, Bildern und Opferzahlen dies führt, haben uns Bergamo im März und New-York im April gezeigt. Tatsächlich ist dort der Grad der Durchseuchung der Bevölkerung besonders hoch. Dennoch steigen in New York die Infektionszahlen wieder deutlich.

    Wer auf Herdenimmunität setzt, weil er nicht an den Erfolg der Impfstoffforschung glaubt oder gar Impfgegner ist, spielt eine zynische Lotterie mit Menschenleben.
    Ohne Impfstoff bleibt Herdenimmunität ein fatalistisches Konzept.

    ————

    Am 26. Dezember 2004 saßen Menschen am Strand von Khao Lak und schauten gelassen auf den Ozean. Verwundert waren sie, als das Meer sich zurück zog und erstaunt, als eine anrollende Welle Fischerboote in der Ferne verschlang.
    Einige liefen der Welle gar erwartungsvoll entgegen.
    Erst, als die Welle am Strand brach, erkannten die Menschen die Gefahr.
    Zu spät! Über 200.000 Menschen mussten dies in Südostasien an diesem Weihnachtstag mit ihrem Leben bezahlen.

    Wenn sich das Meer heute in Khao Lak unerwartet zurück zieht und eine neue Welle droht, wissen die Menschen, was zu tun ist.

  • @Leonard,
    Wer eine saisonale grippe-ähnliche aber noch nicht heilbare Pandemie mit einem Ozean-Tsunami vergleicht, der vergleicht keine Äpfel mit Birnen, sondern Fahrradunfälle mit einem Flugzeugabsturz.

  • Sah vorhin zufällig ihre Replik, Herr Scholzen.
    Obwohl ich Corona nicht mit einem Tsunami verglichen habe, sondern mein angehängter Text die Lernfähigkeit der Menschen zum Inhalt hatte (zugegeben ich habe nicht erwartet, dass sie dies verstehen), spricht 8 Tage später der Gesundheitsminister und die gesamte Presse vom Tsunami, der Belgien zu überrollen droht.
    Wer die Pandemie - wie Sie - als „Coronaquatsch“ abtut und unablässig behauptet, eine steigende Anzahl Neuinfizierter stünde in keinem Zusammenhang mit der Anzahl Covid19-Erkrankter, der Hospitalisierten und notwendigen Intensivbehandlungen, wird seinen verharmleugnenden Standpunkt hoffentlich endlich überdacht haben. Warum bin ich mir so sicher, dass dies bei Ihnen nicht der Fall ist?
    Der Virologe Emmanuel André hat recht, wenn er als eine Ursache der dramatischen Entwicklung in unseren Land, die Tatsache beklagt, dass viel zu viele Menschen in Belgien falschen Propheten aufgesessen sind und Dinge infrage gestellt haben, die nicht infrage zu stellen waren.
    Sie wissen sicher, wer damit gemeint ist.
    Bleiben Sie gesund!

  • Sehr geehrter Herr Leonard,

    Sie stimmen dem Virologen André also zu, „wenn er als eine Ursache der dramatischen Entwicklung in unseren Land, die Tatsache beklagt, dass viel zu viele Menschen in Belgien falschen Propheten aufgesessen sind und Dinge infrage gestellt haben, die nicht infrage zu stellen waren“.

    Ich erinnere daran, dass die Virologen sich überhaupt keinen Reim darauf machen konnten, dass die Pandemie im Mai trotz der Lockerungen weiter abflachte. Ich erinnere an den famosen „Weißen Ritter“, den sie als flapsige Erklärung anführten. Ich erinnere des Weiteren daran, dass Prof. Niel Hens mit seinem Mitte Mai prognostizierten dramatischen Anstieg ab Mitte Juni voll daneben lag, und dieses dann mit einem unerwartet disziplinierten Verhalten der Belgier erklärte. Ich erinnere des Weiteren daran, dass Marc Van Ranst die zweite Welle schon Mitte für Juli als Fakt erklärte hatte.

    Aber nein, man darf „Dinge nicht infrage stellen“. Man darf ja nicht mal nach Schweden schauen, und schon heißt es „nicht vergleichbar!“ Aber ich denke man kann doch wohl Schweden mit Schweden vergleichen, oder? Also ich will sagen Schweden im März/April und Schweden Mitte Oktober. In beiden Fällen waren die Randbedingungen gleich in Sachen Bevölkerungsdichte, Bildungsstand, Krankenhauswesen, etc. und dennoch war da irgendetwas, das dazu führte, dass sich bisher in Schweden keine 2. Corona-Sterbewelle auftürmt. Meine Vermutung: partielle oder vollständige Herdenimmunität. Dass jetzt noch PCR-Tests massenweise positiv, auch in Schweden, ausfallen, hängt wohl mit der extremen Sensibilität dieses Tests zusammen, der auch noch Fragmente von abgestorbenen Viren bei Genesenen/Immunisierten aufspürt, und diese dann positiv meldet.

    Nun zurück zum Vergleich Belgien vs Schweden. Stockholm, Malmö und Göteborg weisen wohl eine ähnliche Bevölkerungsdichte auf, wie Brüssel, Antwerpen oder Lüttich. Das Virus scheint mir doch das gleiche zu sein, wo also sind die radikalen Unterschiede? Meine Vermutung: Schweden hörte auf Tegnell, Belgien auf Van Ranst.

  • Herr Dieter Leonard wie wäre es wenn wir dem Herrn Schmitz beine Ausreise ins gelobte Schweden finanzieren würde, in der heutigen seit wird für soviel gesammelt, das dieses Projekt bestimmt Aussichten auf Erfolg hätte.

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