„Wir wollen, dass wieder hochgefahren wird“: DG zahlt Kulturschaffenden 250 Euro pro Auftritt

<p>Die Coronakrise hat den Kultursektor in die Krise gestürzt.</p>
Die Coronakrise hat den Kultursektor in die Krise gestürzt. | Illustrationsfoto: imago

Wie aus einem Kommuniqué der Ministerin hervorgeht, startet gleichzeitig eine Umfrage für den Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft, die den Umfang der Krise auf die finanzielle Situation der KKW abschätzen und kulturpolitische Entscheidungen orientieren soll.

Seit Mitte März ist das kulturelle Leben in Ostbelgien zum Stillstand gekommen. Konzerte, Theater, Museen und Kunstbühnen wurden auf unbestimmte Zeit geschlossen. Schauspieler, Musiker, Künstler und Tänzer - sie alle treten plötzlich nicht mehr auf, sind ohne Engagements und damit ohne Einkommen. Neben den Künstlern fallen aber auch für die auf den Kulturbetrieb spezialisierten Dienstleister wie Bühnentechniker und Maskenbildner die Aufträge weg. Die Perspektiven für den Kultur- und Kreativsektor sehen mit wieder anziehenden Infektionszahlen auf lange Sicht trübe aus, die Menschen bangen um ihre berufliche Zukunft, heißt es weiter.

Während die strukturell bezuschussten professionellen Kulturträger sowie die Amateurkunstvereinigungen auf die Corona-Hilfen der Deutschsprachigen Gemeinschaft zurückgreifen konnten, sind mit der Schließung der Kulturzentren und Theater die Einnahmen für die freischaffenden Künstler unmittelbar weggebrochen. Am 9. Juli hat die Kammer ein Gesetz verabschiedet, das Künstlern und Veranstaltungstechnikern einen vereinfachten Zugang zum Arbeitslosengeld verschafft, das Ende 2020 ausläuft und ab dem 1. Juli sind Veranstaltungen mit maximal 200 Zuschauern erlaubt. Aber mit der Einführung der allgemeinen Maskenpflicht bei Veranstaltungen wurden die bereits schwierigen Rahmenbedingungen erneut verschärft und wann ein normaler Veranstaltungsbetrieb wieder uneingeschränkt funktionieren kann, ist aktuell nicht absehbar. Zudem kann das künftige Verhalten der Zuschauer nicht eingeschätzt werden und diese Unsicherheit führt dazu, dass die Veranstalter zurückhaltender ihre Angebote planen, so die Mitteilung weiter.

„Es ist ein Dilemma“, meint Ministerin Isabelle Weykmans. „Auf der einen Seite merkt man, dass die Menschen wieder Kultur erleben wollen, dass sie es vermissen, ins Konzert oder ins Theater zu gehen. Auf der anderen Seite ist die Unsicherheit und die berechtigte Sorge angesichts steigender Infektionszahlen an Covid 19 zu erkranken groß. Und seien wir mal ehrlich, wer würde klaglos zweieinhalb Stunden mit Maske seinem Lieblingskünstler zuhören wollen?“ fragt sich auch die Ministerin, um hinzuzufügen: „Es ist aber so, dass ohne Auftritte die Kultur stagniert. Und deshalb müssen wir Veranstaltungen möglich machen.“

Im sehr heterogenen Kultursektor arbeiten Menschen in verschiedensten Arbeitsbeziehungen und so haben die freischaffenden Künstler von den bisher von der Deutschsprachigen Gemeinschaft ausgesprochenen Corona-Hilfen überhaupt nicht oder nur indirekt profitieren können. Außerdem werden die Corona-Beschränkungen im Veranstaltungsbereich am längsten greifen und die Rückkehr zur Normalität auch im nächsten Jahr nicht uneingeschränkt möglich sein, so die Entschätzung.

Angesichts dieser Tatsachen setzt das neue Hilfspaket bei den Künstlern und Veranstaltungstechnikern an und fördert ihre Arbeit mit einer Auftrittsprämie. Für die darstellenden Künstler und Veranstaltungstechniker wird eine Auftrittsprämie in Höhe von 250 Euro pro Auftritt mit einem Gesamtbudget in Höhe von 50.000 EUR ab September 2020 gewährt. Für die bildenden Künstler wird das Ankaufsbudget für die Kunstsammlung der Deutschsprachigen Gemeinschaft auf 30.000 Euro verdoppelt und zwar ausschließlich für Werke aktiver Künstler aus Ostbelgien ab 2021. Für alle Kunstsparten wird eine Verdoppelung der Fördermittel für Stipendien auf 100.000 Euro ab 2021 vorgenommen. Darüber hinaus sollen die quantitativen Vorgaben des Kulturförderdekrets für professionelle Kulturträger für 2021 gesenkt werden, ohne dass die Fördermittel herabgesetzt würden. Das soll den Kulturveranstaltern mehr finanzielle Sicherheit einräumen und den Kulturbetrieb reaktivieren, heißt es weiter.

„Wir wollen, dass der Kulturbetrieb trotz bestehender Auflagen wieder hochgefahren wird, eine Dynamik in der Kulturproduktion wieder entsteht und sich den Kulturschaffenden wieder berufliche Perspektiven in ihrem Betätigungsfeld eröffnen. Somit ist diese Maßnahme sehr wohl auch als mittelfristiges beschäftigungsrelevantes Instrument anzusehen. Unsere Kreativen in Ostbelgien, deren Beitrag zur Wirtschaftsleistung vor Corona durchaus vergleichbar mit dem Maschinenbau war, sollen in dieser schwierigen Situation jede Hilfe erhalten, die möglich ist“, betont die Kulturministerin abschließend. (red)

Mehr Infos zu den Auftrittsprämien gibt es hier.

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