Lehrermangel in der DG: Keine „hausgemachten“ Lösungen

<p>Im Kampf gegen den Lehrermangel gibt es keine einfachen Lösungen. Im Parlament der DG herrscht aber Einigkeit, dass das Image des Lehrers aufgewertet werden soll.</p>
Im Kampf gegen den Lehrermangel gibt es keine einfachen Lösungen. Im Parlament der DG herrscht aber Einigkeit, dass das Image des Lehrers aufgewertet werden soll. | Illustration: dpa

Der Ecolo-Parlamentarier Andreas Jerusalem hatte sich im Rahmen einer Interpellation an Bildungsminister Harald Mollers (ProDG) gerichtet und in seinem äußerst ausführlichen Fragetext vor allem um Informationen im Primarschulwesen gebeten. Mollers ging generell auf die Problematik ein und beleuchtete auch die Situation in der Sekundarschule. Für „komplexe Herausforderungen“ gebe es auf die Schnelle keine simplen oder „hausgemachten“ Lösungen, so der Minister. Er erläuterte, dass die Fachbereiche im Ministerium mit verschiedenen Aufgaben betraut sind: „Es steht ein ganzes Arsenal an sachkompetenten und fleißigen Händen und Köpfen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft zur Förderung des Unterrichtswesens und seiner Lehrer zur Verfügung.“ Der ProDG-Minister und später auch der PFF-Abgeordnete Alexander Miesen unterstrichen auch, dass der Lehrermangel Teil des Fachkräftemangels in Ostbelgien sei. Zudem sei in den letzten Jahren mit allerlei Maßnahmen (über Sammeldekrete) versucht worden, gegen den Lehrermangel zu kämpfen.

Der Minister erwähnte ebenfalls das „Dilemma“ der Autonomen Hochschule (AHS), die beim Anwerben von Abiturienten viele und auch attraktive Mitbewerber im In- und Ausland habe. Das Aufnahmeverfahren an der AHS für die Studiengänge Lehramt Primarschule und Kindergarten, das es seit dem Studienjahr 2009-2010 gibt, wurde mehrfach erwähnt und als ein Schlüssel für eine Lösung angesehen. Ziel dabei sei, Bewerber mit günstigen Voraussetzungen für das Lehramtsstudium und die erfolgreiche Ausübung des Lehrerberufes zu gewinnen, „da geeignete Kandidaten das Studium mit einer höheren Wahrscheinlichkeit abschließen und die Studienabbruchquote somit gering gehalten werden kann“, so der Minister.

Geeignete Kandidaten stiegen auch später seltener aus dem Lehrerberuf aus, was wiederum dazu führe, das dem Lehrermangel vorgebeugt werden könne. Das Aufnahmeverfahren sei inzwischen – erstmals für die Kandidaten des laufenden Schuljahres – um einige Elemente erweitert worden, die die Studienmotivation sowie die sozialen und personalen Kompetenzen der Anwärter in den Blick nehmen. „Zudem ist das Verfahren darauf ausgerichtet, pädagogische Vorerfahrungen der Studierenden zu ermitteln und ihre Erwartungshaltung bereits zu einem frühen Zeitpunkt zu erfahren.“ Dafür gab es im Parlament von Petra Schmitz (ProDG) Lob, allerdings hätte sich der Ecolo-Abgeordnete Andreas Jerusalem dies etwas früher gewünscht. Minister Mollers erwähnte auch, dass die Anzahl der vergebenden Studienplätze an der AHS nicht mehr begrenzt sei. Die Regierung versucht den Angaben zufolge mit dem Konzept „Gutes Personal für gute Schulen“ (Dienstrechtsreform) und der Erarbeitung einer Gesamtvision für das Bildungswesen Fortschritte zu erzielen.

Auf Nachfrage nannte Mollers auch aktuelle Zahlen zu Krankheitstagen im Primarschulwesen: Demnach sind zwischen dem 1. September und dem 31. Oktober 25 Primarschullehrer während mehr als fünf Arbeitstagen wegen Krankheit oder Gebrechen ausgefallen. Zwölf dieser 25 Personen seien durch Lehrer mit Primarschuldiplom ersetzt worden. In acht Fällen sei auf Personen zurückgegriffen worden, die über ein anderes Diplom – sehr häufig ein Kindergartendiplom – verfügten. In fünf von 25 Fällen sei kein Ersatz eingestellt worden. „Wenn in 20 Prozent der Fälle mehrtägiger, krankheitsbedingter Abwesenheiten kein Ersatz eingestellt wurde, kann dies auch am altbackenen Bewerbungsverfahren für Stellen im Unterrichtswesen liegen“, stellte Harald Mollers fest. Die Regierung habe daher ein modernes Bewerberportal bei den Fachbereichen Informatik und Unterrichtspersonal in Auftrag gegeben. Künftig soll das Bewerbungsverfahren digitalisiert und zentralisiert abgewickelt werden.

Colin Kraft: „Brauchen eine Diskussion,

was von einem Lehrer erwartet wird.“

Mit seinem Appell, das Image des Lehrerberufs zu steigern, stand der Bildungsminister nicht alleine da. In den Augen von Colin Kraft (CSP) seien zwar die Einstiegsgehälter erhöht worden, aber die Aufwertung des Lehrerberufs sei nicht erfolgt. „Wir brauchen eine globale Diskussion darüber, was von einem Lehrer erwartet wird“, sagte Kraft. Alain Mertes (Vivant) betonte die Rolle die Eltern und der Erziehung – zu Hause und in der Schule. Aus Kindern dürfe keine „Prinzessinnen oder Prinzen“ gemacht werden. Schüler müssten Konsequenzen spüren. Deshalb brachte Mertes wenig Verständnis dafür auf, dass Strafen offenbar „verpönt“ seien.

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