Ans andere Ende der Welt: Die lange Reise der Aale

<p>Sehr junge Aale sind fast durchsichtig und werden deshalb Glasaale genannt.</p>
Sehr junge Aale sind fast durchsichtig und werden deshalb Glasaale genannt. | Foto: Patrick Pleul/ZB/dpa

Das Tier ist mehr als einen Meter lang, hat eine schleimige Haut und einen silbrig glänzenden Bauch. Die Rede ist von einem Aal, also einem Fisch. Nennen wir unser Tier doch einfach mal Elli und begleiten es auf seiner weiten Reise. Elli lebt in einem Fluss irgendwo in Deutschland und hat Großes vor: Sie will ihr Zuhause verlassen und sich auf den Weg Richtung Meer machen. Ihr Ziel ist die Sargassosee. Dieses Meeresgebiet liegt mitten im Atlantischen Ozean, etwa 6.000 Kilometer weit entfernt. Ungefähr ein Jahr wird Elli dorthin unterwegs sein. Doch warum zieht es sie ausgerechnet dorthin? Die Sargassosee ist das Laichgebiet der Aale. Das bedeutet, ihr Nachwuchs schlüpft dort aus den Eiern. Das weiß man allerdings nur, weil man da die meisten Larven gefunden hat. „Warum die Aale aber nur dort laichen, ist nach wie vor ein Rätsel“, sagt der Meeresbiologe Moritz Sonnewald. Bevor sich Elli auf ihre Wanderung macht, frisst sie sich einen Fettvorrat an. Das ist wichtig, weil sie auf ihrer Reise durch den Ozean keine Nahrung mehr zu sich nehmen wird. Denn dort, wo zuvor Verdauungsorgane wie der Darm waren, bilden sich langsam die Geschlechtsorgane.

Die Reise in die Sargassosee ist aber nicht nur wegen der Länge besonders: „Die Tiere wechseln vom Fluss ins offene Meer. Also vom Süßwasser ins Salzwasser“, sagt Moritz Sonnewald. Darauf muss sich der Körper einstellen. Deshalb verändern sich zum Beispiel die Kiemen. Um ihr Ziel zu finden, orientiert sich Elli vermutlich am Magnetfeld der Erde und der Temperatur des Wassers. Wie sich die Aale fortpflanzen, war lange unbekannt. Selbst heute wissen die Forscher vieles nicht genau. Denn: „Bislang hat man die Tiere noch nicht bei der Fortpflanzung in freier Wildbahn beobachtet“, erklärt der Forscher. Vermutlich paaren sie sich in etwa 500 bis 1.000 Metern Tiefe. Danach sterben die erwachsenen Aale.

Ihre Larven haben dann ebenfalls eine abenteuerliche Reise vor sich. Denn von der Sargassosee aus schwimmen die zarten Jungtiere mit den Meeresströmungen wieder in Richtung Europa. Bis zu drei Jahre sind die kleinen Aale unterwegs. Von den Küsten aus schwimmen sie später die Flüsse hinauf. Einige Jahre später beginnt für die großen Aale die Reise zurück ins Meer - so wie bei Elli. (dpa)

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