Unsichtbarer Brückenbauer – „Community-Builder“ Mirko Griese berichtet von seinen Erfahrungen

<p>Mirko Griese gründete einige der erfogreichsten Facebook-Gruppen der DG.</p>
Mirko Griese gründete einige der erfogreichsten Facebook-Gruppen der DG. | Foto: Kurt Pothen

Das Engagement von Mirko Griese in Ostbelgien ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie Online-Plattformen dazu beitragen können, regionale Gemeinschaften zu stärken. Griese, der Mann hinter den Facebook-Gruppen „ostbelgienimmo“, „freeyourstuffeupen“ und „jobsostbelgien“, hat mit ihnen digitale Plattformen geschaffen, die Menschen in der Region dabei unterstützen, ein Dach über dem Kopf zu finden, nicht mehr Gebrauchtes zu verschenken, sowie einen Job zu finden oder anzubieten.

„Die Gruppe mit den Wohnungsangeboten ist ungebrochen erfolgreich seit Jahren“, erzählt Mirko Griese im Gespräch mit dem GrenzEcho. Die Regeln der Gruppe sind klar und dienen dazu, eine sachliche und respektvolle Kommunikation zwischen den Mitgliedern zu gewährleisten. „Es ist nur erlaubt, den eigenen Beitrag zu kommentieren oder bei Interesse Fragen zu stellen.“ Meinungsäußerungen werden ebenso konsequent gelöscht, wie Beleidigungen oder Drohungen, erklärt er weiter. Auf KI oder von Facebook bereitgestellte „Spam-Wächter“ vertraut er nicht so sehr, so der Admin. „Ich habe mittlerweile ein Auge für Spam. Diese Programme helfen ein bisschen dabei automatisch Leute reinzulassen in die Gruppen. Beispielsweise, wenn das Kriterium ist, dass sie in Eupen und 20 km Umgebung wohnen müssen. Solche Sachen. Aber alles andere mache ich lieber händisch. Ich will auch die Kontrolle behalten.“

Der tägliche Aufwand für die Moderation der Gruppen ist beträchtlich, wie Griese betont: „Mittlerweile so viereinhalb Stunden täglich“. Doch trotz des Aufwands zeigt sich Mirko Griese nach wie vor begeistert von dem positiven Einfluss, den seine Gruppen auf die Gemeinschaft haben. Oder besser gesagt wieder.

Vor etwa zwei Jahren stand Mirko Griese kurz vor der Entscheidung die Gruppen ab- oder aufzugeben, da er, wie er sagt, „die Schnauze so richtig gestrichen voll hatte“. Allerdings weniger von dem Aufwand und erst recht nicht von den Menschen, sondern von Facebook. Die permanenten Veränderungen und „Neuerungen“ machten dem Administrator das Leben extrem schwer. Also beschloss er, die Gruppen abzugeben. Wichtig dabei war ihm, dass sie ihren gemeinnützigen Charakter behalten sollte. Deshalb hat er versucht Jugendgruppen zu finden, die eventuell mit öffentlicher Unterstützung ein Projekt aus den Gruppen machen wollten und sie weiter entwickeln. Das gelingt leider nicht. Irgendwann hat er sich dann entschieden „eine Mail an Olivier Verdin von GE-Media“ zu schicken. Eine Interessensbekundung ließ nicht lange auf sich warten, die dann schließlich in eine Zusage mündete. Beide Seiten erkannten schnell, dass das jeweilige eigene Angebot, sich perfekt durch jenes des anderen ergänzen ließ. Die Zusammenarbeit mit GE-Media ermöglichte es ihm, sein Projekt in professionelle Hände zu legen, während er selbst weiterhin als Administrator aktiv blieb. „Die Gruppen laufen jetzt im Namen von GE-Media. Ich administriere sie aber weiterhin.“ Die Kooperation mit GE-Media bot auch die Chance einer mit seinen Vorstellungen kompatiblen Kommerzialisierung, eine Entwicklung, die Griese als notwendig ansah, um das Projekt nachhaltig am Leben zu erhalten. „Ich denke, irgendwann musste eine Kommerzialisierung erfolgen“, sagt er und fügt hinzu, dass er das Projekt 12 Jahre lang ehrenamtlich betreut hatte. Wichtig und unabdingbar für ihn war, ist und bleibt, dass ein Gratisangebot bestehen bleiben soll und zahlende Mitglieder sich beispielsweise den Vorteil einer priorisierten Position auf Facebook, den Webseiten von GE-Media oder eines der Printmedien erkaufen kann.

Doch Grieses Engagement beschränkt sich nicht nur auf die Wohnungsangebotsgruppen. Nach der Flutkatastrophe 2021 erlebte seine Tausch- oder eher Schenkbörse „freeyourstuffeupen“, eine Initiative zur Förderung des Gebens und Nehmens innerhalb der Gemeinschaft, einen wahren Boom. Die Plattform, inspiriert von einem Konzept aus Luxemburg, hat sich zur größten Community in der DG entwickelt, in der Gegenstände getauscht oder verschenkt werden. „Es handelt sich nicht um eine Tauschbörse im klassischen Sinne. Das Konzept stammt aus Luxemburg und hat hier im Norden eine sehr aktive Community hervorgebracht. Da brauche ich eigentlich gar nicht reingucken. Es werden ca. 12.000 Beiträge im Jahr gepostet mit Sachen, die verschenkt werden wollen. Also, es sind nur 5.500 Mitglieder, aber sehr, sehr aktive Mitglieder.“, erzählt Griese mit einem Anflug von Stolz.

Und obwohl der Erfolg der Gruppen unbestritten ist, bleibt Griese bescheiden und zieht es vor, im Hintergrund zu bleiben. „Das macht stolz. Schon manchmal. Aber. Allgemein bin ich eher der Zurückhaltende und habe nicht so gern Öffentlichkeit.“, gibt er zu. Doch die Anerkennung kommt trotzdem, und oft wird er auf die Straße angesprochen, als der Mann hinter diesen beliebten Online-Communities.

„Jeder hat eine zweite Chance verdient“, sagt Griese, wenn es um die Frage geht, wie er mit Regelverstößen in seinen Gruppen umgeht. Diese Einstellung zeigt seine nachsichtige und menschliche Seite, die in der oft anonymen und harschen Welt des Internets besonders hervorsticht.

Mirko Grieses Geschichte ist eine Inspiration für alle, die an die Kraft lokaler Gemeinschaften in der digitalen Welt glauben. Sie zeigt, wie individuelles Engagement und die Nutzung digitaler Plattformen eine positive Wirkung auf die Gesellschaft haben können. Seine Ratschläge für diejenigen, die darüber nachdenken, ähnliche Gruppen zu gründen, sind einfach: „Einen langen Atem, weil eine Facebook-Gruppe nicht von heute auf morgen entsteht. Und am Anfang stagnieren die Nutzerzahlen. Das dauert halt.“

Sein Engagement zeigt, wie eine einzelne Person wirken kann, wenn sie sich für eine Gemeinschaft einsetzt. Seine Reise von einem ehrenamtlichen Gruppenadministrator zu einer festen Institution in der Online-Community von Ostbelgien ist ein Zeugnis für die Wirkung, die regionale Online-Plattformen haben können. Und trotz der Herausforderungen und der enormen Zeitinvestition, die die Pflege dieser Gruppen mit sich bringt, scheint sein Enthusiasmus ungebrochen.

Und trotz der Anonymität, die das Internet oft mit sich bringt, hat Griese eine Atmosphäre des Respekts und der Unterstützung geschaffen, die die Mitglieder seiner Gruppen zu schätzen wissen.

Die Reise von Mirko Griese ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte in der digitalen Welt. Sie ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie das Internet genutzt werden kann, um reale Gemeinschaften zu stärken, lokale Bindungen zu fördern und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.

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