Der schlechte Stil von Jogi Löw

<p>Löw wird schlechter Stil vorgeworfen, allem Anschein nach auch zu Recht.</p>
Löw wird schlechter Stil vorgeworfen, allem Anschein nach auch zu Recht. | dpa

Bemerkenswert: Kritik erfährt Löw nicht, weil er künftig auf Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller verzichtet – das ist sportlich vertretbar. Angreifbar hat er sich gemacht durch die Endgültigkeit seiner Entscheidung, vor allem aber durch die Art und Weise, wie er sie überbrachte.

Löw wird schlechter Stil vorgeworfen, allem Anschein nach auch zu Recht. Und am Samstag kritisierten ihn dafür in aller Öffentlichkeit auch zwei Spieler, die in der Nationalelf der Zukunft wichtige Rollen ausfüllen sollen: Joshua Kimmich und Leon Goretzka. Es war fast herzerfrischend, dass sie keinen verbalen Eiertanz aufführten wie DFB-Kapitän Manuel Neuer, sondern einfach ihre Meinung sagten: Bundestrainer, das war unanständig, wie Sie das gemacht haben.

Löw hat mit seinem Vorgehen also Irritationen auch bei jenen Spielern ausgelöst, auf die er künftig bauen möchte und muss. Er hat sich damit selbst geschwächt. Spieler wie Kimmich oder Goretzka sind allem Anschein nach erfreulicherweise mündig und selbstbewusst genug, um dem Bundestrainer die Stirn zu bieten, sie dürften auch wissen: Wenn wir unsere Leistung bringen, wird er an uns nicht vorbeikommen. Löw hat sich angreifbar gemacht bei seiner „neuen“ Mannschaft.

Dass es aus sportlicher Sicht vertretbar ist, auf Boateng, Hummels und Müller zu verzichten, offenbarte sich auch an diesem Samstag. Ein „Jetzt-zeigen-wir-es-dem-Löw-aber-mal“ sieht anders aus. Gegen einen indisponierten VfL Wolfsburg agierte Boateng unauffällig solide, Hummels sehr engagiert und Müller als Vorlagengeber zum ersten Tor und Schütze des fünften beim 6:0 effektiv. Alle drei waren schon besser. Ob sie es besser können, ist dem Bundestrainer egal.

Handelt Löw aus sportlicher Sicht konsequent, dann muss er nun auch Marc-André ter Stegen die Chance geben, Manuel Neuer ablösen zu können. Neuer fehlte angesichts dieser Perspektive am Samstag der Mumm, den Bundestrainer so zu kritisieren, wie es Kimmich und Goretzka getan haben. Wer aber nicht mal in ruhigem Ton sagen kann, was ohnehin jeder sagt, der zeigt, dass er um seine Position fürchtet. Und Neuer ist immerhin Kapitän der Nationalmannschaft. Noch. (sid)

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