Mit Muskelfaserriss und Weltrekord

<p>Francesco Friedrich (vorne) gewann mit Deutschland den Viererbob-WM-Pokal.</p>
Francesco Friedrich (vorne) gewann mit Deutschland den Viererbob-WM-Pokal. | dpa

Bevor Francesco Friedrich den Viererbob-WM-Pokal in den Abendhimmel von Whistler stemmte, hob er dankend seine Physiotherapeutin in die Höhe. Dann zog er voller Respekt seine Mütze vor der bärenstarken Anschieber-Crew Candy Bauer, Martin Grothkopp und Thorsten Margis. Immerhin raste er nach seinem Muskelfaserriss im ersten Lauf im dritten Durchgang mit 157,06 Stundenkilometern zum Geschwindigkeits-Weltrekord und schrieb mit seinem Double-Hattrick erneut Sportgeschichte. So wie schon nach seinem fünften Sieg in Serie im kleinen Schlitten. Nun ist er seit 2017 bei WM und Olympia in beiden Disziplinen ungeschlagen.

„Mehr als die Rekorde hatte ich mein Bein im Hinterkopf. Die Physios um Brigitte Schmailzl haben einen Riesenjob gemacht. Und die Jungs mussten für mich mitschieben, das haben sie mehr als hervorragend gemacht“, sagte der 28-jährige Friedrich. Zur Rekordjagd meinte er nur: „Das ist mein Job, meine Leidenschaft. Es wird so lange gemacht, bis es nicht mehr geht.“ Alle in der deutschen Delegation spürten, dass der nur „Franz“ gerufene Deutsche mal wieder Großartiges geleistet hat. „Ich bewundere ihn, mit welcher Professionalität er alles angeht“, lobte Heimtrainer Gerd Leopold. Cheftrainer René Spies meinte: „Ich denke, das war eine herausragende Saison, die wird es in den nächsten 20 Jahren nicht mehr geben. Was Franz geleistet hat, ist unvorstellbar und wird in der Sparte Bob in die Geschichtsbücher eingehen.“

Schon 2017 bei der Heim-WM in Königssee gewann Friedrich in beiden Disziplinen, raste 2018 in Pyeongchang zum olympischen Doppelsieg und wiederholte nun als erst zweiter Pilot nach dem Italiener Eugenio Monti 1961 in Lake Placid sein WM-Double. Und das alles mit derselben Crew. In diesem Winter fuhr er alle Weltcupsiege im kleinen Schlitten ein und gewann erstmals den Gesamt-Weltcup im Viererbob. Nächstes Ziel: die Heim-WM 2020 im sächsischen Altenberg. „Wieder ein gutes Pflaster, direkt vor unserer Haustür“, meinte Friedrich, der eine halbe Stunde entfernt mit seiner Familie in Pirna wohnt.

Nach insgesamt vier Läufen hatte er mit seinem Wallner-Schlitten 0,29 Sekunden Vorsprung vor dem Letten Oskars Kibermanis herausgefahren, obwohl dieser im ersten Lauf in 50,05 Sekunden Bahnrekord fuhr und im zweiten Lauf mit 4,69 Sekunden André Lange den Startrekord (4,70) von 2010 abnahm. „Kibermanis und Kripps haben es uns echt schwer gemacht. Das war ein geiler Fight, daran werden wir weiter wachsen“, sagte Grothkopp und fügte an: „Unglaublich, dass wir das noch gezogen haben.“ Dritter wurde der Kanadier Justin Kripps. (dpa)

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