Ein letzter Ritt: Valentino Rossi geht, aber nicht so ganz

<p>Als Rennfahrer wird die Nummer 46 allen fehlen: Valentino Rossi steigt endgültig vom Motorrad.</p>
Als Rennfahrer wird die Nummer 46 allen fehlen: Valentino Rossi steigt endgültig vom Motorrad. | Foto: Photo News

Auch in Valencia wird sich Valentino Rossi Minuten vor dem Start wieder rechts neben das Vorderrad seiner Maschine hocken.

In seinen Anfangstagen hat der Italiener das gemacht, damit die Rennkombi richtig sitzt, inzwischen ist es ein Ritual, um Spannung aufzubauen, die Sinne zu schärfen. Rossi geht in sich, ein letztes Mal.

Zum Ende einer emotionalen Woche fährt der Nationalheld am Sonntag (14 Uhr) beim Saisonfinale der MotoGP in den Ruhestand. Mit 42 Jahren ist Schluss, nach 432 WM-Rennen, (höchstwahrscheinlich) 235 Podiumsplätzen und 115 Grand-Prix-Siegen sowie neun Weltmeistertiteln. Die erhoffte Nummer 10 jagte der Superstar aus Tavullia vergeblich.

„Es steht nur noch ein Rennen aus. Das ist ein bisschen traurig, weil sich mein Leben im nächsten Jahr verändern wird“, sagte Rossi vor dem Abschiedsritt auf dem Circuit Ricardo Tormo.

„Aber anderseits ist es gut. Die Ergebnisse sind mir sehr wichtig, die Saison war schwierig. Es ist die richtige Entscheidung, aufzuhören.“

Er sei „ganz entspannt“, sagte der charismatische Rossi, er wolle in Spanien noch „ein paar Punkte“ holen.

Zuletzt gelang ihm das ganz gut, in Austin/Texas, beim letzten Heimrennen in Misano und in Portimao/Portugal belegte er die Plätze 15, 10 sowie 13.

Ganz ordentlich, aber natürlich nicht der Anspruch eines Rennfahrers, der zum Gesicht des Motorradzirkus' wurde und die MotoGP einst dominiert hat. Die Krone holte Rossi zuletzt 2009, seit Assen 2017 hat der Yamaha-Pilot nicht mehr gewonnen und wurde im Vorjahr WM-15. Aktuell liegt er auf Rang 20. „Das Problem ist, dass ich alt bin“, hat Rossi zuletzt gesagt. Zeit zu gehen.

Rossi wechselt im neuen Jahr auf vier Räder. Er will GT-Rennen fahren, und der Kinderwagen steht für den „Doctor“ auch schon bereit. Seine Freundin Francesca Sofia Novello erwartet ein Mädchen, das nennt man Familienplanung. Wenn Rossi etwas anpackt, dann richtig.

Der MotoGP geht der Sonnyboy glücklicherweise nicht verloren. Rossi, einziger Champion in vier verschiedenen Klassen (125er, 250er, 500er, MotoGP), führt künftig sein eigenes Team. Für ihn fahren wird unter anderem sein Halbbruder Luca Marini (24), der neue Boss dürfte im Paddock gefragt sein wie eh und je.

Als Rennfahrer wird die Nummer 46 fehlen, wenn auch nicht sportlich. Rossi ist für die Macher ein perfekter Botschafter, einer der zieht, der weltweit die Massen bewegt. Alle kennen Rossi, auch wenn sie sich nicht für Motorradrennen begeistern.

Und wer tritt in die Fußstapfen? Niemand! Rossis sportliches Erbe hat zwar der Spanier Marc Marquez angetreten, mit 28 steht er schon bei acht Titeln. Doch auf der Beliebtheitsskala hat der Honda-Fahrer Probleme, vor allem, weil er Rossi 2015 in Malaysia die Chance auf den Weltmeistertitel kaputtmachte.

Wenn Vale geht, fließen Tränen. So viel ist sicher. Man darf gespannt sein, was bei der Abschiedsparty alles passieren wird. An Kreativität hat es im Hause Rossi nie gemangelt. (sid/jph)

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