„Rückstau“ in der Bankenbranche

<p>Der „Run“ auf Hypothekenkredite reißt nicht ab. Mit der Folge, dass in der Bankenbranche in den vergangenen Monaten in den zuständigen Abteilungen zeitweilig Überstunden angesagt waren, um allen Anfragen nachzukommen.</p>
Der „Run“ auf Hypothekenkredite reißt nicht ab. Mit der Folge, dass in der Bankenbranche in den vergangenen Monaten in den zuständigen Abteilungen zeitweilig Überstunden angesagt waren, um allen Anfragen nachzukommen. | Fotos: fotalia / shutterstock

Die Folgen: Manche Geldinstitute melden im Blick zurück auf die Zahlen des ersten Halbjahres gar einen „Rückstau“. Heißt: Die ansonsten gängigen Zeitfenster mussten ausgeweitet werden, selbst im Juli/August, sonst eine eher ruhigere Zeit „auf dem Markt“, die diesmal ungeachtet von Ferienplanung und Bürozeiten größtenteils „ausgebucht“ war.

Anfragen gehen „durch die Decke“

Ein Blick zurück auf das Jahr 2019… Damals war besonders im zweiten Halbjahr die Kredittätigkeit in ungeahnte Dimensionen vorgestoßen. Vornehmlich in Flandern, wo zum Jahresende der so genannte „woonbonus“ von der Regierung „eingestampft“ wurde.

Und wo von daher noch möglichst viele Bürger aus dieser Vergünstigung „Kapital schlagen“ wollten.

Zugegeben: Unmittelbare Vergleiche mit dem Vorjahr hinken notgedrungen. Denn obwohl die Branche trotz Pandemie respektive zweimaligem Lockdown keine gravierenden Einschnitte gekannt hat, stagnierte die Immobilientätigkeit dennoch. Weshalb die Banken den Vergleich mit 2019 als realistisch(er) erachten.

Und selbst (oder gerade) da gehen die Zahlen „durch die Decke“. Immerhin ermittelte die Union Professionelle du Crédit (UPC) bei den Kreditanfragen einen Anstieg von 23 respektive 10,5 Prozent für das erste und zweite Trimester im laufenden Jahr. Gegenüber 2019, wohlgemerkt! Verglichen mit dem (ungewohnz mageren) Vorjahr schnellen die Werte gar auf 46 respektive 39 Prozent.

Freilich liegt zwischen Anfragen und Zusagen schon eine deutliche Diskrepanz - denn diese Zahl überstieg die Werte von 2019 nur um gerade mal fünf Prozent.

Hintergrund: Verschuldung noch vertretbar

Eigentlich sollte die per Hypothekenkredit eingegangene Verschuldung ein Drittel des veranschlagten Einkommens nicht übersteigen. Eine Zahl, die bestenfalls als Richtwert dienen kann. Jedenfalls liegt dieser Wert aktuell weiter bei 38 Prozent - wie bereits in den beiden letzten Jahren. Was die Branche aber nicht sonderlich sorgt. Denn das (berechnete) Verhältnis zwischen Schuld und Liquidität orientiert sich allein am verbürgten Einkommen, heißt: das monatlich im Haushalt verfügbar ist, spiegelt demnach nicht andere Vermögenswerte. Für einen Haushalt mit einem durchschnittlichen Einkommen gelte weiter die Vorgabe von 33 Prozent, so Marc Delforge, Business Responsible Credits bei BNP Paribas Fortis. Erfreut zeigt er sich über die in den letzten Jahren gestiegenen Eigenmitteln - „mehr noch bei Bauherren als bei Käufern“. Was für die Solidität des Marktes spreche. Zugleich seien die monatlichen Verpflichtungen gegenüber dem Vorjahr im Schnitt um drei Prozent gesunken, so dass die Banken trotz eines weiteren leichten Anstiegs der Erstehungskosten im Grunde nicht um ihr Geld bangen müssten.

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