Handball: Deutschland scheitert – Frankreich, Ägypten, Dänemark und Spanien im Halbfinale

<p>Johannes Golla und die DHB-Sieben schaffte es nicht ins Halbfinale.</p>
Johannes Golla und die DHB-Sieben schaffte es nicht ins Halbfinale. | Foto: EPA

Gegen Ende des Spiels wurde die DHB-Auswahl geradezu demontiert. „Wir haben das Ziel Halbfinale nicht erreicht“, sagte Gislason ernüchtert, und Rechtsaußen Timo Kastening erklärte: „Dass wir absolut verdient rausfliegen, schmerzt noch mehr. Wir sind heute nirgendwo auf unser Normalniveau gekommen, und dann verliert man so ein Spiel verdient.“ Regisseur Philipp Weber sprach von einem „beschissenen Gefühl“, Kapitän Uwe Gensheimer ergänzte: „Olympische Spiele sind normalerweise alle vier Jahre, jetzt waren es fünf, natürlich vergisst man das morgen nicht.“

Statt in Tokio nach der fünften olympischen Medaille für ein deutsches Männerteam zu greifen, gab es die nächste herbe Enttäuschung: Das erklärte Verbandsziel war das Halbfinale gewesen. Doch hinten wie vorne genügte die Vorstellung gegen den Afrikameister den internationalen Ansprüchen nicht. Auch die bislang so starken Torhüter Andreas Wolff und Johannes Bitter erreichten am Dienstag nicht annähernd ihr Niveau.

Bereits der historisch schlechte zwölfte Platz bei der WM im Januar war eine Enttäuschung gewesen. Noch vor fünf Jahren hatte das deutsche Team in Rio die Bronzemedaille gewonnen. „Wir sitzen jetzt am Tisch, an dem der Kuchen verteilt wird. Und wir haben Hunger“, hatte DHB-Vizepräsident Bob Hanning vor der Partie angekündigt. Dieser Hunger, der unbedingte Wille war deutlich erkennbar, doch es lief zunächst kaum etwas zusammen. Das deutsche Team erwischte einen klassischen Fehlstart, von der Souveränität der gelungenen Olympia-Generalprobe (29:27) gegen die Afrikaner vor rund drei Wochen war nichts zu sehen.

Vorne unterliefen Weber und Co. etliche Fehlpässe und Fehlwürfe. Und selbst in der bislang so starken Abwehr inklusive Keeper Wolff bekam die deutsche Mannschaft zunächst überhaupt keinen Zugriff – das Ergebnis nach knapp zehn Minuten: 1:6. Auch im zweiten Abschnitt diktierten die Ägypter, die im WM-Viertelfinale im Januar erst nach Siebenmeterwerfen gegen den späteren Champion Dänemark verloren hatten, das Geschehen, führten nach einer Dreiviertelstunde mit 22:17 und erhöhten sogar auf 27:21. Das deutsche Team kämpfte verzweifelt und versuchte es in verschiedenen Formationen, kam aber nicht mehr heran.

Ägypten kämpft nun gegen Frankreich um den Finaleinzug. Der Rekordweltmeister hatte dem krassen Außenseiter Bahrain beim 42:28 (21:14) zuvor keine Chance gelassen und damit zum vierten Mal in Folge die Runde der letzten Vier erriecht. 2008 und 2012 war Frankreich Olympiasieger, 2016 in Rio gewann das Team um Superstar Nikola Karabatic die Silbermedaille. Spanien besiegte nach einer Aufholjagd den Vizeweltmeister Schweden mit 34:33 (18:20). Der Europameister lag in der zweiten Halbzeit schon mit 25:29 zurück, ehe er das Spiel noch drehte. Spanien greift damit erstmals seit dem Bronzegewinn 2008 wieder nach einer Medaille. Gegner im Halbfinale ist Topfavorit Dänemark , der sich im skandinavischen Duell gegen Norwegen durchsetzte (31:25). (sid/tf)

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