Verfassung „Ostbelgien“ ist abwegig

Gut, dass nun auch durch den Newsletter des Crisp und die zusammenfassende Analyse von Oswald Schröder die Diskussion um die Verfassungsreform auch bei uns weiter an Fahrt aufnimmt. Das Thema ist nicht nebensächlich, sondern essentiell für die Zukunft unserer Gemeinschaft. In 1970 waren es nicht unsere Politiker (bis auf wenige Ausnahmen) die uns zur verfassungsrechtlich anerkannten Existenz verholfen haben, sondern flämische Politiker wie Tindemans, Coppieters und andere. Deshalb meine ich muss eine breitere Debatte stattfinden, an der auch der aktive Bürger teilnehmen sollte. Deshalb möchte ich einfach einige Thesen in die Runde werfen, als Anstoß für eine breitere, hoffentlich zivilisierte Diskussion. Das institutionelle Gebiet der neun Gemeinden „Ostbelgien“ zu nennen, auch in einer neuen Verfassung, ist falsch. Es spiegelt nicht das wieder, was dieses Gebiet darstellt. Man kann es ganz einfach „Eupen-Sankt Vith“ nennen, womit sich jeder identifizieren kann, egal ob er deutschsprachig ist oder nicht. Erinnert sei daran, dass der Begriff Eupen-Malmedy noch heute durchaus bekannter ist als Ostbelgien oder deutschsprachige Gemeinschaft, die überall sein kann. Er bedarf dann einer institutionellen Identität. Der Begriff „Ostbelgien“ hingegen ist auch als geschützte Marke auf jeden Fall territorial weiter zu fassen, da haben unsere Freunde in Bleyberg, Montzen oder Malmedy durchaus Recht, wenn sie sich ausgegrenzt fühlen. Allerdings müssen diese Gemeinden alle dazu beitragen, in diesem Lebensraum ein Gemeinschaftsgefühl und eine Identität zu schaffen, indem man sowohl die deutschsprachige wie auch die niederländischsprachige Bevölkerung respektiert und mit einbezieht. Diese Einstellung und Gesinnung sind derzeit noch nicht in den Gemeinden und bei deren Politikern angekommen. Was die 7. Verfassungsreform betrifft, so sollte man nur die Lösung der vierten Region in Betracht ziehen. Wir haben es dann selbst in der Hand, unser Zusammenleben auf allen Gebieten nach eigenen Regeln zu gestalten. Wir schaffen das und es kostet auch nicht mehr als heute, denn vieles fällt ja weg (Provinzen). Es bietet uns ungeahnte Möglichkeiten und Perspektiven für die Zukunft. Für Brüssel muss eine Sonderregelung gefunden werden, vielleicht ein europäischer Distrikt, mit allen drei Sprachen und Englisch für die übrigen Europäer, die keine dieser drei Sprachen sprechen. Vielleicht ergreift das Grenzecho selbst die Initiative und gründet ein digitales Forum in dem sich jeder interessierte und aktive Bürger äußern kann, egal in welcher Sprache, um seine Gedanken zur Zukunftsgestaltung unserer „ostbelgischen“ Gemeinschaft und zum belgischen Staatsaufbau auch über Video auszudrücken.

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