Pascale Baudimont wehrt sich: „Bilder waren als Mahnung zu verstehen“

<p>Covid-Tests in Brüssel: Pascale Baudimont lehnt die Corona-Maßnahmen als unverhältnismäßig ab.</p>
Covid-Tests in Brüssel: Pascale Baudimont lehnt die Corona-Maßnahmen als unverhältnismäßig ab. | Foto: belga

Ihre Stellungnahme fasse alle wesentlichen Punkte zusammen, und ein kurzfristiges Treffen mit der Redaktion sei aus zeitlichen Gründen nicht möglich, meinte Pascale Baudimont auf GrenzEcho-Anfrage. „In meinen Augen waren die getroffenen Maßnahmen der Regierung unverhältnismäßig und machen vielen Menschen Sorgen. Auch haben viele Menschen große Sorgen, was die Folgen der Maßnahmen insbesondere für Kinder angeht“, schreibt Baudimont. Es habe an Verhältnismäßigkeit gefehlt - in dem Sinne, den die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte diesem Wort gebe, dass eine Verordnung immer diesen Grundsatz respektieren müsse, wenn es um die Beschneidung von Freiheiten gehe, seien es bürgerliche oder wirtschaftliche. „Die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen in Bezug auf die zu erreichenden Ziele wurde nie nachgewiesen. Und dies wurde öffentlich viel zu wenig diskutiert. Die Situation ist mehr als besorgniserregend. Die verhängten Maßnahmen haben sich stark auf die Aktivitäten, das Verhalten, die Moral und die Gesundheit unserer Mitbürger ausgewirkt und in einigen Fällen zu schweren Fällen von Depression geführt. Ganz zu schweigen von verheerenden Angstzuständen und Schlafstörungen. Ebenfalls zu beklagen ist, dass viele Menschen in äußerst ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind, einige haben ihre Arbeit verloren und konnten ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Unternehmer sind in Konkurs gegangen, was für die Schwächsten unter ihnen irreversible Folgen in Bezug auf ihre Lebensprojekte hatte.“

Auch Kinder hätten ein „Trauma“ erlitten: Unterrichtsausfall und soziale Kontakte in der Schule. „Häusliche Gewalt, Frust und Aggressionen in Familien hat stark zugenommen und Ärzte wie Psychologen warnen vor den Folgen“, schreibt die Vivant-Politikerin, ohne eine Quelle zu nennen. „Ältere Menschen sind in absoluter Einsamkeit gestorben, Beerdigungen haben stattgefunden, ohne dass die Angehörigen den Verstorbenen die letzte Ehre erweisen durften! Ihre letzten Momente wurden ihnen ohne jede Rücksicht auf grundlegende Menschlichkeit genommen.“

Alle Feste und kulturellen Veranstaltungen seien verboten worden, es habe Ausgangssperren gegeben. „Versammlungen wie Messen, Dorffeste usw. wurden ebenfalls verboten! Grenzen wurden geschlossen, Parks und Spielplätze wurden gesperrt. Nachbarn wurden denunziert, teilweise haben sogar lokale Politiker im Inland dazu aufgerufen.“ Die Polizei habe teilweise sehr übertrieben reagiert, wie kürzlich in Brüssel im „Bois de la Cambre“: „Das alles macht mir und vielen anderen Menschen auch Sorge. In vielen Bereichen wurde die Verfassung nicht respektiert, zahlreiche Juristen haben dies angemahnt und ich halte dies ebenfalls für sehr beunruhigend, denn man stellt die Grundlagen des Rechtsstaates ernsthaft in Frage, und das macht mir große Sorgen.“

Der Vorwurf, dass es ihr an Empathie zu den Opfern des NS-Regimes fehlen würde, sei ein Urteil, „das in völligem Widerspruch zu meiner persönlichen Realität steht und eine böswillige Verleumdung“, schreibt Baudimont. „Meine Familie ist eine Familie von Widerstandskämpfern, von welchen mehrere Mitglieder in den Gefängnissen der Besatzer gelandet sind. Mein Großvater mütterlicherseits, Herr Raoul Royaux, wurde während der Besatzung wegen der Beteiligung am Widerstand verhaftet.“ In seinem Brüsseler Café „La Rose Blanche“ hätten Juden auf der Flucht gelebt: „Meine Mutter war etwa 5 Jahre alt, als große Männer in Schwarz, kamen, um ihren Vater zu holen und ihn in ein Gefängnis sperrten, in dem er fast gestorben wäre. Nach dem Krieg war er mehrere Jahre lang Generalsekretär des Komitees der Flamme des unbekannten Soldaten in Brüssel. Er sammelte unermüdlich Zeugnisse ehemaliger Soldaten und stellte Nachforschungen an, die er in einem Buch festhielt, dessen Ziel es war, zukünftige Generationen auf die Gräueltaten des Krieges aufmerksam zu machen, damit sich so etwas nie wiederholen würde.“

Pascale Baudimont: „Ich habe mehrere Jahre bei ihm gewohnt und wir haben oft über diese Zeit gesprochen und ich wurde mit diesen Werten von Moral und Gerechtigkeit erzogen und diese Erfahrungen haben mich geprägt.“ Und sie fügt hinzu: „Ich bin sehr sensibilisiert aufgrund meiner Familiengeschichte bezüglich der Kriegsereignisse, und mir würde nie der Gedanke kommen, solche Abscheulichkeiten zu leugnen! Was ich auch nie getan habe, und nie machen werde. Nicht in der Vergangenheit und auch niemals in Zukunft. Wenn jetzt einige Politiker und Journalisten hier etwas hineininterpretieren, dann verletzt mich dies zutiefst, dies sind böswillige Verleumdungen gegen meine Person“, schreibt Pascale Baudimont.

Der Umgang mit anders Denkenden bereite ihr ebenfalls in der aktuellen Debatte Sorge: „Ärzte, Wissenschaftler, Journalisten und Juristen, welche gegen die Meinung der Regierung argumentieren und die Maßnahmen als überzogen ansehen, werden entweder ignoriert oder als Verschwörer bezeichnet, ohne dass man sich der Auseinandersetzung stellt. Ich entschuldige mich bei denen, die von den Bildern, die ich auf meiner privaten Facebook-Seite gepostet habe, schockiert waren.“ Für sie bereite die aktuelle Situation und insbesondere der Umgang der Regierungen mit ihr Sorge, „dies ist meine persönliche Meinung“, so die Vivant-Vertreterin beim BRF. „In diesem Sinne, waren für mich die Bilder als Mahnung für ein ‚Nie wieder‘ zu verstehen.“ Und weil man danach gefragt habe, machte Pascale Baudimont auch Angaben zu ihren Vergütungen im BRF-Verwaltungsrat: „Für das Jahr 2020 habe ich 187,50 Euro für die verschiedenen Sitzungen des Verwaltungsrates erhalten. Dies sind 37,50 Euro pro Sitzung.“ Pascale Baudimont hatte auf Facebook wiederholt und über einen längeren Zeitraum die Impfung gegen das Coronavirus mit Bildern und Symbolen aus der NS-Zeit verknüpft. Das hatte für Empörung gesorgt. Die CSP hat wiederholt gefordert, dass Baudimont von ihrem Posten als BRF-Verwaltungsratsmitglied zurücktritt. (red/sc)

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