„Lewy-Geschichte“ vor dem Happy End

<p>Robert Lewandowski befindet sich auf den letzten Metern zum legendären Rekord von Gerd Müller.</p>
Robert Lewandowski befindet sich auf den letzten Metern zum legendären Rekord von Gerd Müller. | Foto: dpa

Jetzt oder nie?! Robert Lewandowski will es – und seine Bayern-Kollegen wollen es für ihn. Der 15. Mai 2021 könnte ein historischer Tag im deutschen Fußball werden. Einer muss noch rein – besser gesagt: Nur noch einer. Ein Törchen fehlt Lewandowski noch zum 40-Tore-Rekord, den Gerd Müller in den Anfangszeiten der Bundesliga im vergangenen Jahrhundert aufstellte. Ein Rekord, aufgestellt vom „Bomber der Nation“ in der Saison 1971-72. Eine Bestmarke, die als unschlagbar galt – und die nun nach 49 Jahren wackelt.

Lewandowski selbst bleibt cool: „Du musst weiter ruhig bleiben und für das Team spielen.“

Inzwischen würde kaum noch jemand darauf wetten, dass Müllers 40 an den letzten zwei Spieltagen dieser Saison nicht mindestens egalisiert wird. Schon am Samstag (15.30 Uhr) könnte es so weit sein, wenn die Meister-Bayern völlig unbelastet von Tabellenzwängen beim SC Freiburg auflaufen. Alle für den 39-Tore-Mann Lewandowski, so lautet das Bayern-Motto im Schwarzwald-Stadion. „Es gibt noch die Geschichte mit Lewy“, wie Offensiv-Kollege Thomas Müller anmerkte.

Lewandowskis Rekord-Rezept lautet: Möglichst nicht verkrampfen und einfach weitermachen wie bisher. „Du musst weiter ruhig bleiben und für das Team spielen“, sagte der 32 Jahre alte Pole. Im Quarantäne-Trainingslager in Grassau wird auf den Weltfußballer genau geachtet, auch von Trainer Hansi Flick. Beim Training durfte Lewandowski sogar mal früher aufhören. Grund: Belastungssteuerung. Nur keine Verletzung jetzt. Und bitte keine fünfte Gelbe Karte, die eine Sperre am letzten Spieltag gegen Augsburg zur Folge hätte. „Da muss Robert in Freiburg schon vorsichtig sein“, mahnte Flick.

Alle sind gespannt, in München, in Deutschland, in Polen. „Ich habe gedacht, der Rekord von Gerd Müller, den er vor grauer Steinzeit erzielt hat, wird nie mehr gebrochen“, sagte Karl-Heinz Rummenigge nach dem 6:0 gegen Gladbach. Der Bayern-Chef hat spätestens nach Lewandowskis Dreierpack an dem Abend umgedacht: „Robert ist unglaublich ehrgeizig. Er ist auf dem besten Wege, diesen Super-Torrekord von Gerd Müller zu brechen.“

Gerd Müller wäre Lewandowski sicher nicht böse.

Auch ehemalige Bayern-Legenden fiebern bei der historischen Jagd nach der 40 mit. Und sie rühmen den programmierten neuen Rekordhalter. „Er hat so eine gigantische Qualität und obendrein eine Gier, wie ich sie in fünf Jahrzehnten nur vom Gerd kannte“, äußerte Müllers Ex- Teamkollege Paul Breitner im Vereinsmagazin. Der 69-jährige glaubt: „Wenn er könnte, dann würde Gerd heute auf der Tribüne sitzen und bei jedem Tor von Lewandowski mit der Zunge schnalzen.“

Dass seine legendäre Bestmarke ernsthaft in Gefahr ist, bekommt der 75-Jährige, der in einem Pflegeheim für schwer Demenzkranke im Münchner Süden friedlich vor sich hindämmert, aber gar nicht mehr mit – im Gegensatz zu seiner Frau Uschi. Sie höre „doch seit Wochen tagtäglich nichts anderes“, sagte sie der Sport Bild und fügte emotionale Worte an: „Lieber Robert Lewandowski, 40 Tore reichen ja auch.“

Ihr Mann würde es Lewandowski aber wohl nicht übel nehmen, wenn er ihm „seinen“ Rekord nehmen würde. Da ist sich Uschi Müller „hundertprozentig sicher“. Er „kennt keine Neidgefühle“, betonte sie, „er würde nicht jammern, wenn er den Rekord verliert. Ganz im Gegenteil: Er wäre der Erste, der gratulieren würde, der sagen würde: 'Gut gemacht, Junge. Du bist super'.“ (sid/tf)

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