Zum Aktionstag: „Das Rote Kreuz als Partner der Menschen“

<p>Das Rote Kreuz ist weltweit im Einsatz: Hier sieht man ein Mitglied des Roten Kreuzes, der im September 2017 Hilfsgüter in Oaxaca (Mexiko) verteilt. Die Region war seinerzeit von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden.</p>
Das Rote Kreuz ist weltweit im Einsatz: Hier sieht man ein Mitglied des Roten Kreuzes, der im September 2017 Hilfsgüter in Oaxaca (Mexiko) verteilt. Die Region war seinerzeit von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden. | Foto: Cortesía/Notimex/dpa

Ein einfaches rotes Kreuz auf weißem Grund ist weltweit das Zeichen für Schutz und Hoffnung in Zeiten der Not. Es steht ein für den Schutz der Schwachen und Hilfesuchenden. Am Anfang der Geschichte unserer Bewegung stand im 19. Jahrhundert das Mitgefühl eines einzelnen, unbeteiligten Mannes für das Leid von Tausenden verwundeten und getöteten Soldaten auf dem Schlachtfeld von Solferino (Norditalien). Er begründete seinen selbstlosen Einsatz mit den italienischen Worten „Tutti fratelli“ („Wir sind doch alle Brüder“) und rief die Bewohner der umliegenden Ortschaften auf, bei der Pflege und Versorgung der Verwundeten mitzuhelfen. Sein Name war Henry Dunant. Der 8. Mai ist der Geburtstag von Henry Dunant. Ihm wurde 1901 der erste Friedensnobelpreis verliehen.

Hunger, Krankheit, Massenflucht, Terror, Folter und Unterdrückung – auch nach 100 Jahren.

An den Ursachen menschlicher Not hat sich seit der Gründung des Roten Kreuzes kaum etwas verändert. Sie prägen bis heute das vielfältige Erscheinungsbild der Hilfe. Es hat sich wenig geändert, seit ein Redakteur 1930 in einer Rotkreuz-Zeitung den Satz verfasste: „Wir leben in einer Zeit der Umwälzungen auf allen Gebieten, zugleich aber auch in einer Zeit des krassesten und brutalsten Materialismus.“ Auch in Friedenszeiten kommt die Not dem Roten Kreuz in einer kaum anderen Gestalt entgegen als damals: als Hunger, Krankheit, Massenflucht, Terror, Folter und Unterdrückung und dies weltweit. So hat auch die Hilfe die vielen Gesichter angenommen, die heute das Erscheinungsbild des Roten Kreuzes prägen. Selbst im Kampf gegen Epidemien hat das Rote Kreuz in der Geschichte immer wieder eine Rolle gespielt. Und heute ist es die Aufgabe des Roten Kreuzes, in der Pandemie für die Menschen hier und weltweit da zu sein. Zu Beginn der Pandemie fragte ein Besucher des Roten Kreuzes einen Ehrenamtlichen: „Aber ihr seid schon noch da, wenn alle anderen schließen?“ Ja, das Rote Kreuz ist immer noch da, um zu helfen. Nicht nur bei Schönwetter, sondern gerade im Ausnahmezustand.

Das Coronavirus hat unser aller Leben dramatisch verändert. Maßnahmen, die noch vor wenigen Monaten undenkbar waren, bestimmen unseren Tagesablauf. Die Anzahl derer, die Hilfe benötigen, wird in den nächsten Monaten noch steigen. Die Ehrenamtlichen im Rettungsdienst, im Krankentransport, im Ausleihdienst von Krankenhilfsgeräten, in der Blutspende und in den Lebensmittelhilfen haben seit Beginn der Pandemie eine großartige Arbeit geleistet. Ihre Arbeitsweise hat sich verändert und wurde den Gegebenheiten angepasst. Die Hilfe für die Mitmenschen hat aber keinen einzigen Tag ausgesetzt.

Dies zu gewährleisten ist nur dank der rund 450 ehrenamtlichen Mitarbeiter des Roten Kreuzes in der DG möglich. Sie sind das Rückgrat unserer Organisation. In einer Zeit, in der der Wert der Arbeit sich nach ihrem Lohn bestimmt, ist ihre unentgeltliche Arbeit ein gewichtiger Aspekt der Ehrenamtlichkeit.

In der Pandemie ist es für das Rote Kreuz aber auch eine besondere Herausforderung, die Seite des Gemeinnützigen und des Ehrenamtes in eine Balance mit der des Wirtschaftlichen zu bringen. All das setzt ein klares Leitbild voraus und eine Transparenz in der Funktionsweise. Durch die Bündelung dieser beiden Kräfte mit der alleinigen Frage: „Wie kann ich dir helfen?“ und mit einem kritischen Blick auf den sozial zu leistenden Mehrwert in unserer Gemeinschaft tragen unsere Mitarbeiter dazu bei, die ideellen Werte des Roten Kreuzes zu bewahren. Ehrenamtlich humanitäre Hilfe zu leisten, bedeutet das Erbe von Henry Dunant ständig anzutreten und bis ins tiefste Innere daran zu glauben, dass wir im Stande sind, unsere Gesellschaft aus eigener Kraft menschlicher werden zu lassen und so an einer Veränderung mitzuwirken. In schwierigen Zeiten spielt die Solidarität der Bevölkerung mit unserer Organisation daher eine große Rolle.

Die Stärke des Roten Kreuzes ist das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wird sowohl von den Behörden und der Gesellschaft als auch von den Schutzbefohlenen und Konfliktparteien hier und weltweit. Gemeinsam bewegen wir mehr: Diese Überzeugung braucht man in jedem Team und auf allen Ebenen, jeden Tag.

Um gemeinsam zu handeln, braucht es mehr als das Verfolgen persönlicher Interessen. Es braucht Menschen, die Nöte sehen, erkennen und dann handeln. Wir sind nur dann stark, wenn wir unabhängig von Einzelinteressen einem gemeinsamen Ziel folgen. Dazu gehört auch, voneinander zu lernen. In einem Jahr wie diesem, ist das besonders wichtig, denn es geht in erster Linie um die Menschen, für die wir da sind.

Würde sich Henry Dunant heute beim Roten Kreuz zu Hause fühlen? Ja, denn in jeder einzelnen Lokalsektion würde er das wiederfinden, was ihn damals in Solferino zum Handeln und zur Gründung des Roten Kreuzes bewogen hatte: Die Not des Anderen erkennen und entsprechend handeln – mit der Kraft der Menschlichkeit und aus Liebe zum Menschen.

Aus der Krise ist das Rote Kreuz vor mehr als 150 Jahren entstanden – und jetzt in der Krise ist es für diejenigen da, die besonders betroffen sind. Wenn auch Ihnen das Wohlergehen von Menschen in Ihrer unmittelbaren Nähe am Herzen liegt, dann können Sie die Arbeit des Roten Kreuzes unterstützen, indem Sie Zeit oder Geld spenden. Ihre Hilfe kommt integral und direkt den Menschen in Ostbelgien zugute. Spendenkonto des Belgischen Roten Kreuzes/Deutschsprachige Gemeinschaft: BE39 0882 1364 4919.


*Marie-Hélène Düsseldorf hat diesen Gastbeitrag in ihrer Funktion als Präsidentin der deutschsprachigen Rotkreuzgemeinschaft verfasst.

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