Belgien zieht Masken aus dem Verkehr - Hersteller Avrox zeigt sich erstaunt über die Aktion

<p>Gehören die Avrox-Masken wirklich in die Tonne?</p>
Gehören die Avrox-Masken wirklich in die Tonne? | Foto: belga

Angestoßen hatte die Debatte der föderale Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke. Über sein Kabinett hatte der SP.A-Politiker die Bürger dazu aufgerufen, die Avrox-Masken nicht mehr zu nutzen. Gleichzeitig forderte Vandenbroucke die Apotheker, die mit der Verteilung der Masken beauftragt sind, dazu auf, sie nicht mehr herauszugeben. Der Hohe Gesundheitsrat (HGR) hatte dem Minister vorab die Empfehlung gegeben, die Masken „wegen des Verdachtes auf Toxizität durch die enthaltenen Nanopartikel aus Silber und Titandioxid“ aus dem Verkehr zu ziehen.

Die Stellungnahme sei eine Vorsichtsmaßnahme, stellte der HGR klar. Gleichzeitig betonten die obersten Gesundheitshüter des Landes, dass das „das Tragen eines Mundschutzes (...) mehr denn je eine gesundheitsfördernde Maßnahme“ darstelle. Die jüngsten Entwicklungen sollten daher unter keinen Umständen als Aufforderung angesehen werden, vom Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes abzusehen.

Darüber hinaus enthält die Mitteilung des HGR auch einige Vorschläge zum richtigen Umgang mit Materialien bei der Maskenproduktion. So sei es beispielsweise „ratsam, keine titandioxidhaltigen Textilien bei der Herstellung von Mundschutzmasken zu verwenden“. Außerdem bestehe „ein Informationsbedarf für den Maskenbenutzer bezüglich deren Handhabung vor, während und nach der Benutzung“, so der Hohe Gesundheitsrat.

Wie diverse Medien berichten, hatte auch Sciensano, das Institut für Volksgesundheit, den Schutzmasken von Avrox ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Aus einem vertraulichen Bericht geht hervor, dass die Masken der Gesundheit der Träger schaden könnten. Die darin enthaltenen Nanopartikel könnten eingeatmet werden und zu schweren Lungenentzündungen führen, heißt es. Die Lage ist ziemlich prekär, denn der Staat hatte im Juni 2020 für rund 32 Millionen Euro insgesamt 15 Millionen Masken des Herstellers aus Luxemburg-Stadt geordert. Nachdem nun 12 Millionen davon unter das Volk gebracht wurden, steht die Frage im Raum, wie sicher diese sind. Eine Antwort soll nun eine neue, unabhängige Studie liefern, die die Ware aus dem Großherzogtum auf Herz und Nieren prüft.

Avrox selbst hat derweil am Donnerstag in einer Pressemitteilung reagiert. In dem Schreiben heißt es, dass das Unternehmen die Vorwürfe „zur Kenntnis nimmt und gespannt auf weiterführende Studien wartet“. Weiter erklärt die Firma, dass „die gelieferten Masken sämtliche Vorschriften genauestens einhalten und die Behörden darüber hinaus im Juni ihre Zustimmung zum Vertrieb gegeben hatten“.

Einen endgültigen Nachweis, dass die Masken schädliche Nanopartikel enthalten, sei noch nicht erbracht worden. „Es handelt sich um vorläufige Studien, die mit Vorsicht zu genießen sind.“ Abschließend fragt sich Avrox ebenfalls, warum seine Masken die einzigen sind, die unter die Lupe genommen werden. Schließlich hätten viele andere Stoffmasken die gleichen Bestandteile.

Die Verbraucherorganisation Test Achats hat ebenfalls gewarnt, dass nicht nur die Avrox-Masken potenziell schädlich seien. „Wenn die Regierung die Entscheidung trifft, Masken wegen der Verwendung von Nanosilberpartikeln und Titandioxid vom Markt zu nehmen, fragen wir uns ernsthaft, warum diese Entscheidung nicht auch für andere Masken gilt, die die gleichen Inhaltsstoffe enthalten“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Organisation fordert daher die Regierung und insbesondere Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke auf, für Klarheit und einheitliche Standards zu sorgen. „Wir fordern strenge Standards für die Zusammensetzung der in Belgien verkauften Masken und klare Informationen für die Verbraucher über die Zusammensetzung, Verwendung und Sicherheit der Masken“, heißt es weiter.

Die Avrox-Masken wurden am Donnerstag auch während der Fragestunde des Kammerplenums thematisiert. Sowohl der Gesundheitsminister als auch Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder (PS) betonten, dass der Stopp der Verteilung eine präventive Maßnahme sei. „Sobald ich die Ergebnisse der Studie habe, kann ich über den Einsatz dieser Masken entscheiden“, erklärte Ministerin Dedonder.

DG-Gesundheitsminister Antonios Antoniadis (SP) bestätigte am Donnerstagnachmittag auf Nachfrage gegenüber dem GrenzEcho, dass die seitens der Deutschsprachigen Gemeinschaft im vergangenen Jahr verteilten Masken nicht vom Hersteller Avrox stammten. (calü/svm/belga)

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