Sind Kneipen tatsächlich Brutstätten für Corona?

<p>Seit Donnerstagmorgen sind die Cafés und Bars in Brüssel für einen Monat geschlossen, aber rund um die Regelung ist noch viel undeutlich.</p>
Seit Donnerstagmorgen sind die Cafés und Bars in Brüssel für einen Monat geschlossen, aber rund um die Regelung ist noch viel undeutlich. | Foto: belga

In Brüssel sind seit Donnerstagmorgen alle Cafés, Bars, Kantinen und Teestuben für einen Monat geschlossen. Im Rest des Landes gilt ab diesem Freitag für Cafés eine Sperrstunde ab 23 Uhr. Für Restaurants ändert sich nichts.

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Kommentare

  • „Untersuchungen von Corona-Clustern (Fallhäufung) haben gezeigt, dass Infektionen in 4,4 Prozent der Fälle auf Kneipenbesuche zurückgeführt werden können.“

    Und was bitteschön versprechen sich die Experten von der Schließung der Kneipen bzw. von einer Verkürzung der Öffnungszeit um 3 Stunden ? Wurde in den Modellen die entsprechende Verschiebung der „engen Kontakte“ in Privatwohnungen eingepreist? Ich würde gerne mal diese Simulation, und insbesondere die daraus hervorgehende prozentuale Verringerung der Infektionszahlen einsehen.

    Und dann noch das: „Über das Kontakt-Tracing behalten die regionalen Behörden den Überblick darüber, wo sich Menschen infizieren. …aber es ist jetzt schon klar, dass man nicht genau weiß, wo das höchste Infektionsrisiko ist.“

    Bemerkenswerter Satz: „Wir behalten den Überblick“ aber „wir wissen nix genaues“. Wenn also Spekulation als Grundlage für Entscheidungen salonfähig wird, dann erlaube ich mir auch mal eine solche. Derzeit zählt Belgien täglich etwa 12 Corona-Tote bei 2595 Infektionen (Stand 8.10.). Das macht nach Adam Riese eine Sterblichkeit von rund 0,5% (Prof. Streeck ermittelte in Heinsberg eine Sterblichkeitsrate von 0,34%, siehe https://www.uni-bonn.de/neues/111-2020). Wenn ich nun „spekuliere“, dass die Sterblichkeitsrate mehr oder weniger konstant ist, hätten wir tatsächlich in Anbetracht von bis jetzt rund 10.000 Coronatoten belgienweit insgesamt 2.000.000 Infizierte. Wenn ich jetzt noch mit einem Dunkelzifferfaktor spekuliere, von sagen wir 3, hätten sich insgesamt bis heute 6.000.000 Belgier infiziert, die mit ein bisschen „spekuliertem“ Glück immun sind. Und siehe da, schon wären wir der Herdenimmunität dann schon ziemlich nahe, was dann wiederum – nun schließt sich der Kreis – die aktuellen geringen Todeszahlen erklären würde. Einverstanden, alles Spekulation! Aber zumindest eine optimistische, die sich aus den gleichen Zahlen ableiten lässt, auf die sich auch die politischen Entscheider berufen.

  • Die vergangene Woche hat zwei Sachen ganz deutlich gezeigt.

    Eine Reportage von Pano in der VRT hat aufgezeigt, dass es die Wissenschaftler von Sciensano waren die die Gesundheitsministerin De Block aufgefordert haben 27 Millionen Nasen- und Mundmasken in 2018 zu verbrennen und dies ohne die Masken zu prüfen. Eine Prüfung einiger – wohl auf Seite geschaffter Masken – hat ergeben, dass diese Masken auch heute noch alle Anforderungen erfüllen. So haben die Wissenschaftler von Sciensano wohl (mit) dafür gesorgt, dass Belgien Anfang 2020 für das Pflegepersonal keine ausreichenden Schutzmittel hatte und sind wohl (mit) Schuld am Tod einiger Menschen.

    Das zweite was letzte Woche auffiel, war die Bemerkung des Gesundheitsministers. Politiker und beratende Wissenschaftler wissen (und wussten) nicht wie und wo das Virus sich verbreitet. Es wird blind geschossen, getroffen werden in diesem Fall jedenfalls die Wirte, aber das Virus? Vermutungen und Konsens beeindrucken ein Virus wohl wenig.

  • Prof. Streeck ermittelte in Heinsberg eine Sterblichkeitsrate von 0,37% (nicht 0,34).
    Dabei ist zu berücksichtigen, dass „nur“ 7 Todesfälle in die Untersuchung einflossen Es handelt sich somit keinesfalls um ein repräsentatives Studienergebnis, da bereits ein Todesfall mehr oder wenig das Ergebnis massiv verändert.

    Ihre Milchmädchenrechnung zur vermeintlichen Herdenimmunität, Herr Schmitz, haben sie bereits im April unters Volk gebracht.
    Sie war damals genauso falsch, wie heute, da sie von falschen Parametern ausgehen.

    Da die Opfer der Pandemie nach wie vor schwerpunktmäßig in der Gruppe der älter als 75-Jährigen vorkommen und somit nicht einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung betreffen, ist es statistisch unzulässig, die vermeintliche Todesrate auf die Gesamtbevölkerung hochzurechnen.

    Laut Untersuchung der Uni Antwerpen betrug die „Durchseuchung“ der Bevölkerung im August zwischen 5 und 6%.
    „Optimistische„ Projektionen gehen heute von 8% aus.
    Dies wären rund 900.000 Personen.

    Ob diese Infizierten immun waren oder noch sind, kann niemand beantworten.
    Die gebildeten Antikörper bei Infizierten nehmen zumindest nach wenige Wochen bzw. Monaten rapide ab.

    Jede Aussagen über Immunität oder gar Herdenimmunität sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr als Spekulation.
    Dass von Herdenimmunität nicht die Rede sein kann, verdeutlichen die täglichen Erhebungen der Neuinfizierten.

    Selbst spekulativ zu glauben, 6 Millionen Menschen hätten sich bisher in Belgien infiziert und wir stünden kurz vor einer spekulativen Herdenimmunität ist blanker Unsinn.

  • Herr Schumacher behauptet: „So haben die Wissenschaftler von Sciensano wohl (mit) dafür gesorgt, dass Belgien Anfang 2020 für das Pflegepersonal keine ausreichenden Schutzmittel hatte und sind wohl (mit) Schuld am Tod einiger Menschen.“

    Was genau ist die Rolle von Sciensano?
    Wie aus der entsprechenden Webseite hervorgeht, ist es eine wissenschaftliche Institution mit beratender und koordinierender Mission, keinesfalls also ein Kontroll- oder Weisungsorgan im Gesundheitssektor:
    https://www.sciensano.be/fr/a-propos-de-sciensano/nos-produits-et-services
    (Leider nicht in der dritten Landessprache, wohl aber auf Englisch. Herr Senator, übernehmen Sie!)

    Hatte Sciensano in diesem Kontext einen Auftrag erhalten, die Masken zu überprüfen, über die Feststellung des aufgedruckten Verfallsdatums hinaus?
    Wenn ja, was hätte Sciensano tun dürfen/können? Die weitere Lagerung der Masken als unbedenklich erklären? Für wie lange? Danach selbst periodische Prüfungen vornehmen? Dazu hat das Institut aber keine legalen Mittel.
    Auch hatte es nicht die Befugnis, der Gesundheitsministerin die Auflage zu machen, die Masken umgehend zu ersetzen.

    Sciensano den Vorwurf zu machen, (Mit)Schuld am Tod von Krankenhauspatienten zu tragen, ist also geradezu grotesk.

    Wenn bei einer Kontrolle im Apothekenbereich Medikamente entdeckt werden, deren Verfallsdaten abgelaufen sind, drückt dann die Behörde auch ein Auge zu? Oder sagt, wir kommen nächsten Monat noch mal vorbei? Oder prüft selbst, ob die Pillen nicht doch noch gut sind?

    Die AFSCA erlaubt Carrefour, abgelaufenen Yoghurt im Regal zu lassen, weil der ja noch gut ist? Echt?

  • Also, Herr Schleck, dann nochmals und speziell für Sie.

    Von den 27.000.000 Masken waren 5.000.000 FFP2 Masken die effektiv ein Verfallsdatum hatten. Doch selbst „verfallene“ Masken werden von Krankenhäusern zumeist nicht einfach verbrannt, sondern sehr oft gespendet. Und um bei Ihrem Vergleich mit Lebensmitteln zu bleiben, Lebensmittel mit Mindesthaltbarkeitsdaten mögen in Geschäften ausgesondert werden, sind aber in Lebensmittelbanken sehr willkommen.

    Die 22.000.000 chirurgischen Masken hatten kein Haltbarkeitsdatum und deren Vernichtung wurde trotzdem von Sciensano der Ministerin ans Herz gelegt.

    Sciensano wurde mit der Überprüfung beauftragt und hatte sicherlich die Möglichkeit die Masken zu testen. Oder glauben Sie wirklich Sciensano durfte nur überprüfen ob die Paletten und Kartons auch schön gerade in einer Reihe standen?

    Es tut mir leid Ihr Vertrauen in die Wissenschaftler von Sciensano (die doch scheinbar lange das Zepter übernommen haben) und in die Politiker, die, wie Sie, den Wissenschaftler an den Lippen hängen, erschüttert zu haben. Sind dafür die Wissenschaftler und Politiker verantwortlich zu machen? Wohl kaum, bei beiden herrscht Narrenfreiheit und „zahlen“ tut das Volk.

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