Ein Ostbelgier macht mobil: Online-Petition zur Aufhebung der Grenzkontrollen gestartet

<p>Seit dem 18. März wird an den Landesgrenzen – wie hier in Kelmis – kontrolliert.</p>
Seit dem 18. März wird an den Landesgrenzen – wie hier in Kelmis – kontrolliert. | Foto: belga

Nicht das Land verlassen zu können, macht Lutz-René Jusczyk aus Eupen ziemlich betroffen. Denn gerade unsere Region lebe von grenzüberschreitenden Kontakten. „Im Laufe der Jahre haben wir uns auch ein Stück daran gewöhnt, dass es keine Grenzen gibt bzw. sie nur noch auf dem Papier existieren“, sagt der 44-Jährige auf GrenzEcho-Nachfrage.

Eine Fahrradtour über Landesgrenzen hinweg, ein Abstecher zum nahegelegenen Supermarkt oder ein Besuch bei Familienmitgliedern sind aufgrund der geltenden Corona-Maßnahmen zurzeit aber nicht möglich. Doch genau diese Einschränkungen seien für viele Menschen ein großes Problem.

Um dem Leiden, wie es Jusczyk selbst betitelt, ein Ende zu setzen, hat der gebürtige Paderborner, der seit 16 Jahren in Eupen lebt und über die doppelte Staatsbürgerschaft verfügt, nun eine Online-Petition lanciert. Darin fordert er ausdrücklich die „Aufhebung des Aus- und Einreiseverbotes für in Belgien lebende Personen“. Und angesichts von rückläufigen Fallzahlen plädiert Jusczyk zudem dafür, dass die Aufhebung der strikten Grenzkontrollen bei einer möglichen „Exit-Strategie“ „nicht an der letzten, sondern möglichst an der ersten Stelle steht“.

„Wir sind ein freies Land. Wir leben mitten in Europa. Ich denke, es muss auch ein Recht geben, ins Ausland zu reisen. Ich würde mir wünschen, dass der Staat mehr auf die Verantwortung der Bürger baut. Wir sind ja schließlich keine kleinen Kinder mehr und wissen, wie wir uns in dieser Situation zu verhalten haben – sowohl im In- als auch im Ausland“, erläutert Lutz-René Jusczyk seine Forderung und kreidet im gleichen Atemzug der Föderalregierung die getroffenen Corona-Maßnahmen an. Einige Regeln, wie beispielsweise das „Social Distancing“, finde Jusczyk „vollkommen richtig“, aber andere machen in seinen Augen „einfach keinen Sinn“. „Wenn ich zum Beispiel daran denke, dass Menschen, die in Deutschland oder Luxemburg arbeiten, dort nicht nach der Arbeit mal eben einkaufen gehen können, kann ich das überhaupt nicht nachvollziehen.“

Mit seiner Online-Petition scheint Lutz-René Jusczyk einigen Grenzgängern aus der Seele zu sprechen. Seit der Veröffentlichung am Sonntag haben bereits über 2.500 Leute das Bittschreiben im Netz unterzeichnet – Tendenz steigend. „Ich bin überwältigt von den bisherigen Reaktionen. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich finde es einfach großartig, dass sich so viele Menschen daran beteiligen. Ich glaube, dass wir damit etwas erreichen können. Vielleicht nicht morgen oder übermorgen, aber mittelfristig denke ich schon.“ (calü)

Die Online-Petition von Lutz-René Jusczyk ist hier abrufbar.

Kommentare

  • "Ich glaube, dass wir damit etwas erreichen können. Vielleicht nicht morgen oder übermorgen, aber mittelfristig denke ich schon.“
    Sehr geehrter Herr Jusczyk,
    die Unterzeichner dieser Petition wünschen, bzw. verlangen, dass die Grenzen umgehend wieder geöffnet werden. Mit "mittelfristig" verwässern sie das Ganze!
    Mittelfristig bedeutet was?
    Ab 03.05.2020 oder darüber hinaus irgendwann auf Beschluss der belgischen Regierung?
    Dann wären sie natürlich mit ihrer Petition immer auf der Erfolgsseite. Sie könnten darauf verweisen, dass Dank ihrer Petition die "Grenzöffnung" erreicht worden ist. Ob die Mehrheit der Unterzeichner dies so sehen?
    Ein wichtiges Teil soll nicht unerwähnt bleiben, die Einschränkungen gelten gilt für die Gesamtheit der belgischen Grenzen, nicht nur der kleine Abschnitt zu Luxemburg oder Deutschland.

  • ... sollte das zum Erfolg werden, freuen sich alle Grenzgänger..
    .. aber hier geht es um Ansteckungsgefahr und nicht um Einkaufen.. desto weniger Kontakt zu anderen Leuten, egal wo, ist nun eben mal das A und O für den Moment..also Geduld, Geduld......

  • Ich bin ein Limburger der in Antwerpen wohnt und ich habe eine Nurdachhäuschen im Feriendorf Freilingen (Blankenheim/Eifel)NRW. Seit lange Jahren kenne ich die Gegend, sowohl die Belgische als Deutsche Eifel. Jedes zweite Wochenende von Donnerstag Abend bis Montag Abend verbringe ich normalerweise im (eigenen) Ferienhaus. Mit der Familie sind wir dort zum Erhohlen vom Städtlichen Alltag, spazieren, ruhen uns aus geniessen die wunderschöne Eifel und seine Bewohnern beider Seite der Grenze. Coronagesetzgebung in Belgien verhindert uns jetzt ins Feriendorf zur Zweitwohnung (in Deutschland) zu fahren. Erstens dürfen wir nirgendwo über die Grenze, zweitens dürfen wir in Belgien (noch) nicht zur Zweitwohnung. Es könnte ja sein... dass man uns beim Heimkommen nach Antwerpen eine Quarantaine auflegt (2 Wochen…) - Schön wäre das... Im Sommer, 3 Wochen Urlaub nehmen um dann eine Woche im Feriendorf zu sein und danach noch zwei Wochen wieder in Quarantaine zu gehen (in ons 'Kot'). Wir haben uns während des Anfangs der Crise bis jetzt vorbildlch an alle Regeln gehalten und werden es in der Zweitwohnung in der kommenden Zeit natürlich auch tun. Deswegen werde ich mit viel Motivation die Online Petition unterschreiben. Hoffentlich werden die Virologen und Politiker dies auch mal lesen.

  • Herr Fritz, alles dreht sich hier (und in den inzwischen 184 Kommentaren auf BRF) nur um das bisschen DG. Wenn die alle zu grenznahen Supermärkten gingen, wäre dort schon die Holle los. Die Regel gilt für GANZ BELGIEN GLEICHERMASSEN (1450 km), da müsste dann Frau Wilmes mit Holländern (kennen Sie Baarle ?) Nordfrankreich, Deutschland luxemburg und anderen regionalen Größen sprechen, die alle unterschiedliche Kompetenzen haben. Deutschland wäre total verrammelt, wenn Laschet aus Ostwestfalen stammen würde. Diese fadenscheinigen Argumente sind lächerlich. Ich würde gerne eine Petition eröffnen, alle Flüchtlinge mit Ihren Familienmitgliedern zu vereinen, mal sehen, wer da mitmachte. Aber ICH, ICH, ICH muss meine Verwandten sehen, nach 1 Monat. Als ich 1970 nach Belgien (Bxl Raum) kam sah ich meine Eltern 3 x pro Jahr in einer Zeit, in der weder wir noch meine Eltern überhaupt nur ein Telefon oder Auto hatten, nur über handgeschriebene Briefe hatten wir Kontakt. Es geht darum, Wege zu finden, die Leute so weit wie möglich AUSEINANDER zu halten, jede Grenze ist da erstmal eine nützliche Linie. Ein bisschen über den Tellerrand schauen und die DG und vor allem sich selbst nicht als Mittelpunkt der Erde zu sehen, wäre sehr nützlich. Und wie gesagt, denken sie alle mal an die Flüchtlinge und deren Probleme, dann müsste man doch ein bisschen verständnisvoller werden können.

  • Ich kann mich den vorangegangenen Meinungen nur anschließen. Es ist für mich
    generell nicht zu verstehen, dass die Maßnahme: Grenzkontrolle im Dreiländereck ausschließlich
    nur durch Belgien aktiviert wurde.

    Mein Unverständnis begründet sich in der Tatsache, dass in den zum Dreiländereck gehörenden
    drei Ländern (Belgien, Deutschland und Niederlande) das sehr hohe Niveau der getroffenen
    Schutzmaßnahmen identisch ist. Alle drei Länder sind Mitglied der EU!

    Für mich definiert sich deshalb die Frage: Warum wurde nicht gemeinsam über zu treffenden
    Maßnahmen miteinander gesprochen.

    Damit wäre für jeden eine starke Plausibilität gewährleistet und Ich bin der festen Überzeugung,
    dass jede Person weiss, die von einem Land ins andere fahren muss, sei es der Beschäftigung wegen,
    oder aus medizinischem Grunde oder um in einem in der Nähe liegenden Markt einzukaufen,
    dass die getroffenen Maßnahmen zu beachten sind!

  • Esgar Fink
    Sie haben nicht ein stichhaltiges Argument
    Wenn Sie sich gerne einsperren lassen bitte.
    Als alte 68 Kämpferin,kann ich nur,sagen,wo die Politik Unsinn verzapft ist ziviler Ungehorsam Pflicht. Ich habe die,Entstehung der EU erlebt und noch meinen Ausweis vorgezeigt, danach den Wegfall der Grenzen gefeiert.
    Ich will nicht erleben das diese Errungenschaften die 70 Jahre Frieden bescherten von Ignoranten zerstört werden

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