Eupener Roger Brasseur lebt in China: „Man hat ein mulmiges Gefühl“

<p>Das Coronavirus beeinflusst auch das Leben in Nanning, wo Roger Brasseur lebt.</p>
Das Coronavirus beeinflusst auch das Leben in Nanning, wo Roger Brasseur lebt. | Foto: privat


Wie ist die Situation in der Stadt, in der Sie leben?


Die Situation in Nanning im Süden Chinas ist nicht zu vergleichen mit der Situation in Wuhan. Wir haben hier in Nanning nur sechs bis sieben bekannte Fälle. Das ist nichts im Vergleich zu der Vielzahl in Wuhan. Aber die Gefahr wird nicht unterschätzt. Die öffentlichen Parkanlagen sind auch in Nanning alle geschlossen worden und es gilt eine Maskenpflicht. Wenn man raus geht, muss man eine Maske tragen, sonst wird man sofort komisch angeschaut und darauf angesprochen. Jeder neue Tag bringt uns auch hier neue Maßnahmen, um dem Virus entgegenzuwirken.


Sind die Menschen beunruhigt? Beeinflusst der Virus das tägliche Leben?


Die Menschen sind natürlich von Tag zu Tag beunruhigter. Die Stadt ist in der Zeit der jetzigen Neujahrsfestlichkeiten ruhig. Das ist aber immer so. Aber von Tag zu Tag wird es noch ruhiger. Die Menschen bleiben zu Hause, sie werden auch dazu aufgerufen. Sie sollen nur herausgehen, wenn es unbedingt nötig ist: Wenn man beispielsweise etwas braucht, wie Lebensmittel. Die Welle der Reiserückkehrer, die Ende der Woche aber auch hier eintreten wird, wird mit Sicherheit alles erschweren. Es kommen 10.000 Menschen zurück in die Stadt. Wer weiß, wo sie waren und mit wem sie zusammengekommen sind. Dieses Problem stellt sich nicht nur hier, sondern im ganzen Land. Die Schulen, die nächste Woche nach dem Urlaub eigentlich wieder öffnen sollten, bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Das ist die neueste Maßnahme, die getroffen wurde.


Wie gehen die chinesischen Medien mit dem Thema um?


Die chinesische Medien gehen erstaunlich offen mit dem Thema um. Sie sind aber auch dazu aufgerufen worden. Beim Ausbruch des Viruses forderte der Präsident, man soll die Leute so schnell es geht und so gut es geht mit allen möglichem Mitteln informieren. Die Medien halten sich daran. Man bekommt im 30-Minuten-Takt im öffentlichen Fernsehen Informationen über die Ausbreitung der Krankheit.


Herr Brasseur, Hand aufs Herz: Haben Sie Angst?


Ich würde es nicht als Angst bezeichnen. Aber beunruhigt ist man schon. Zuerst war es in Wuhan, das befindet sich immerhin 2.800 Kilometer von hier entfernt. Da hatte man nicht so richtig das Gefühl, dass sich etwas tut. Wenn dann aber plötzlich in der eigenen Stadt die Menschen mit Masken herumlaufen und die Parks geschlossen werden, und weitere Maßnahmen zu spüren sind, dann hat man schon ein mulmiges Gefühl. (ag)

Hören Sie das ganze Interview unter www.radiocontactnow.be.

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