Stammzellen sind wahre Alleskönner

<p>Organoide in einer Petrischale am Berlin Institute of Health.</p>
Organoide in einer Petrischale am Berlin Institute of Health. | Foto: dpa

Menschen sind neugierig. Sie probieren aus, erfinden, wollen verstehen. Schon vor Jahrtausenden begannen Menschen, mit der Natur zu experimentieren. Sie züchteten Pflanzen und Tiere und entdeckten etwa Arzneien, um Krankheiten zu heilen. Doch bis heute haben wir nicht alles verstanden, was in unserem Körper passiert. Um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen, untersuchen Forscherinnen und Forscher die Bausteine aller Lebewesen: die Zellen.

Zellen geben vor, wie wir geformt sind und wie wir aussehen. Unser Körper besteht aus lauter unterschiedlichen Zellen, die sich für wichtigen Aufgaben entwickelt haben. Sie verwandeln etwa Stoffe in unserer Nahrung in Energie. Oder Muskelzellen sorgen für Bewegung.

Doch es gibt auch Zellen, deren Aufgabe noch nicht festgelegt ist: die Stammzellen. Mit ihnen beginnt das Leben jedes Menschen. „Im Gegensatz zu den Blutzellen oder Muskelzellen haben Stammzellen noch keine speziellen Eigenschaften“, erklärt der Experte Harald Stachelscheid. „Sie können sich in alle möglichen Zellarten entwickeln.“ Auch später haben wir noch Stammzellen im Körper. Diese Alleskönner sind für die Wissenschaft besonders interessant.

Wie in allen anderen Zellen steckt in den Stammzellen unser Erbgut. Das ist so etwas wie unser Bauplan. Er beeinflusst, wie unser Körper funktioniert. Seitdem Forscher die Sprache dieses Bauplans entschlüsselt haben, verstehen sie die Lebewesen besser. So können die Forscher etwa Stammzellen im Labor in erwachsene Blutzellen, Nervenzellen oder Hautzellen verwandeln. „Mittlerweile ist sogar möglich, was lange Zeit undenkbar war“, sagt Harald Stachelscheid: „Wir können die erwachsenen Zellen auch wieder in Stammzellen zurückverwandeln.“

Harald Stachelscheid und seine Kollegen forschen an Stammzellen. „Wir finden heraus, wie sich die Zellen entwickeln, verhalten und wie wir sie steuern können“, sagt der Experte. „Wir können auch untersuchen, was geschieht, wenn in ihrem Bauplan etwas nicht stimmt.“ Viele Wissenschaftler hoffen, dass sie mit dieser Arbeit noch besser Krankheiten heilen können. Etwa, indem sie erkrankte Zellen durch neue Zellen aus dem Labor ersetzen.

Andere träumen sogar davon, ganze Organe im Labor zu züchten. Dann könnte irgendwann einmal jemand eine neue Lunge oder ein neues Herz bekommen, wenn seines nicht richtig arbeitet. „Bis so etwas tatsächlich möglich ist, müssen wir aber noch viele Jahre forschen“, erklärt Harald Stachelscheid. „Wir müssen das Zusammenspiel der Zellen noch besser verstehen.“ (dpa)

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